Mobil ins Internet

Das Internet ist heute in aller Munde. Aber wie kommt man von unterwegs dorthin? Wir haben uns angesehen, was heute schon möglich ist.


Diesmal wollten wir es genau wissen. Wie komme ich mit Handheld-Computern am schnellsten und einfachsten ins Internet? Zu diesem Zweck haben wir uns gleich eine Batterie von Testkandidaten zusammengestellt: An Organizern wurde der HP Jornada 420, der Ericsson MC16 und natürlich der Psion5 aufgeboten. Den kommunikativen Teil sollten Ericsson SH 888, Nokia 8810 und Siemens S25 übernehmen.

Das erste Testgerät war auch das kleinste: Der HP Jornada 420, ein stiftbasierter Windows CE Rechner, über dessen sonstige Eigenschaften ein ausführlicher Testbericht im nächsten MOBILE TIMES zu finden ist.

Windows braucht Treiber

Zunächst erlebten wir eine herbe Enttäuschung: An der Infrarotschnittstelle akzeptiert der Jornada nur einen Computer zwecks Synchronisierung. Durch keinen Trick konnten wir ihn dazu überreden, für eine Dialup-Verbindung ein Modem anderswo als an der Schnittstelle COM1 - dem Stecker - zu akzeptieren.

Erst ein Anruf bei der HP Hotline brachte uns weiter. Man schickte uns per E-Mail ein Programm namens IrDAMdM.SH3.cab, das auf den Jornada zu installieren wäre. Für den Normalsterblichen, der keine Verbindung zur Pressestelle von HP hat, ein mühsames Unterfangen. Auch haben wir uns die drei mitgelieferten CDs mehrmals durchgesehen, konnten aber keine Spur dieses Programms finden, das Modems an der Infrarotschnittstelle akzeptiert. Wenn man aber bedenkt, dass die Verbindung zum Handy via Infrarot unterwegs das einfachste ist, sollte man die Treiber doch von Anfang an auf dem Gerät installiert haben.

Nachdem der Treiber installiert war, konnten wir dann aber die Verbindung über das Handy zum Internet einrichten. Welche Einstellungen wir dabei für die Infrarotschnittstelle vornahmen, lasen wir aus dem Handbuch des jeweiligen GSM-Handys. Wo das Handy keine speziellen Wünsche äusserte, liessen wir die Basiseinstellungen stehen.

Das nächste Problem war: Welche Internet-Verbindung? Da wir die Tests in Wien vornahmen, entschieden wir uns für das A1Pocket-Net, da unser eigener Provider eine GSM-Einwahl über max hat, und unsere max.karten noch nicht für Daten freigeschalten sind, da dies ja leider nicht via SMS oder Internet, sondern nur über den Postweg geht. Und da war dann A1 die sparsamere Variante.

Der Versand von E-Mails ging dann, sobald die Installation abgeschlossen war, relativ problemlos von sich. Relativ deshalb, weil sich der Jornada zweimal während der Identifikation durch den Mail-Server aufhängte und ein Druck auf die Reset-Taste notwendig war. Im dritten Anlauf klappte es dann aber. Und zwar sowohl mit dem Siemens- als auch mit dem Ericsson-Handy. Man darf nur nicht vergessen, auf dem Gerät die Infrarotschnittstelle einzuschalten und die Übertragung von Sprache auf Daten umzustellen. Dann kommt noch die Spielerei, eine Stelle zu finden, an welcher der Empfang des GSM-Netzes stark genug ist, und dabei gleichzeitig die beiden Infrarotausgänge von Organizer und Handy aufeinander auszurichten.

Leider funktionierte das Surfen im WWW nicht. Das lag aber nicht an der Verbindung, sondern an Windows CE: Davon gibt es nämlich zwei verschiedene Versionen: - «Handheld» und «Palmsize». Und während die Handheld-Version den Pocket-Internet-Explorer enthält, der Surfen gestattet, gibt es bei Palmsize nur Channels, die beim Abgleich mit dem Desktop von diesem heruntergeladen werden. Surfen unterwegs ist damit nicht möglich.

Noch lustiger wurde es, als wir den Jornada mit dem Nokia testen wollten. Die Verbindung war ja schon eingerichtet, und wir wechselten nur die SIM-Karten aus. Das Nokia hat aber eine Stromsparfunktion, welche die Infrarotschnittstelle nach einiger Zeit wieder abschaltet. Und diese «einige Zeit» war genau während der Anmeldung beim Server. Dadurch meldete der Jornada dann «keine Verbindung vorhanden», während das Handy den Gesprächskanal weiterhin offen hielt.

