Immer leichtere Projektoren:

Mini-Beamer im Vormarsch

Bei gleicher Lichtstärke sinkt das Gewicht von Digitalprojektoren immer mehr ab. Die Preise sind zwar nicht im Keller, aber dennoch so weit gesunken, dass man bereits daran denken kann, einen Beamer für daheim anzuschaffen.


Der Trend lässt sich recht einfach darstellen: In unserer Übersicht vor einem Jahr wog der leichteste Projektor (InFocus LP 425) noch 3.1 kg. Der gewichtigste «Portable» brachte beinahe 10 kg auf die Waage. Jetzt wiegt der Spitzenreiter Compaq MP-1600 weniger als zwei Kilogramm und liefert dennoch 1024 × 768 Bildpunkte mit 600 Lumen.

Daher haben wir für unsere Tabelle (Seite 22f) auch eine neue Einteilung durchgeführt, die sich nicht an der Auflösung, sondern am Gewicht orientiert. Als «Ultraportabel» bezeichnen wir alle Beamer unter drei Kilogramm. Nächstes Jahr wird diese Grenze wohl - wie von Compaq vorexerziert - bei zwei Kilogramm liegen. Als Portabel stufen wir Geräte zwischen drei und fünf Kilogramm ein, und schliesslich finden wir Geräte mit fünf bis sechs Kilogramm Gewicht immer noch als «Tragbar».

Die Technik

Die älteste Technik heisst CRT (Cathod Ray Tube = Kathodenstrahlröhre) und verwendet dasselbe Funktionsprinzip wie Fernseher und Computer-Monitore. Projektoren mit dieser Technologie haben drei Bildröhren für die Grundfarben Rot, Blau und Grün. Sie schaffen kontrastreiche, grossformatige Bilder, haben aber auch ein Gewicht von 50 kg oder mehr, warum sie nur als stationäre Geräte in Frage kommen.

TFT (Thin Film Transistor = Dünnfilmtransistor) kommen auch bei Notebook-Bildschirmen zum Einsatz. Auf einem grossen Chip entspricht jeder Transistor einem Bildpunkt. Die Transistoren sperren das Licht - oder nicht. Hinter jedem Transistor sitzt ein Farbfilter für die Farben Rot, Blau oder Grün, und das Ganze wird von hinten beleuchtet. Bei Projektoren gibt es noch die Variante mit drei TFT für jede Grundfarbe, wobei die Lichtbündel in der Optik zusammengeführt werden.

TFT liefern sehr klare Bilder, da jeder Punkt ständig leuchtet - die Bildwiederholfrequenz ist praktisch unendlich - und sehr schnell schalten kann. Es gibt aber zwei Nachteile: Zum einen der Preis, denn schon ein SVGA-Bildschirm hat 3×800×600 = 1'440'000 Transistoren, und bei einer Fehlerquote von eins zu einer Million heisst das ein bis zwei defekte Bildpunkte pro Wafer. Je strenger man Bildschirme mit einzelnen Fehlpunkten aussortiert, desto teurer wird es.

Der zweite Nachteil sind die Stromzuführungen, die jeder Transistor benötigt. Bei Notebooks fallen sie nicht auf, aber wenn man das Bild riesengross an die Wand wirft, so stören die schwarzen Linien zwischen den Bildpunkten.

PS-TFT (Polysilizium Thin Film Transistor) ist eine Weiterentwicklung von TFT, die auf Polysilizium basiert. Der Unterschied ist eine höhere Lichtdurchlässigkeit der Transistoren, wodurch bei gleicher Lichtquelle das Bild heller wird.

DRI (Digital Reflected Imaging = Digital Reflektierte Bilderzeugung) ist ein System von Pioneer, mit dem die störenden Leiterbahnen vermieden werden. Dazu werden die Transistoren statt lichtdurchlässig reflektierend gestaltet und die Leiterbahnen auf die Rückseite des Chips verlegt. Die Lichtausbeute steigt von etwa 70% auf rund 95%.

