Interview mit «Panasonic Telecom»-GM Bill Magee

«Panasonic Handys sind deutlich auf der Überholspur ...»

Wenn man bei Schweizer Mobilfunk-Teilnehmerinnen und -Teilnehmern nach bekannten Handy-Marken fragen würde, dürfte sehr bald der Name Panasonic fallen. Besonders seit drei Netzbetreiber hierzulande im Mobilfunk aktiv sind, hat es Panasonic geschafft, an der Spitze der Mobiltelefon-Lieferanten mitzumischen. Diese Stärke schien der Redaktion ein interessanter Grund, mehr über die Marke Panasonic, die Generalvertretung John Lay Electronics AG in Littau sowie die Marketingaktivitäten zu erfahren. Der General Manager für den Telecom-Bereich Bill Magee und damit Verantwortlicher für den Vertrieb der Panasonic-Mobiltelefone stand MOBILE TIMES (MT) Red' und Antwort.


MT: Herr Magee, wenn man von Ihren in die Schweiz importierten Mobiltelefonen spricht, hört man manchmal die Markenbezeichnung «Panasonic», aber auch «Matsushita». Was ist da der Unterschied?

Magee: Matsushita Electric ist ein globales 70-Milliarden-Dollar-Unternehmen mit Markennamen wie Panasonic, Technics, National, Ramsa und Quasar. Die Firma ist weltweit im Bereich der Elektronik tätig und arbeitet heute praktisch mit allen renommierten Elektronikherstellern zusammen. Dabei ist das technologische Know how und die hohe Anzahl weltweiter Patente für dieses Unternehmen besonders charakteristisch. Die Produkte werden aber auch direkt unter eigenen Markennamen verkauft. Die Marke Panasonic ist zweifellos die wichtigste und weltweit ein sehr gutes Erkennungszeichen für hochstehende Qualitätsprodukte.

MT: Seit wann sind Sie hierzulande Generalvertreter für Panasonic-Handys?

Magee: Zusammen mit John Lay Electronics wurde die Marke Panasonic in den letzten 40 Jahren in der Schweiz etabliert. Im Bereich der Mobiltelefonie übertrug Matsushita in den 80er Jahren den Vertrieb an die auf Fahrzeugelektrik spezialisierte Transmark. Im Zuge des technologischen Fortschritts kamen immer mehr tragbare Geräte auf den Markt, die nichts mehr mit Fahrzeugelektrik gemeinsam hatten, und die Absatzzahlen stiegen explosionsartig an.

Der erste Durchbruch in der Schweiz gelang dann durch den gemeinsamen Vertrieb durch Transmark und John Lay. Das Littauer Unternehmen verkaufte immer grössere Stückzahlen, baute einen professionellen Kundendienst auf und übernahm im Juli 1996 den alleinigen Vertrieb in der Schweiz.

MT: Welche Modelle führen Sie heute in Ihrem Sortiment?

Magee: Es klingt wahrscheinlich sonderbar, aber ich muss gestehen, dass wir zur Zeit keine Geräte anbieten. Mit anderen Worten waren die Modelle EB-GD90, GD50 und GD30 aufgrund der enormen Nachfrage per Ende Mai völlig ausverkauft. Aber das gilt nur für wenige Tage, denn noch in diesem Monat kommt das erste Internet-Produkt Panasonic EB-GD92 auf den Markt. Es bietet als Besonderheit eine eMail-Einrichtung, mit der sich 40 A4-Seiten à 1'000 Zeichen in ein paar Sekunden abrufen lassen. Zur weiteren Ausstattung zählen unter anderem ein 6-zeiliges Display, vier verschiedene Hintergrundbeleuchtungen, ein Gewicht von nur 77 g und Talk-/Standby-Time von 210 Minuten bzw. 160 Stunden. Der Kaufpreis wird agressiv und - wie bei Panasonic-Handys üblich - kundenfreundlich gestaltet. Er beträgt 499 Franken.

Einen Monat später führen wir das Panasonic EB-GD52 auf dem Schweizer Markt ein. Dabei geht es uns darum, auch die Benutzer anzusprechen, die von modernster Technologie profitieren wollen, ohne dabei über jedes Feature verfügen zu müssen. Dies ermöglicht uns, auch ein interessantes Preis-/Leistungs-Verhältnis zu offerieren. Der Kaufpreis für diese Modell beträgt 349 Franken. Diesen beiden Mobiltelefonen wird dann bald auch das EB-GD93 folgen - Panasonics erstes WAP-fähiges Mobiltelefon.

