Die neuen 2000er GSM-Handys

Die CeBIT verwandelt sich zunehmend in ein Konglomerat verschiedenster kleiner Messen, von denen die Handy-Messe in der Halle 26 für uns sicherlich die interessanteste ist. Beginnen wir also unsere CeBIT-Nachlese mit den neuen Handys, von denen es deutlich mehr gab, als noch vor einem Monat erwartet wurde.


Nach der Frühjahrsoffensive - siehe MOBILE TIMES Nr. 15 (>>) - werden zur CeBIT jene Handys vorgestellt, die erst im Sommer oder in der zweiten Jahreshälfte zur Auslieferung gelangen. Für Schweizer Kunden ist aber zu beachten, dass von den neuen Modellen viele nicht ihren Weg in die Schweiz finden werden.

Acer kommt nach einem ersten Abtasten des europäischen Marktes im letzten Jahr (siehe MOBILE TIMES Nr. 10 >>) jetzt mit einer komplett neuen Range. Das Unternehmen, das seine Mobiltelefone in den letzten Jahren vornehmlich in Asien verkauft hat, ist in Europa inzwischen in einigen süd- und osteuropäischen Märkten über Netzbetreiber aktiv. Für dieses Jahr plant man aber eine Expansison in den Rest von Europa. Spitzenmodell wird wohl das WAP-Handy P80 mit sehr grossem Display, Sprach- und Handschrifterkennung, Organizer etc. Daneben gab es die Dualband-Geräte D68 und D77 sowie das Singleband G70 zu sehen.

Alcatel sprang jetzt auch auf den WAP-Zug auf und stellte das «One Touch View db WAP» vor. Das Gerät benutzt den Browser von Phone.com in der Version 4.0 und WAP 1.1. Neu ist ein «schnurloses Vibrationsmodul», das sich getrennt vom Handy tragen lässt. Als Beispiel führte man Damen an, die ihr Handy in der Handtasche haben und das Modul irgendwo an der Kleidung anklipsen können.

In anderen Ländern schon länger gibt es das One Touch Gum db. Im Laufe des Jahres kommen dann noch One Touch 300, 500 und 700 nach. Alle diese Geräte sollen WAP und/oder Bluetooth unterstützen und Eingabehilfen für SMS enthalten. Spracherkennung und integrierter Organizer sind ebenfalls vorgesehen.

Audiovox stellte wieder einmal Dualband-Handys vor, dürfte aber weiter kein gesteigertes Interesse am zentraleuropäischen Markt haben, denn Informationen waren keine zu erhalten.

Benefon konnte uns diesmal - im Gegensatz zu Cannes - tatsächlich ein funktionierendes «Twin» mit zwei SIM-Kartenlesern für zwei verschiedene Netzbetreiber vorstellen. Ein neues Produkt ist «Locus» (siehe Bild rechts oben), das erste Handy mit Mobile Phone Telematics Protocol (MPTP). Zusammen mit dem ebenfalls integrierten GPS lässt sich Locus zur exakten Positionsbestimmung nutzen. Locus wird ausserdem ein eingebautes 14.4 kbps-Modem und die SMS-Eingabehilfe T9 haben. Es soll auch spritzwasserfest sein. Auf Basis dieses Gerätes wird demnächst in Finnland ein Flottenmanagement-System angeboten, die von einer neuen Benefon-Einheit namens Benefon Wireless Solutions vermarktet werden wird.

Das zweite neue Benefon-Produkt wird einfach «Q» heissen und WAP- sowie HTML-Funktionalität und einen eMail-Client in einem Gerät bieten.

Als Software findet Microsofts Mobile Internet Explorer Verwendung. Modem, Texterkennung, Organizer und Vibrator findet man selbstverständlich. Zusätzlich wird das «Q» noch das Smart Location Service von Hewlett-Packard unterstützen.

Bosch hat zwar noch neue Handys entwickelt, doch wurden sie - die Handy-Fertigung ist ja an Siemens verkauft worden - nicht mehr ausgestellt. Lediglich Prospekte des bisherigen Spitzenmodells 909s waren aufgelegt.

Ericsson erweitert seine Palette nicht nur um ein weiteres (kleineres) Outdoor-Handy namens R310s, sondern mit dem A2618 auch um ein Handy, dessen gesamte Aussenhülle auswechselbar ist. Als Studie wurde das R320s auch mit einem Titangehäuse präsentiert. Ausserdem war auch die «Ericsson Communicator Platform» zu sehen, die nicht nur einen Organizer, sondern auch ein Telefon darstellt.

Kenwood zeigte das Dualband-Handy ED628 mit Texteingabehilfe. Die Dame am Counter war aber voll überzeugt, dass das sicher für Kenwood kein Geschäft sein werde. Und Pressearbeit braucht Kenwood ohnehin nicht ...

Kyocera macht wieder einmal einen Anlauf und will sich als einer der «Global Player» im Mobilfunk aufstellen. Den Japanern ist wohl klar, dass sie im GSM zu spät angetreten sind und ausser der Nische von Dual-Mode-Geräten (GSM und Satellit) wenig erreichen werden. Doch will man jetzt beweisen, was man kann, um bei den Mobiltelefonen der dritten Generation dann wirklich zu punkten.