DMD (Digital Micromirror Device = Digitales Mikrospiegel Gerät): Während bei DRI die reflektierende Oberfläche auf elektrischem Wege nicht-reflektierend gemacht wird, gibt es auf dem DMD-Chip für jeden Bildpunkt einen Spiegel, der das Licht entweder zur Optik hin reflektiert, oder davon weg. Dieses System von Texas Instruments hat einen ähnlichen Gewinn an Lichtausbeute wie DRI. Die praktische Anwendung von DMD heisst DLP (Digital Light Processing = Digitale Lichtverarbeitung). Wahlweise verwendet man drei DMD-Chips, von denen jeder mit einer der drei Grundfarben angeleuchtet wird, oder nur einen, der abwechselnd mit Rot, Blau und Grün beleuchtet wird. In diesem Falle gibt es natürlich wieder eine Bildwiederholrate, da ein Bildpunkt ja nicht dauernd ausgeleuchtet ist. Der Vorteil von DLP gegenüber DRI ist, dass die reflektierende Oberfläche auch die erheblichen Lichtmengen, wie sie für Grossprojektoren nötig sind, verkraften kann. Kein Wunder, dass immer mehr Hersteller auf diese Technologie umsteigen, die InFocus erstmals im vergangenen Jahr einsetzte.

Die Lichtausbeute wird also ganz wesentlich von der Technologie des Chips (was natürlich für CRT so nicht gilt!) beeinflusst. Der andere Faktor ist die Lampe, denn auch der beste Chip kann nur maximal so viel Licht durchlassen, wie die Lampe liefert. Wer schon einmal länger mit Projektoren gearbeitet hat, der weiss, dass mit der Dauer des Betriebes die Lichtleistung der Lampe absinkt. Daher wurde in den letzten Jahren sehr intensiv an der Technologie der Lampen gearbeitet.

Die früher als Standard eingesetzten Metalldampf-Lampen wie Quecksilber Hg leuchten etwa 2'000 Stunden, die Helligkeit lässt nach rund 1'000 Stunden nach. Lichtstarke Projektoren sind dennoch oft mit Metalldampflampen sehr hoher Leistung bestückt. Die seit etwa einem Jahr auf dem Markt befindlichen UHP- bzw. UHE-Xenon-Lampen sind deutlich langlebiger und liefern eine relativ konstante Helligkeit über die gesamte Lampenlebensdauer von 2'000 bis 4'000 Stunden - in Einzelfällen auch länger. UHP steht übrigens für Ultra High Performance und wurde erstmals von Philips vorgestellt. SID Lampen von Osram sind nach Angaben von Fachleuten sehr farbneutral, haben jedoch nur eine Lebensdauer von etwa 1'000 Stunden.

Auflösung

Vom Chip hängt die Anzahl der Pixel ab. Diese Zahl entscheidet über die Bildqualität. Es gibt zwar bereits Projektoren mit einer Auflösung von 180'000 Pixel, aber interessant wird es erst ab etwa 900'000 Pixel, denn damit ist bereits VGA -Auflösung (640 × 480) möglich. Das bedeutet, das die bei uns übliche Farbfernsehnorm PAL voll übertragen werden kann, was in den meisten Anwendungsfällen bereits ein mehr als zufriedenstellendes Ergebnis bringt.

Beamer mit 1024 × 786 können dann nicht nur ein perfektes Videobild darstellen, sondern sind schon sehr gut datentauglich. Ausserdem sind sie auch in der Lage, ein 16:9-Videobild ohne Datenverlust darzustellen. Geräte mit einer realen Auflösung von 1280 × 1024 sind dann überhaupt die Spitze, kommen aber bei unseren mobilen Beamern (noch?) nicht vor.

Kontrastverhältnis

Darunter versteht man den Unterschied zwischen der hellsten und der dunkelsten Stelle im Bild. Die Werte moderner Beamer liegen meist zwischen 1:150 und 1:350. Hersteller von DLP-Geräten geben gelegentlich Kontrastverhältnisse von bis zu 1:500 an, was jedoch in der Praxis meist unrealistisch ist.

