Handytest

Die w@p-Monster kommen!

Fast jeden Monat haben wir uns gefreut, dass noch leichtere und kleinere Handys auf den Markt gekommen sind. Bei WAP läuft es umgekehrt, denn man benötigt ja möglichst grosse Displays, um die Inhalte darzustellen, und grosse Displays muss man eben unterbringen.


Ein WAP-Handy ist bereits in vernünftigen Stückzahlen auf dem Markt und weitere werden bald folgen. Unser Testlabor in Wien hat ein Serienmodell des Nokia 7110 und ein Vorserienmodell des Ericsson R320s ausführlich in beiden österreichischen WAP-Diensten (A1 und max.) getestet. Der Test mit max.w@p war kürzer, weil dieser Dienst ist erst am 1. März startete ist.

Während die Dienste, sobald man sie einmal eingerichtet hat, selbsterklärend sind, ist das bei den Handys nicht ganz der Fall. Und die Handbücher schweigen sich zum Thema WAP aus - allerdings auf unterschiedliche Weise.

Riesen-Handys?

Das erste, was sofort auffällt: Beide WAP-Handys sind deutlich grösser als ihre WAP-losen Geschwister aus dem gleichen Haus. Vergleichen Sie doch einmal:

Wenn Sie also nicht unbedingt «WAPen» wollen, dann gibt es bei beiden Herstellern kleinere und elegantere Geräte, die fast alle Wünsche erfüllen können, die man an ein modernes GSM-Handy haben kann.

Beide Geräte bieten einen etwas unterschiedlichen Zugang zur Problemlösung. Daher besprechen wir die Geräte hier auch nicht einzeln, wie wir das sonst tun, sondern lassen sie im direkten Vergleich gegeneinander antreten.

Dimensionen und Design

Optisch ist das Nokia gedrungener, während das Ericsson lang und flach ist. Real ist das Nokia dicker und kürzer als das Ericsson. Die Breite ist bei beiden praktisch gleich. Das Ericsson-Display ist in den physikalischen Abmessungen kleiner als das Nokia-Display. Das Nokia verschenkt aber am Rand sehr viel Platz und man stellt erstaunt fest, dass am blauen Ericsson-Display acht Zeichen mehr Platz finden. In der Zeilenzahl sind beide Geräte mit vier gleich.

Im Handling unterscheiden sich beide schon aufgrund der Konstruktion. Beim Nokia gleitet die Klappe durch einen Druck auf den auf der Rückseite befindlichen Knopf nach unten und gibt die Tastatur frei. Man kann auch die Tastatur getrennt sperren, was aber meist nicht nötig ist.

Beim Ericsson liegt die Tastatur frei, kann aber - wie bei allen Ericssons - durch einen Menübefehl automatisch gesperrt werden. Ein Druck auf die «C»-Taste mit nachfolgendem «YES» gibt sie wieder frei.

Das Ericsson ist leichter - wir haben 102 g gegenüber 154 beim Nokia gemessen -, das Nokia wirkt allerdings durch die geschwungene Form aber ebenso leicht. Den Unterschied merkt man erst, wenn man beide Geräte in der Hand hat.

Bei der Standby-Zeit haben wir im praktischen Betrieb keine aufregenden Unterschiede festgestellt; leichte Vorteile allerdings für Nokia.

Das W@pen

Vorläufig sehr grosser Vorteil für Nokia: Bei den meisten Anbietern in Europa kann man sich per SMS die Installation schicken lassen, die sich auf einen weiteren Knopfdruck installiert. Beim Ericsson muss man noch selbst Hand anlegen und die Werte selbst eingeben. Die Netzbetreiber haben allerdings versprochen, für jedes WAP-Handy, das in den regulären Handel kommt, ein entsprechendes SMS-Skript bereitzustellen.

In diesem Zusammenhang ein Blick in die Handbücher: Bei Nokia kommt das Kürzel «WAP» im Inhaltsverzeichnis nicht vor. Die entsprechenden (eher sehr knappen) Informationen findet man unter «Dienste». Beim Ericsson hingegen findet man WAP schon im Inhaltsverzeichnis. Die Beschreibung ist allerdings für Laien schwer zu verstehen - beim Nokia ist durch die Menüführung das Verständnis etwas leichter. Bei beiden Handbüchern sollte man sich mehr darauf verlassen, dass der Netzbetreiber entsprechende Skripts zur Verfügung stellt. Wer sein Internet am PC selbst installiert hat, wird aber die Installation der gewünschten WAP-Verbindung sehr einfach finden.