MT: Umfasst Ihr Produktportfolio im Telekom-Bereich auch noch andere Angebote?

Magee: Ja, und zwar DECT Schnurlos-Funktelefone und ISDN-Teilnehmervermittlungsanlagen mit bis 156 Anschlüssen - ein Bereich übrigens, wo Matsushita weltweit die Nummer drei ist.

MT: Wie bezeichnen Sie das Verhältnis zu den Mobilfunkbetreibern in der Schweiz?

Magee: Ein Handy funktioniert nur so gut wie das Mobilfunknetz und umgekehrt. Erst zusammen wird die Leistungsfähigkeit für den Konsumenten voll nutzbar. Wir haben deshalb mit allen Mobilfunkbetreibern in der Schweiz eine sehr enge Partnerschaft.

MT: Gibt es aus Ihrer Sicht irgendwelche Unterschiede zwischen den Netzbetreibern?

Magee: Nein, und ich erwähnte ja bereits unser gutes Einvernehmen mit allen Mobilfunkbetreibern. Lassen Sie mich hier noch die Sicht der Handy-Benutzer nennen: Gemäss einer Marktuntersuchung beurteilten die Benutzer die Netzbetreiber nach folgenden Kriterien: Hohe Netzabdeckung, günstige Telefonkosten, kostengünstige Handys bei der Carrier-Wahl, sympatisches Image, Geschenk bei der Carrier-Wahl, gute Gesprächsqualität, viele Roaming-Verträge, günstiges Kombiangebot mit Festnetzbetreiber sowie Zusatzleistungen wie Gratis-SMS.

MT: Wie ist Ihr Vertrieb aufgebaut?

Magee: Wir haben in der Vergangenheit darauf geachtet, einen professionellen Vertrieb aufzubauen. Dabei unterscheiden wir zwischen Enduser-Kunden, Partner-/Händler-Kunden und Netzbetreiber-Kunden. Für alle diese Bereiche verfügen wir über eigenständige und erfahrene Spezialisten.

MT: Können Sie die prozentualen Anteile Ihrer verschiedenen Vertriebskanäle nennen?

Magee: Es sind uns alle Partner sehr wichtig, in der Tat haben sich jedoch einzelne Partner mit besonders hohen Verkaufszahlen etabliert. So realisieren wir beispielsweise mit zehn Kunden 55% und mit weiteren 1'900 Partnern 45% des Handy-Umsatzes.

MT: Seit einigen Jahren nehmen Panasonic-Handys den 4. Rang hinsichtlich der Marktanteile ein. Sicher streben Sie den 3. Rang an. Was werden Sie dafür unternehmen?

Magee: Unsere Zielsetzung ist die langfristige und kontinuierliche Verbesserung unserer Marktposition. Wir haben uns von einer «Insider»-Marke zu einem Hauptanbieter im Schweizer Markt entwickelt. Aus marktstrategischen Überlegungen kann ich Ihnen heute und jetzt leider keine Details nennen.

MT: Es ist zu beobachten, dass Panasonic nicht unbedingt als erster Mobiltelefon-Hersteller mit Neuheiten auf den Markt kommt. So ist es auch bei WAP-fähigen Handys. Warum ist das so?

Magee: Was die Frage der technischen Innovation betrifft, verfolgen wir eine sehr eigenständige Politik: Obwohl wir in verschiedensten Technologien über viele Patente verfügen, sind wir oft nicht die ersten, die ein Produkt auf den Markt bringen. Was jedoch auffällt: Wenn wir mit neuen Trends auf dem Markt erscheinen, sind diese Geräte besonders ausgereift. Nur so konnten wir erreichen, dass Qualität und Zuverlässigkeit unserer Produkte schon fast legendär sind. Wir werden deshalb auch in Zukunft nicht die ersten sein, weil wir durch grossangelegte Feldversuche mit Anwendern nicht nur die Qualität, sondern auch den praktischen Nutzen für Benutzer sicherstellen wollen.

MT: Also müssen Interessenten noch lange auf Panasonic WAP-Handys warten?

Magee: Wir werden noch vor Weihnachten das WAP-fähige Mobiltelefon Panasonic EB-GD93 vorstellen. Selbstverständlich wird es dann auch lieferbar sein.

