GSM-Praxis

Skandinavien

Skandinavien ist nicht nur das Reich der Mitternachtssonne, sondern auch die Region Europas mit der höchsten Handydichte. Kein Wunder, sind doch zwei der wichtigsten Handyhersteller - Ericsson und Nokia - in Skandinavien beheimatet.


Das Wort «Skandinavien» geht vermutlich auf eine Latinisierung einer alten Form des Namens für Schonen zurück, der südlichsten Landschaft Schwedens. In Skandinavien selbst meint man mit dem Wort «Skandinavien» in der Regel nur die drei Länder Schweden, Norwegen und Dänemark. Im übrigen Europa wird jedoch auch Finnland dazugezählt. Ausserdem verwendet man in Skandinavien den Begriff «Norden», zu dem dann auch Island gezählt wird.

Hauptsächlich existieren enge freundschaftliche Bande zwischen den skandinavischen Nachbarn. Es gibt sogar eine Vereinigung mit dem Namen «Norden», die sich zum Ziel gesetzt hat, das Zusammengehörigkeitsgefühl der Skandinavier zu verbessern und für die Zusammenarbeit auf verschiedenen Bereichen zu wirken.

Auf bestimmten Gebieten ist die Konkurrenz jedoch weiterhin intensiv, vor allem, wenn es um Sport geht. Norwegen besitzt heute einen grossen Vorsprung in den alpinen Wettbewerben. Dafür sind Finnen und Schweden im Eishockey oder in der Leichtathletik harte Gegner. Zahlreiche Beispiele für Zusammenarbeitsprojekte findet man in der Wirtschaft. Ein Beispiel der Kooperation ist die «Skandinavische Exportzeitung», wo man gemeinsam Flagge zeigt. Zwei der grössten skandinavischen Banken - Nordbanken (Schweden) und Merita (Finnland) - schlossen sich 1998 zu Skandinaviens grösster Bank zusammen, Merita Nordbanken. Vor kurzem entschieden sich auch die staatlichen Telefongesellschaften Telia (Schweden) und Telenor (Norwegen) für eine Fusion.

Falls man zusätzliche gemeinsame Nenner für die nordischen Länder sucht, wären sie wohl die Nähe zur Natur und heute - die Liebe zum Handy. In den eher dünn besiedelten Staaten, Dänemark ist hier eine Ausnahme, erweist sich das Mobiltelefon als ein sehr praktisches und viel genutztes Gerät; die Marktdurchdringung liegt von zwischen 40% in Island bis 58% in Finnland, das heisst Weltspitze.

Land der Handys

In Skandinavien haben führende Mobiltelefon-Hersteller wie Nokia oder Ericsson ihren Ursprung. Es ist daher kein Wunder, dass das Angebot an Geräten und Serviceleistungen fast unerschöpflich ist. Angefangen von Rufumleitungen und Konferenzgesprächen bis zu SMS-Nachrichten und seit kurzem GSM-Postkarten.

Das Versenden einer GSM-Karte geht ganz einfach vor sich. Die Karte kommt per Post ohne Briefmarke. Der Handy-User wählt die Karte vorher aus, schreibt Name, Adresse und seine Nachricht und schickt das Ganze an eine Servicenummer. Weltweit kostet eine solche Karte 8,90 FIM.

Island mit Touriosteninfo

An die ausländischen Roamer denkt der neue isländische Betreiber «TAL». Beim Anruf von 686INFO oder 689 9000 bekommt man Informationen über Sehenswürdigkeiten, Veranstaltungen oder Essen in Reykjavík. Dieser Dienst ist kostenlos für Roamer auf dem Netz von TAL. Seit Anfang Mai 1998 ist TAL Konkurrent von Iceland Telecom. TAL hat rund 74 Angestellte, von denen 27 im Bereich Customer Care eingesetzt sind. Hauptaktionäre von TAL sind unter anderem «Western Wireless International», eine Tochtergesellschaft der «Western Wireless Corporation» und «The Iceland Broadcasting Company».

Die Preise von TAL sind denen von Iceland Telecom ähnlich. Bei TAL zahlt man um 500 ISK Grundgebühr, 22 ISK pro Minute am Tag und 10 am Abend und zum Wochenende; bei Iceland Telecom sind es 550 ISK Grundgebühr und 18 ISK bzw. 13 ISK.