Ein kostenmässiger Unterschied ist uns aufgefallen: Beim Ericsson kann man einstellen, nach welcher Wartezeit die Verbindung automatisch abgebrochen werden soll.

Die Telefone

Natürlich sind beide Geräte vollwertige GSM-Handys für die Frequenzbänder 900 und 1800 MHz, nur das Format erinnert an die Anfangsjahre von GSM. Kleiner Unterschied: Das Nokia unterstützt E-GSM noch nicht. Beide besitzen eine voll funktionsfähige Infrarot-Schnittstelle sowie einen Anrufvibrator. Mit Ericsson und Nokia kann man Visitkarten über die Infrarot-Schnittstelle austauschen. Die Funktion «Zweite Sprachleitung» bzw. ALS wird von beiden Geräten unterstützt.

Auch die Organisation des Alltaglebens erleichtern beide Handys durch einen integrierten Kalender, der an Termine, Gedenktage usw. erinnern kann. Einen Wecker haben beide selbstverständlich ebenso wie einen Rechner. Hilfe bieten ebenfalls beide Geräte in Form eines nach einiger Wartezeit erscheinenden Textes bei dem jeweils angewählten Menüpunkt an.

Nicht alles ist aber gleich: Für SMS besitzt das Nokia eine Eingabehilfe mit vier Wörterbüchern (Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch). Das Ericsson hat eine solche Eingabehilfe nicht, doch kann man Sonderzeichen dadurch ansprechen, dass man mit dem Lautstärkeschieber an der Seite durch ein «Buchstabenmenü» fährt. Das Ericsson hat wieder ein sogenanntes «Code-Memo», einen durch ein zusätzliches Codewort geschützten Bereich, in dem man seine diversen PINs, TANs und sonstigen Codes ablegen und bei Bedarf nachsehen kann. Es glänzt auch mit Sprachwahl und - in Kombination mit der Freisprechanlage - ebenfalls mit Sprachsteuerung.

Die Spiele unterscheiden sich ebenso: Ericsson bietet Tetris und Solitaire, während Nokia mit Snake II, Rotation, Racket und Opposite gleich vier Spiele mitbringt. Ericsson kontert wieder mit dem Zusatz einer Stoppuhr, die auch Zwischenzeiten speichern kann.

Unser Resummée

Bei Redaktionsschluss war nur das Nokia 7110 am Markt, doch wenn dieses Heft bei Ihnen ist - oder jedenfalls bald danach - wird es auch das Ericsson R320s im Handel geben. Das Ericsson kann sich aber als starker Herausforderer etablieren. Beide Geräte arbeiten relativ stabil, sind aber vor gelegentlichen Hängern (die auch netzbedingt sein können), nicht gefeit. Der reine Telefonpart ist davon aber nicht betroffen. Das Nokia hat den Vorteil der SMS-Eingabehilfe. Das Ericsson ist leichter und besitzt Sprachwahl. Ob man den Nokia-Navi-Roller oder die vier Menütasten des Ericsson vorzieht, ist Geschmacksache. Beim Display hat Ericsson durch die bessere Ausnützung (mehr Zeichen) Vorteile. Die blaue Displaybeleuchtung ist wieder eine Frage des persönlichen Geschmacks. Bei den Messungen hat das Nokia besser abgeschnitten, aber das Ericsson war noch ein Vorserien-Modell, weshalb diese Werte hier nicht interpretiert werden sollen.

Für Hosen- oder Brusttasche sind beide Handys zu gross. Aber irgendwo findet sich sicher noch das gute alte Handytäschchen ...

Franz A. Köttl/fwk

Einige Messwerte

SollwerteEricssonNokiazum Vergleich
R320s
(Muster!)
7110Bestwerte
bisher
Gerät
Gewicht in Gramm-10215482Ericsson T28s
ohne Akku-7410060Ericsson T28s
E-GSM-JANEIN--
RMS-Phase (deg)0 - 7,54,132,510,61Motorola L7089
Peak-Phase (deg)0 - 22,511,758,244,75Motorola L7089
Frequenzfehler (Hz)-115 - +1159,8925,67-14,44Philips Genie Dualband
Burst-Länge (µs)543 - 563555,67554,78554,78Ericsson T10s, T28s, Nokia 7110
RMS-Phase (deg)0 - 8,53,513,301,52Alcatel OT easy db
Peak-Phase (deg)0 - 23,511,1711,047,84Alcatel OT easy db, Motorola L7089
Frequenzfehler (Hz)-230 - +230-12,8914,78-9,56Samsung SGH-2200
Burst-Länge (µs)543 - 563554,00551,78554,00Ericsson T28s, R320s


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