WAP - WAP - WAP

Einmal im Jahr trifft sich die Mobiltelefonbranche in Cannes, um über die Trends der nächsten Jahre zu diskutieren. Quasi so nebenbei werden auch neue Produkte vorgestellt.


Frankreichs Lokalmatador Alcatel startete seine Werbung auf ziemlich originelle Weise: Eine Rotte Berufsdemonstranten zog durch Cannes, schwenkte Tafeln und schrie in bester Demonstrantenmanier «WAP - WAP - WAP - Alcatel!», und das war wohl symbolisch für diesen Kongress: WAP ist offensichtlich das Hauptthema der nächsten Saison.

Dieses nützte auch Siemens, um seine neuen WAP-Handys C35 und S35 vorzustellen. Das S35 hat sehr stark abgerundete Formen und eine integrierte Antenne. Es ist sehr kompakt und leicht. Was sofort auffiel: Das Farbdisplay ist weg. Einfach spurlos verschwunden. Was noch auffiel: Connect-Leser sind reingefallen, denn das dort im letzten Heft abgebildete neue Siemens-Handy war in Wahrheit ein Fotomontage aus dem im Internet gezeigten Display und den bisherigen Siemens-Handys. Das nur als Anmerkung.

In der zweiten Preisebene kommt das C35 mit einem durchaus eigenwilligen und interessanten Design, allerdings mit Antenne. Beide neuen Siemens-Handys sind WAP-fähig! Das heisst, dass es jetzt auch bei den billigen Handys WAP gibt. Oder zumindest ab Anfang April, denn dann werden die neuen Siemens-Produkte lieferbar. Schon früher wird der bereits zur Telecom in Genf vorgestellte IC 35 kommen: Anfang März.

Siemens wird in diesem Jahr 30 Millionen Handys ausliefern und plant für 2001 eine Verdoppelung dieser Zahl.

WIM statt SIM?

WAP bringt nicht nur neue Handys, sondern auch neue Abkürzungen. WIM ist eine davon und steht für WAP Identity Module. Eine WIM sieht auf den ersten Blick wie eine SIM aus, und natürlich dient sie auch dazu, den Telnehmer gegenüber dem Netzwerk zu identifizieren. Sie wird aber eine Reihe zusätzlicher Sicherheits- und Personalisierungs-Funktionen bieten, die WAP-Handys in ein personalisiertes Internet-Tool verwandeln. WIM ist ein Vorschlag, der von der Oberthur Card Systems kommt.

Inzwischen beginnt sich auch das GSM-MoU zu verändern. Das kleine Sekretariat in Dublin wird zu einem echten Zentrum mit CEO und Direktoren ausgebaut sowie um ein Büro in London erweitert. Zusätzlich zum CEO wird es (vorläufig) acht Direktoren für Services, Terminals, Roaming, Rechnungswesen, Gesundheit und Sicherheit, 3. Generation, Öffentlichkeitsarbeit etc. geben.

Ob die WIM wirklich kommt, wird sich zeigen. Inzwischen haben sich jedenfalls vier wichtige SIM-Kartenfirmen - Gemplus, Giesecke & Devrient, ORGA und Schlumberger - zur SIMalliance zusammengeschlossen und verfolgen einen etwas anderen Weg: Einen offenen Standard zu entwickeln, der die Einführung von WAP-Diensten beschleunigt und dabei bestehende Infrastrukturen besser ausnutzt.

Das erste Produkt nennt sich SIM @lliance Toolbox (S@T) und ist eine neue Spezifikation für die Übertragung von WAP-Diensten zu GSM-Phase2+-Handys, die das SIM Applikation Toolkit unterstützen.

Mehr Frage als Antworten

Die Einführung von WAP wirft natürlich auch Fragen auf, die zum grossen Teil noch nicht beantwortet sind. Die wichtigste dieser Fragen lautet: «Wer zahlt?», denn schliesslich wollen auch die sogenannten Content-Provider - die Anbieter der Inhalte - von etwas leben. Wie sollen die WAP-Einnahmen aufgeteilt werden? Werden die Netzbetreiber auf einen Teil ihrer Kontrollmöglichkeiten verzichten, um den Kunden Zugang zu einem umfangreicheren Angebot zu ermöglichen? Was bedeuten Markennnamen? Bei dieser Frage divergieren die Meinungen ganz gewaltig. Ein Vertreter von Nokia stellte während seines Vortrages die Frage «Wer ausser echten Internet-Fans kennt schon Yahoo?» Beinahe zeitgleich kündigte Siemens eine sehr enge Kooperation mit Yahoo an, damit Besitzer von Siemens-Handys besser informiert sind und begründete das gleichzeitig mit dem hohen Bekanntheitsgrad von Yahoo!

Mehr über Cannes im nächsten Heft.

fak/fwk


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