Prepaid in Dänemark

Hohe Beliebtheit geniesst die im Vorjahr von Iceland Telecom eingeführte Prepaid-Card. In Dänemark gewann Tele Danmark im ersten Quartal nach der Karten-Premiere 40'000 Card-Kunden. Auch die dänische Mobilix hat ein Prepaid-Angebot. Das Produkt nennt sich «Mobilix Mayday» und ist für 100 oder 250 Dkr zu haben. Nun kündigt auch die finnische Sonera eine Prepaid-Card an.

Schweden im Sommer billiger

Im allgemeinen stehen neue Anwendungen und zusätzlicher Service im Mittelpunkt der Angebote der skandinavischen Betreiber. Telia Schweden lockt mit günstigen Sommertarifen: Am Abend und zum Wochenende zahlt man nur die Hälfte. Für Sportfans gibt es übers Handy die aktuellen Golf- und Fussball-News.

Eine interessante Gebührenalternative bietet Comviq. Es handelt sich um ein in der Monatspauschale eingeschlossenes Guthaben, das bei Nichtausnutzung in den nächsten Monat übertragen werden kann. Spricht man allerdings mehr als die laufende Monatspauschale plus allfälliger Überträge aus Vormonaten, wird weiter normal abgerechnet, zum Beispiel 5.50 Skr pro Minute am Tag während der Woche oder 1.- Skr zum Wochenende. Für Studenten gibt es 20% Ermässigung.

Norwegen mal zwei

In Norwegen bietet NetCom eine aufladbare Karte für 500 Nkr mit 550 Nkr Gesprächsguthaben. Erhältlich ist sie bei 7Eleven, Klart Svar und anderen NetCom Verkaufsstellen. Auch eine Kombi-SIM-Karte gibt es: 2 verschiedene Abos, 2 Nummern, 2 Mobilboxen und natürlich 2 Rechnungen. Anders machen es die Dänen: Die sonoDuo der Firma Sonofon beinhaltet eine Nummer für zwei Telefone, zum Beispiel ein festes GSM-Autotelefon und ein Handy.

GSM seit 1988

Das älteste GSM-Netz der Welt baute die finnische Firma Radiolinja, die 1998 ihr 10jähriges Jubiläum feierte. Radiolinja hat eine ganze Palette von Angeboten für Handy-User. Die neue Tandem-Verbindung verspricht eine sehr preisgünstige Kommunikation zu einem vom Benutzer definierten Nahbereich und zu anderen Radiolinja-Verbindungen. Tandem ist ein Dualband-Service für das ganze Land. 1998 liefen über Radiolinjas Netz doppelt so viele Gespräche wie im Vorjahr, und die Anzahl der gesendeten Nachrichten wuchs um das Sechsfache. Ende 1999 beginnt Radiolinjas Tochtergesellschaft Globalstar Finnland mit Satellitenservice für Nordeuropa und die baltischen Länder.

Um in der immer härter werdenden Konkurrenz zu bestehen, muss man sich was Neues einfallen lassen. So entstand unter anderem die anfangs erwähnte Postkarte von Sonera. Auch eine stärkere Präsenz von Sonera im Ausland macht sich bemerkbar; zum Beispiel stellte sich Sonera Deutschland auf der diesjährigen CeBIT vor. Und Soneras neues Produkt, eine Art Siegel, bei der eine Verschlüsselung einer Handy-SIM-Karte die digitale Unterschrift und die Übersendung von Nachrichten gewährleistet, scheint ein Erfolg zu werden. Sowohl europäische, amerikanische als auch asiatische Firmen haben ihr Interesse an diesem Produkt der SmartTrust Einheit gezeigt.

Kein Leben ohne Handy

Es scheint, dass ein Leben ohne Handy in Skandinavien bald undenkbar ist. Auch in Finnland nimmt man gerne das Handy überall mit, sogar ins Kino oder Theater. Aber vor der Vorstellung wird das Theaterpublikum über Lautsprecher an das Abschalten erinnert und hält sich auch daran. Im Kino befassen sich mehrere Werbespots mit dem Thema «Handy abschalten», die zum Teil von Firmen gesponsert sind. So fliegt beispielsweise ein Vampir in einem Schloss herum und sucht nach eingeschalteten Geräten.

Gewiss hat sich sowohl das Berufs- als auch das Privatleben in den skandinavischen Ländern geändert. Die Bewohner sind flexibler geworden, erreichbarer, aber vor allem gesprächiger ...

Gunilla C. Vyskovsky/fwk


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