Stift- und Tastatur-basierte Organizer

In the Palm of your Hand

Zunehmende Mobilität bedeutet auch einen steigenden Bedarf an mobiler Computerleistung. Die Lösungen auf dem Markt sind schon sehr ansprechend. Farbdisplays sind bei vielen Geräten - trotz ihres höheren Stromverbrauchs - bereits Standard, und die ersten Muster für die Zukunft gibt es auch bereits.


Die Welt der Organizer oder auch persönlichen digitalen Assistenten (PDAs) hat sich in den letzten Monaten sehr rasch verändert. Die CE-Welt hat auch hierzulande Gewinne und Verluste zu verzeichnen gehabt.

Verschwunden sind bei den Stift-basierten Geräten die Ninos von Philips, One touch COM von Alcatel und Everex Freestyle. Dafür hat sich das CE-Angebot von Compaq ebenso verbreitert wie das von Casio. Andererseits gab es bei Hewlett-Packard keine «Palm-Neuheit». Casio hält neben der CE-Entwicklung auch nach wie vor an der eigenen Linie fest, die weiter fortgeführt wird und mit neuen Modellen glänzt. Von den Handhelds mit proprietären Betriebssystemen mussten wir auf die Handhelds von Alcatel, Olivetti und die Sonderform des REX PC-Card-Franklin verzichten. Dafür verzeichnen wir hier Neuzugänge von Royal und C-Pen. Die Welt der Palms und die der EPOC-Rechner ist gewachsen. Von Palm selbst gibt es fünf Rechner, darunter erstmals einen mit Farbdisplay. Dazu kommen der IBM Workpad, der ebenfalls auf das Palm OS setzt.

Der erste Stift-basierte EPOC-Rechner kommt demnächst von Ericsson und ist gleichzeitig ein GSM-Telefon. Er steht damit von Anfang an einiger Konkurrenz gegenüber. So dem Motorola P1088, das vor allem damit glänzen wird, dass es einen Browser nicht nur für WAP-Seiten, sondern auch für HTML-Seiten besitzt. Das P1088 wird das erste Smartphone, das ausschliesslich auf Java basiert. Die wesentlichen Software-Bestandteile und die Synchronisation stammen von der durch Motorola übernommenen Starfish Software.

Im Angebot der Tastatur-basierten PDAs hat es weniger Änderungen gegeben, sind doch lediglich zwei Geräte neu hinzugekommen, nämlich das Modell Siemens IC 35 und Royal daVinci - beide allerdings mit proprietären Betriebssystemen.

Game over für Palm?

Während der CeBIT zeigte Symbian, die gemeinsame Firma von Nokia, Ericsson, Matsushita (Panasonic), Motorola und Psion unter der Bezeichnung «Quartz», wie man sich bei Symbian die Zukunft eines PDA vorstellt: Ein PDA, der ein Mobiltelefon ist - oder umgekehrt.

Das Interface sieht sehr stark wie das des Palm aus. Das Muster-Design ist im Tablett-Stil mit zwei bis vier Knöpfen. Es besitzt keinen File-Manager und das farbige Display mit einer Auflösung von 320 × 240 Pixel («Viertel-VGA») ist rein an Anwendungen orientiert.

Das Gerät soll genug Leistung haben, um Multimedia Playback (MPEG, MP3) oder Videokonferenz zu unterstützen. Als Mobiltelefon benötigt man entweder den «Knopf im Ohr» oder - beinahe futuristisch - einen Bluetooth-Kopfhörer. Mit Bluetooth kann man das Gerät sogar in der Tasche stecken lassen, weil sich Anrufe auch sprachgesteuert annehmen lassen.

Die IDC-Analystin Jill House meinte zu diesem Design: «If I was Palm I would be beside myself with panic. In Europe, where there's a good wireless infrastructure, the competition is pretty much over.» Der Preis, den Europäer für ihr Mobiltelefon bezahlen, kann nämlich von Palm nicht unterboten werden: 0 in jeder Währungseinheit. Europäer erhalten ja ihre Mobiltelefone mehr oder weniger geschenkt - Subvention für Neukunden-Akquisition heisst das. Und die Ericsson-Leute, die das erste funktionsfähige Modell zeigen konnten, meinten eben, dass dieses Gerät genau wie bisherige Mobiltelefone - also durch subventionierte Vertragsabschlüsse - unter das Volk kommen werde.

Diese «Wireless Internet Devices» (WIDs) werden unter der Annahme, dass es nur zehn Prozent der Kunden haben wollen, bereits 2003 weltweit eine Stückzahl von rund 100 Millionen erreichen. Zum Vergleich wies ein Symbian-Vertreter darauf hin, dass Palm derzeit zwei bis drei Millionen Geräte pro Jahr verkauft.

In den USA sollte es für Symbian aber härter werden, weil es ja keinen einheitlichen Netzstandard gibt, die Netze noch Flickwerk sind und das Roaming zwischen den einzelnen Betreibern teuer ist. Meint jedenfalls Jill House und gibt damit Palm eine gute Chance im Heimatmarkt.

Der Börsengang von Palm könnte ein weiteres Erfolgsgeheimnis werden: Wer Aktien von Palm hat, wird kaum ein Konkurrenzprodukt kaufen. Und im CDMA-Bereich, der in den USA den grössten Marktanteil von allen digitalen Standards hat, gibt es ja sehr wohl Palm-Handys.

Ein anderer Schlag für Palm kommt aber von der Heimatfront: IBM kündigte am 15. Februar an, dass man gemeinsam mit Symbian Software entwickeln wird, die Symbian-WIDs und Communicators den Webzugang und den Zugang zu Firmennetzen erleichtern soll, wobei sich IBM speziell den Fragen der Sicherheit widmen will.

Deutsch-Japanische Herausforderung

Während die meisten Branchengrössen auf Symbian bzw. EPOC setzen, scheint Siemens im Verbund mit Casio einen anderen Weg gehen zu wollen. Auf der CeBIT zeigt man das Muster eines Geräts, das möglicherweise «Andromeda» heissen wird (Bild linke Seite oben) und im Prinzip aus einem japanischen Cassiopeia-Rechner und deutschen Mobilfunk-Innereien besteht. Im Ansatz wirkt «Andromeda» genau so wie die Communicator-Plattform von Ericsson. Die wesentlichen Unterschiede, die zwischen Windows CE und EPOC bestehen, werden durch optische Ähnlichkeit natürlich nicht aufgehoben. Aber mit dieser Studie setzt Siemens offensichtlich auf Windows CE als Betriebssystem für seine Smartphones. Das war ja bisher nicht wirklich klar, denn bislang hatten sich die Münchner ja noch nicht entschieden.

Der Vater aller Handhelds

Ganz geschlafen hat Palm natürlich nicht - ganz im Gegenteil: Ein wahres Feuerwerk an Neuheiten prasselte auf die interessierten Besucher hernieder. Im nächsten Heft werden wir uns ausführlich mit den neuen Palm-Rechnern beschäftigen. Für diesmal - sozusagen als kleiner Vorgeschmack - ein Bild des Palm IIIc mit seinem Color-Display. Ach ja - und Schützenhilfe von Kodak gibt es für den Palm ebenfalls: Die neue PalmPix-Kamera.

Die Marktübersicht

Auf den nächsten beiden Seiten finden Sie die aktuelle Zusammenstellung aller Tastastur-und Stift-basierten Organizer, die hierzulande erhältlich sind. Die Tabelle enthält alle wesentlichen Funktionsmerkmale, so dass wir hier die gesamte Organizer-Palette präsentieren können.

Franz A. Köttl/fwk


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