GSM-Praxis

TÜRKEI

780'576 km² türkische Staatsfläche stehen den zwei türkischen Netzbetreibern zum Ausbau zur Verfügung. Das sehr beliebte Urlaubsland der Österreicher und Schweizer hat sich vor dem Aufbau von GSM-Netzen nicht verschlossen, und die Anbieter stehen in Qualität und Leistung ihren europäischen Kollegen (Betreibern) um nichts nach.


Wie schon erwähnt, teilen sich derzeit zwei Betreiber den türkischen GSM-Kuchen auf. Einerseits ist dies die teilweise staatliche «Turkcell» und die private Gesellschaft «Telsim Mobil Telekomuniksyon Hiz.A.S». Turkcell begann den Betrieb des 900-MHz-Netzes im Februar 1994, doch gleich darauf aktivierte auch Telsim die Antennen, nämlich im Mai 1994.

Bezüglich Netzausbau sind beide Betreiber fast gleich auf, wenn auch Telsim ein klein wenig die Nase vorne hat. Doch die Coverage ist in der Türkei sicher nicht der Grund, sich für einen der beiden Betreiber zu entscheiden. Qualitativ würde ich als Tester für MOBILE TIMES Österreich das Urteil «unentschieden» fällen. Ich hatte in allen Städten, wo ich telefonierte, ausgezeichnete Verbindungen innerhalb der Türkei. Nach Österreich gab es meistens eine kurze, aber lästige Zeitverzögerung, gemischt mit Knacken und einem Schuss Rauschen. Da diese Nebeneffekte aber auch auftreten, wenn man vom österreichischen Festnetz in die Türkei anruft, gebe ich den türkischen GSM-Netzen keine Schuld dafür. Gesprächsabbruch konnte ich keinen einzigen verzeichnen, auch der Gesprächsaufbau ging rasch. Alle drei Handys, die ich mitgeführt hatte, haben sich sofort in ein türkisches Netz eingebucht (getestet habe ich mit allen drei Karten: max.0676 im Nokia 6110, A1 im Nokia 6110 und One im Nokia 6150).

Wie überall im Ausland, funktioniert das Einbuchen ins fremde Netz wie folgt: Hat man das Handy auf automatische Netzwahl eingestellt, sucht sich das Telefon den stärksten, erlaubten Betreiber selbst aus. Bewegt man sich, schaltet das Handy auf das stärkere erlaubte Netz um. Nur während eines Telefonats oder bei manueller Netzwahl bleibt das Telefon einem Anbieter treu. Die Wahl des richtigen Netzes kann oft beträchtliche Kosten sparen, da die Gebühren für Telefonate nicht von den österreichischen Netzbetreibern, sondern von den ausländischen Betreibern selbst festgesetzt werden. Die Passivgebühr - die zu entrichtende Gebühr, wenn man im Ausland angerufen wird - ist, egal welches Netz man in der Türkei nutzt, gleich. Interessant wird's erst beim aktiven Telefonat beispielsweise nach Österreich oder in die Schweiz.

Für Schweizer ist derzeit die «richtige»Netzwahl noch etwas eingeschränkt, weil nur Swisscom Roamingabkommen hat. Für Österreicer aber ist es schon tatsächlich interessant, bei wem sie roamen: max.0676 Kunden zahlen bei Turkcell für eine Minute nach Österreich 14,88 Schilling (ca. Fr. 1.70) verrechnet, bei Telsim hingegen 15,98 Schilling (ca. Fr. 1.80). Der A1 User ist ebenfalls mit Turkcell besser bedient, schlägt sich doch hier die Minute nur mit 11,41 Schilling (ca. Fr. 1.30) auf die Rechnung nieder, im Gegensatz dazu knöpft einem Telsim schon 15,99 Schilling (ca. Fr. 1.80) ab. Beim One Kunden empfiehlt es sich jedoch, Telsim zu verwenden, da dieses Netz mit 15 Schilling (ca. Fr. 1.70) ein bischen billiger ist als Turkcell mit 16 Schilling (ca. Fr. 1.80) pro Minute.

Grundsätzlich ist das türkische Staatsgebiet gut mit «GSM-Wellen» versorgt. Keine Probleme gibt es im Grossraum Istanbul, Ankara und an der Küste, wo sich die Touristenzentren aneinanderreihen. Der westliche Teil des Landes ist optimal versorgt, fährt man Richtung Landesinneres, nimmt der gute Versorgungsgrad ab. Ab Mitte der Türkei Richtung Osten hat man sich bis jetzt darauf beschränkt, wichtige Städte, nicht aber Verkehrsverbindungen auszubauen. Sowohl Turkcell als auch Telsim führen ihren Netzausbau aber konsequent fort.

Doch nun zu den Leistungen der beiden türkischen Betreiber:

Es handelt sich bei beiden um GSM-900-Netze ohne GSM-1800-Unterstützung. SMS, Fax und Datenübertragung funktioniert ebenfalls bei beiden Netzen. Momentan werden in der Türkei noch keine Wertkarten angeboten (laut Hotline arbeitet man aber schon daran), das heisst, wenn man sich länger in diesem Land aufhält, müsste man einen fixen Vertrag anmelden.

Beide Betreiber bieten ein Eko-, Standard- und Professional-Tarifschema. Die Preise sind nahezu identisch. Die einmalige Freischaltgebühr beträgt etwa 40.25 bis 43.70 Franken. Die Grundgebühr kostet für einen EKO-Tarif ca. Fr. 5.75, für einen Standard-Tarif ca. Fr. 11.50, und für einen Profi-Tarif 27.60 Franken. Fax und Datendienste müssen für alle Tarife erst zusätzlich freigeschaltet werden. Anscheinend ist es Roamern nicht gestattet, diese Dienste zu verwenden. Ich konnte zum Beispiel mit meinen Handys weder Faxe noch Daten versenden, obwohl ich überall den Business-Tarif nutze.

Alles in allem kann man sein Handy beruhigt in die Ferien oder auf die Geschäftsreise mitnehmen, es funktioniert perfekt und hilft den Kontakt mit den Daheimgebliebenen zu erhalten (sofern gewünscht).

Stefan Widitsch/fwk

Alle Preise wurden am 2. April 1999 bei den jeweiligen Hotlines nachgefragt, verstehen sich gültig von 0 bis 24 Uhr und enthalten 20% MwSt. Aufgrund von Wechselkursschwankungen können die Tarife variieren.


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