MT: Ihr sichtbarer Erfolg auf dem hiesigen Markt könnte vielleicht eines Tages dazu führen, dass Matsushita selbst die Vertriebsaktivitäten in der Schweiz übernimmt. Haben Sie diesbezüglich keine Befürchtungen?

Magee: Die Partnerschaft mit Matsushita beschränkt sich nicht nur auf den Bereich der Mobiltelefonie. Seit 40 Jahren ist John Lay Electronics der Matsushita-Partner in der Schweiz. Wir dürfen sagen, dass es uns besonders gut gelungen ist, die Produkt- und Preisvorteile sichtbar zu machen. Im internationalen Vergleich - auch mit Matsushita-eigenen Firmen - nehmen wir einen Spitzenplatz ein. Die Nase haben wir sogar vorne, wenn es um den Umsatz pro Kopf der Bevölkerung geht. Es dürfen deshalb sowohl unsere Kunden als auch unsere Vertriebspartner weiter auf die gemeinsame Unterstützung von Matsushita und John Lay Electronics zählen.

MT: Sprechen wir noch über die Zukunft. Welche Philosophie verfolgt Matsushita hinsichtlich Tripleband- und Dualmode-Geräten?

Magee: Hier richten wir uns eindeutig nach den Wünschen der Konsumenten. Zur Zeit verspüren wir noch nicht den Druck, als dass wir mit letzter Konsequenz Tripleband- oder Dualmode-Handys in der Schweiz einführen müssten. Das gleiche gilt übrigens auch für andere Länder in Europa. Einer der Gründe sind die interessanten Roaming-Verträge, die ein Provider auch mit den USA abschliessen kann, und beim Dualmode muss Benutzern absolut verständlich gemacht werden, warum sie sich für diese Technologie entscheiden sollten, und scheinbar ist dies bis heute noch nicht gelungen.

MT: Welche Handy-Neuheiten sind von Matsushita kurz- und mittelfristig zu erwarten?

Magee: Multimediale Telekommunikation kann nur mit Hilfe von Infrastrukturen für Hochgeschwindigkeits-Breitbandnetze stattfinden. Um den Weg dorthin zu ebnen, ist Matsushita unter anderem aktives Mitglied in den bedeutendsten Komitees für Normen und Entwicklungen von Telekommunikationssystemen, nämlich mit Symbian, Nortel und British Telecom. Aus diesen Allianzen werden eine Vielzahl fantastischer Produkte hervorgehen - so etwa eine tragbare Stereoanlage im Miniformat, mit der sich im Web surfen und auch telefonieren lässt, oder ein kleines, EPOC-kompatibles Gerät mit Farbbildschirm, das die gesamte Palette der Internet-Dienste zugänglich macht. Diese Produkte nenne ich nur als kleinen Einblick in das zu erwartende Panasonic-Sortiment von Matsushita. (Siehe auch im nächsten Heft: «Ein Blick hinter die Panasonic-Kulissen gewährt». Die Redaktion).

MT: Was bedeutet das für den Mobilfunk?

Magee: Die kommenden Monate und Jahre werden eine rapide Veränderung der Technologie der Mobilfunksysteme von der zweiten zur dritten Generation bringen. Bei der Multimedia-Übermittlung beginnt die mobile Internet-Revolution wirklich erst in der ersten Hälfte des nächsten Jahres, wenn zuerst GPRS und innerhalb eines weiteren Jahres auch W-CDMA auf den Markt kommen.

MT: Können Sie die zeitliche Abfolge neuer Produkt-Ankündigungen genauer definieren?

Magee: Die zeitliche Situation bei Matsushita sieht folgendermassen aus:
* Phase 1: GSM + WAP (2. Generation) im Jahr 2000
* Phase 2: GSM + GPRS/EDGE (2.5. Generation) im Jahr 2001
* Phase 3: W-CDMA (3. Generation) im Jahr 2002 - UMTS vorausgesetzt

MT: Geht es etwa in diesem Tempo mit Panasonic-Produkten weiter?

Magee: Ja, in der Tat. Unsere Kunden dürfen auch weiterhin von Matsushita innovative und ausgereifte Panasonic-Qualitätsprodukte erwarten, die sich die Mehrheit der Bevölkerung auch leisten kann.

Und so kann ich abschliessend klar behaupten: Panasonic Handys sind deutlich auf der Überholspur ...

MT: Im Namen unserer Leserinnen und Leser bedanke ich mich herzlich für das offene Gespräch.

Interview: Friedrich W. Klappert,
Fotos: Marcel Infanger


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