An «echten» GSM-Geräten gab es daher das GSM-Handset, das in den Iridium-Adapter von Kyocera passt, zu sehen. Ausserdem wurde ein Dualband-GSM-Handy gezeigt, das optische Ähnlichkeit mit den in Japan ausgelieferten PHS-Handys hat. Mit dem weltweit ersten mobilen Bildtelefon nach japanischem Standard zeigte man, was man mit «Global Player» meinte.

Maxon, in der Schweiz durch PM Tarding vertreten, zeigte die neuen Singleband-Handys MX-6869 und MX-6879 sowie ein neues Dualband-Gerät Freja MX-6811.

Motorola zeigte im wesentlichen die bereits im Januar vorgestellten neuen Modelle. Dennoch gab es einige Sensationen: An der Spitze steht das erste Triband-GPRS-Handy mit WAP-Unterstützung Timeport P7389i. Das ebenfalls brandneue V.2288 besitzt nicht nur einen WAP-Browser, sondern auch ein integriertes UKW-Radio, und das bereits vorgestellte, aber jetzt erst lieferbare erste TalkAbout T2288 besitzt jetzt ebenfalls einen WAP-Browser. Einen speziellen Gag hat man sich für das V.2088 einfallen lassen: Der Nutzer kann es so programmieren, dass bei Anrufen bestimmter Personen Dipslay und Tastatur in einer vorher festgelegten Farbe aufleuchten.

Nokia folgt diesmal Ericsson und startet ebenfalls in den Outdoor-Markt. Das 6250 ist wasser-, stoss- und staubfest, kann kurzfristig untergetaucht werden und ist natürlich WAP-fähig. Für Weltreisende gibt es jetzt nicht nur bei Ericsson und Motorola ein Angebot, sondern auch bei Nokia: 8890 nennt sich das «Telefon für den Weltreisenden», das in den beiden Frequenzbereichen 900 MHz und 1900 MHz funkt und im eleganten Gehäuse des bekannten 8850 steckt.

Das neue Nokia-WAP heisst 6210 und unterstützt auch HSCD bis zu 43.2 kbps.

Panasonic hat sich für das Jahr 2000 eine ganze Reihe neuer Geräte vorgenommen. Vom GD32 bis zum GD93 reicht die Palette. Ziemlich rasch sollte das GD52 kommen, das als besonderen Gag die Möglichkeit bietet, jeden beliebigen Sound aufzunehmen und als Rufsignal zu benutzen. Die Worterkennung T9 ist eingebaut, vorprogrammierte Nachrichten sind gespeichert und die bereits bekannte Handsfree-Möglichkeit von Panasonic ist ebenfalls vorhanden.

Ebenfalls serienfertig ist das GD92, das - neben den erwähnten Funktionen des GD52 - einen eMail-Client besitzt, vier verschiedene Farben für die Beleuchtung des Displays anbietet, einen Anrufvibrator enthält und Sprachaufzeichnung ermöglicht. Das erste WAP-Handy von Panasonic wird GD93 heissen und weniger als 90 Gramm wiegen.

Sagem zeigte - neben den bereits von der Genfer Telecom und aus Cannes bekannten Neuheiten - auch ein GPRS-Handy im Gehäuse des MC850.

Samsung: Das MP3-Handy ist jetzt als GSM SGH-M100 (Bild) lieferbar. Auf der CeBIT zeigte der Hersteller, das er den 32-MB-Speicher nicht nur für Musikdateien verwenden kann: Man kann zum Beispiel auch Excel- oder Word-Dateien im Handy speichern und am Reiseziel wieder in einen anderen PC herunterladen. Eine andere Idee ist es, einen Tonband-Sprachkurs zu speichern, um unterwegs seine Sprachkenntnisse aufzufrischen.

Das SGH-2400 steht - ebenso wie das SGH-A100 - kurz vor der Auslieferung. Eine Version des A100 wird A110 heissen und laut Samsung das kleinste WAP-fähige Handy der Welt sein. Ein funktionsfähiges Muster war bereits in Cannes zu sehen. Ausserdem kündigte Samsung während der CeBIT ein GPRS-Handy an, das den GPRS-Protokoll-Stack von Optimay, einer Lucent-Tochter, einsetzen wird.

Siemens: Nach dem WAP-Feuerwerk in Cannes, bei dem C35i und S35i abgefeuert wurden, kam diesmal die Outdoor-Variante der 35er-Serie zum Einsatz: Das ebenfalls WAP-fähige M35i.

Dieses Handy ist für den aktiven Freizeit-Menschen gedacht und daher gegen Staub, Stoss und Spritzwasser geschützt. Und wie das C35i kann es auch Pictogramme mit SMS an andere Siemens-Handys verschicken. Eine Vereinbarung mit Yahoo! macht es möglich, dass alle WAP-Handys des Herstellers gleich mit einem Lesezeichen für dieses Portal ausgestattet sind. Ausser Telefongebühren fallen keine Yahoo!-Gebühren an.