Der vorinstallierte Handheld

Einfacher war es mit dem Ericsson MC16, da dieses Gerät mit dem umfangreicheren WindowsCE für Handheld PC ausgestattet ist. Die Installation einer Verbindung gestaltete sich daher genauso wie bei einem Desktop - ein Vorgang, der uns schon gut bekannt ist.

Der erste Durchgang mit dem Ericsson SH888 gestaltete sich ebenfalls ohne Einschränkungen, wie nicht anders zu erwarten, wenn man zwei Geräte derselben Firma verwendet. Sowohl das Versenden von E-Mail als auch der Abruf einer Webseite lief glatt ab.(Übrigens: Für http://www.mobile-times.co.at/ benötigten wir inklusive Anmelden und Abmelden 3 Minuten und 6 Sekunden.)

Zusätzlich ist auf dem MC16 noch Ericsson-eigene Software für SMS und Fax vorhanden. Damit lassen sich ohne eine Internet-Verbindung à la A1 Pocket Net, max.online oder ONEnet Nachrichten versenden. Diese werden automatisch in eine oder mehrere SMS-Nachrichten umgewandelt und dann entweder als eine SMS an ein GSM-Handy oder als Fax an ein Faxgerät gesandt. Der erste Teil davon - das heisst die Umwandlung in SMS-Nachrichten und das Versenden funktioniert auch klaglos. Der zweite Teil aber nur teilweise, denn das SMS-Center von A1 leitet SMS-Nachrichten nur an GSM-Handys weiter, hat aber nicht die Software, um aus den SMS wieder eine Faxmeldung zusammenzufügen und dieses an ein Faxgerät weiterzuleiten. Bei dem Versuch, es doch zu tun, bekommt man eine SMS mit der freundlichen Aufforderung, doch nur an Telefonnummern, die mit +43664 beginnen, eine SMS zu senden.

Software für das Handy

Beim Siemens und beim Nokia hatten wir kein Glück - wenn auch aus gänzlich unterschiedlichen Gründen: Das Nokia hat wiederum die IR-Verbindung kurzerhand beendet, nachdem der Verbindungsaufbau abgeschlossen war, aber noch bevor es dieses Faktum dem Organizer mitgeteilt hat. Das Siemens wiederum erkannte zwar, dass es per Infrarot Daten zugesendet bekommt, konnte sich aber nicht dazu aufraffen, diese als Anordnung zum Wählen zu betrachten. Dieser Zustand wurde auch durch die Verwendung des im Handbuch des S25 angeführten Initialisierungsstring nicht verändert.

Die Webpage von Nokia hat uns über die unerklärliche Infrarotverweigerung unseres Nokia 8810 aufgeklärt: Für Netzwerkverbindungen, E-Mail oder Internet über das Nokia 8810 ist eine Betriebssoftware Version 4.05 oder neuer erforderlich. Dank der Tastenkombination *#0000# konnten wir feststellen, dass unser Gerät, das eines der ersten ist, die es in Österreich gab, unter der Version 3.01 läuft und sich damit nicht für Netzwerkdienste eignet. Selbst wenn wir die geeignete Software auf dem Handy gehabt hätten, wäre es trotzdem nicht so einfach gegangen, da man auf der Webpage auch einen Treiber für die Infrarotschnittstelle des Computers herunterladen muss. Nachdem wir diesen installiert hatten, blieb die Infrarotverbindung zwischen Organizer und Nokia zwar stabil, aber E-Mails konnten wir natürlich noch immer nicht verschicken.

EPOC unterwegs

Damit wir nicht nur Windows-Geräte testen, haben wir uns auch noch am Psion Serie 5 versucht, für den es nun auch einen Internet-Browser gibt. Die Installation läuft wie gehabt - das heisst man muss Adresse, Passwort, Mailserver und Domainserver eintippen - und dann kann man loslegen. Das Versenden von E-Mail hat wie bei allen Geräten tadellos funktioniert, und auch der Zugang zum Internet blieb uns nicht verschlossen. Einziger Wermutstropfen: Auf dem Psion ist der Kontrast geringer als auf dem Ericsson, wodurch Webseiten mit farbigen Schriften schlechter lesbar sind. Eine mögliche Lösung wäre hier natürlich ein Organizer mit Farbdisplay, aber deren Standby-Zeiten sind derzeit noch so gering, dass sie für einen wirklich mobilen Einsatz kaum geeignet sind.

Michael Köttl/fwk


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