Leider eignet sich dieses Verhältnis nur bedingt als Kriterium für die Videotauglichkeit eines Beamers. Wenn man den Beamer für Video verwenden will, sollte man sein Bild allenfalls mit einem «echten» Videobild vergleichen.

Gerätewahl

Grundsätzlich gilt zwar, dass die Auflösung des Projektors nie hoch genug sein kann, aber optimal ist, wenn die Datenquelle (PC, Notebook, Video) und der Projektor die gleiche Auflösung besitzen. Zwar behaupten die meisten Hersteller, dass ihr Projektor die Daten komprimiert, was häufig einfach ein zusammengestauchtes Bild bedeutet. Schlimmer noch: Manchmal wird das Bild auch einfach so abgeschnitten, dass es in die vorgegebene Auflösung passt. Vor einem Kauf sollte man sich daher den gewählten Projektor so präsentieren lassen, wie man ihn selbst dann einzusetzen gedenkt.

Um Video farbig darstellen zu können, benötigt man eine «Codiertechnik». Unser PAL-Farbsystem verwendet unter anderem eine Verschachtelung der Farbe (C=Chroma) mit der Helligkeit (Y=Luminance). Der Farbhilfsträger mit 4.43 MHz wird als Referenz ebenfalls übertragen. Der Eingang für YC ist besser bekannt als S-VHS-Schnittstelle und bei vielen Projektoren vorhanden. Für TV-Video braucht man dann eigentlich nicht mehr.

Kommt das Signal aus dem Computer, handelt es sich meist um ein RGB-Signal. RGB steht für die Farben Rot, Blau und Grün. Dieser Eingang ist aber für TV-Videoquellen meist nicht verwendbar, weil Video mit einer Frequenz von 15.625 kHz arbeitet, während RGB mit 31.5kHz oder mehr arbeitet.

Abhängig von den geplanten Videoquellen muss also auch festgestellt werden, ob der gewünschte Projektor auch in der Lage ist, deren Signale störungsfrei zu verarbeiten.

Keystone-Korrektur

Wenn es nicht möglich ist, den Strahl des Projektors senkrecht auf die Leinwand auftreffen zu lassen, wird das Bild trapezförmig. Diesen Effekt nennt man Keystone-Effekt. Moderne Projektoren können diesen Effekt elektronisch oder durch eine Veränderung der Optik kompensieren. Das heißt dann Keystone-Korrektur.

Beachten Sie bitte bei unserer Tabelle, dass einige Hersteller die Keystone-Korrektur für so selbstverständlich halten, dass sie nicht direkt angegeben haben, dass ihre Geräte diese Korrektur beherrschen. Fragen Sie also bei einer Kaufentscheidung nach, wenn sie glauben, dass Ihr Projektor eine Keystone-Korrektur brauchen wird.

Optik

Die Einstellung des Brennpunktes bzw. die Scharfstellung der Optik ist für den Erfolg einer Präsentation natürlich wichtig. Bei seltenen Transporten oder bei einem fixen Standort spielt die Möglichkeit, elektronisch am Gerät oder per Fernsteuerung einzustellen, weniger Rolle, als bei ständig wechselnden Einsatzorten. Zu berücksichtigen ist auch die Art des Vortrages. Geht etwa der Vortragende gerne durch den Raum, dann wird er eine Fernsteuerung sehr zu schätzen wissen. Ist eine eigene Person zur Bedienung des Projektors vorgesehen, dann reicht es vollkommen, wenn das Gerät vor Ort manuell einzustellen ist.

Neben dem Chip und der Lampe ist eben die Optik des Projektors eine der drei Hauptbestandteile.

Worauf man noch achten sollte

Es ist also gar nicht ganz so einfach, den richtigen Projektor für den eigenen Bedarf zu finden. Daher werden wir uns in den nächsten Ausgaben einige der besonders portablen und mobilen Geräte ansehen und anschliessend über unsere Erfahrungen berichten.

Franz A. Köttl/fwk


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