Sony ist nach kurzer schöpferischer Pause wieder da und stellte gleich zwei neue Dualband-Geräte vor. Das CMD-C5 (links) erinnert äusserlich an das CMD-C1 und hat auch die gleiche Jog-Dial-Funktionalität. Darüber hinaus gibt es die T9-Texteingabe und - Sonys Spezial-Trick - den «Manner-Key», der es ermöglicht, mit einem Tastendruck zwischen einmal Klingeln, Vibrationsalarm oder Stummschaltung umzuschalten. Das «3D-Menü» zeigt sechs Symbole für häufig benutzte Funktionen wie SMS, Kalender, Rechner, Wecker und Euroumrechner.

Das neue Sony-Spitzenmodell heisst CMD-Z5 (Bild rechte Seite oben) und fällt mit 82 Gramm in die Klasse der leichtgewichtigen Winzlinge. Auch dieses Gerät verfügt über Jog-Dial, allerdings mit Bewegungsmöglichkeit in fünf Richtungen: Hinauf, hinunter, vorwärts, rückwärts und drücken, T9-Texteingabehilfe, 27 Klingeltöne (bis zu drei davon kann man selbst komponieren), Terminplaner usw.

Ausserdem wird das Z5 den Mobile Explorer von Microsoft erhalten, der WAP und HTML darstellen kann.

Telit nennt sich jetzt der italienische Hersteller Telital. Zur CeBIT präsentierte er drei neue Handys, die sich durch ein ungewöhnliches Design auszeichnen. SAT600 nennt sich ein Dual-Mode-Gerät für GSM 900 und Satellitentelefonie via Globalstar.

Das neue Dualband-Handy 900/1800 mit interner Antenne heisst Gm 410D. Nach Angaben des Herstellers sorgt die spezielle Richtcharakteristik der Antenne dafür, dass der Körper des Benutzers von möglichst wenig Strahlung getroffen wird.

Der flotte Titel «The Call & Roll Project» basiert auf der Integration von Dualband-GSM und einem FM-Stereo-Radio. Das Ergebnis nennt sich GM 910 (rechts) und kann gespeicherte Radiostationen anzeigen. Der Sprachspeicher «Voice Memo & Voice Dial» kann bis acht Minuten Konversation speichern oder bis zu vierzig Sprachwahlen. Das Gerät wird auch Data-on-Board haben, was bedeutet, dass man nur eine RS-232-Verbindung zu schalten braucht. Das Projekt enthält auch die T9-Eingabehilfe, unterstützt einen optionalen WAP-Browser für SMS- und CSD-Verbindungen und bietet auch noch drei Spiele.

Trium beginnt sich nach gewissen Schwierigkeiten tatsächlich als eigene Marke zu etablieren. Der erst seit einem Jahr aktive Anbieter kommt in diesem Jahr mit weiteren Erweiterungen seiner Produktpalette, die bei den Kunden sicher auf Interesse stossen werden. Die beiden neuen Modelle Mondo und XS gehören in die Klasse der SmartPhones und sind WAP-fähig.

Die bisherigen Modelle wurden weiterentwickelt: Mit dem Geo-GPRS wurde eines der ersten GPRS-Handys gezeigt. Schon verwendbar ist das Geo-@, das man nach dem Wunsch der Trium-Mannschaft «Geo-WAP» aussprechen soll, womit auch schon der Einsatzzweck klar wird. Neu sind auch die Einsteigermodelle Laser und Luna.

Das Top-Modell Cosmo - bereits vor einem Jahr angekündigt - ist jetzt tatsächlich verfügbar. Ehrlich sind die Mitsubishi-Leute: Die Inkompatibilität zweier Chips war die Ursache der Verspätung.

Für die Zukunft plant Trium - gemeinsam mit «Cambridge Positioning Systems» (CPS) - die Integration der Positionsbestimmungs-Software in seine GSM-Handys.

Voxson ist ein australischer Hersteller aus Queensland, der bisher mehr im Analogbereich tätig war. Die Firma produziert nach eigenen Angaben sowohl in Australien als auch in Asien. Auf der CeBIT zeigte man erstmals in Europa ein GSM-Handy. Der Dualband-Erstling heisst Spectrum und ist nach Herstellerangaben WAP-fähig, besitzt die T9-SMS-Eingabehilfe, kann Daten mit 14.4 kbps übertragen usw.

Ausserdem bewarben die Leute aus «Down-Under» auch eine «Voxson-GSM-Engine», ein GSM-Dualband-Modul (40 × 50 × 8,2 mm), das auch die Basis der Voxson-Handys ist. Angepriesen wird es auch zum Einbau in Organizer, Fernwirkeinrichtungen, Terminals aller Art, die über GSM angebunden werden können usw.

Die Australier haben auch Singleband-GSM im Angebot. Die Modelle nennen sich Exclipse und Stealth. Der Unterschied besteht lediglich darin, dass Stealth im Gegensatz zu Eclipse auch EFR unterstützt.

Franz A. Köttl/fwk


Valid HTML 4.01! Text © 2000 by Mobile Times
HTML © 2000-2002 by Mobile Times