GSM-Praxis

ÄGYPTEN

Nur das schmale Band der Stromoase längs des Nil, das Nildelta, die Senke von El Faiyum südwestlich von Cairo sowie kleine Oasengebiete sind in Ägypten landwirtschaftlich nutzbar und stärker bevölkert. Im übrigen ist das Land ein Teil der Lybischen Wüste, also der Sahara, die in Ägypten 75 % des gesamten Landes einnimmt, und die überwiegend den Charakter eines kahlen Tafellandes hat. Das am stärksten für landwirtschaftliche Zwecke und zur Besiedlung genutzte Nildelta nimmt nur 4 % der gesamten Landesfläche ein und ist für den Aufbau der ägyptischen GSM-Netze am interessantesten.

Die beiden Betreiber «Misrfone» und «Mobinil» trachten danach, die Ballungszentren des Landes, also oben erwähnte 4 %, und die restlichen wichtigen Städte zu versorgen. Aufgrund dieser besonderen Landesnatur sehen die Ausbaukarten der ägyptischen Betreiber eher mickrig, ja lachhaft aus. Man hat aber damit schon den überwiegenden Teil der Bevölkerung erreicht.

Das mit einem konservativen Businness Image versehene Mobinil begann seinen Betrieb im Oktober 1996. Gleich darauf, nämlich im November 1996, aktivierte die Misrfone Telecommunications ihr jugendlich angehauchtes «Click GSM». Beide Netzbetreiber haben sich damals auf den GSM-900-Standard festgelegt, und da bis jetzt keinerlei Kapazitätsengpässe aufgetreten sind, hat man auch nicht vor, sich mittels GSM 1800 zu verstärken. In Cairo sind die Netze wie auch bei uns grösstenteils im «verkabelten» Verfahren errichtet. Das bedeutet, dass ein Gespräch nur vom Handy bis zum Sender durch den Äther gejagt, dann aber durch eine Erdleitung weitergeleitet wird. Ausserhalb Cairos erlaubt die flache Landschaft, das Richtfunkverfahren zu nutzen. Das heisst, jedes Gespräch wird vom Handy via Äther zum Sender übertragen, und dann von Sender zu Sender bis zur Zentrale «durch die Luft» geschickt. Diese Methode ist dementsprechend günstiger, da man keine Festnetzleitungen anmieten muss, hat aber den Nachteil, dass Richtfunkstrecken bei Schlechtwetter schnell ausfallen.

Gute Versorgung

Die für Touristen relevanten Gebiete Ägyptens sind durch beide Netze gut versorgt. Überhaupt empfand ich die Gesprächsqualität deutlich besser als bei uns. Kein Rauschen oder Knacken trübte die Telefonate. Jeder Österreicher oder Schweizer, der eine A1- oder Swisscom-Karte besitzt, kann in Ägypten die Dienste von Misrfones Click GSM und Mobinil in Anspruch nehmen. Gespräche beispielsweise nach Österreich kosten hier zwischen 38 und 48 Schilling (zwischen Fr. 4.40 und 5.50) pro Minute, was recht teuer ist. One Kunden (in der Schweiz diAx Kunden) kommen bei Ferien in Ägypten momentan am günstigsten weg. Da es noch keinen Roamingvertrag mit einem ägyptischen Netz gibt, bleibt das Display finster und der Urlaub wird nicht gestört.

Prepaid-Karten

Ansonsten gibt es in Ägypten die Möglichkeit, Prepaid Cards, also Wertkarten, zu erwerben. Die SIMs kosten laut Hotline beider Netze rund 800 Schilling (rund Fr. 92) und sind mit ca. 400 Schilling (ca. Fr. 46) aufgeladen. Hier ist auch die Gebühr nach Österreich billiger. Misrfone verrechnet ca. 19 Schilling (Fr. 2.20) pro Minute und Mobinil ca. 21 Schilling (ca. Fr. 2.40). Wichtig ist, dass Ihr Handy nicht SIM Locked ist, sprich, dass es nicht nur mit der Karte des österreichischen oder schweizerischen Betreibers funktioniert. Bei Unsicherheiten sollten Sie unbedingt in einem Shop Ihres Anbieters im Heimatland nachfragen, bevor das ägyptische Wertkartenpaket gekauft wird. Denn schliesslich ist nur eine funktionierende Wertkarte eine brauchbare Wertkarte.

Ansonsten besteht natürlich die Möglichkeit, ein Telefon fix anzumelden. Jeder Betreiber offeriert einen Start-, Freizeit- und einen Vieltelefonierer-Tarif. Telefone lassen sich wie bei uns mit Anmeldung um einiges günstiger erwerben als ohne. Doch war mir etwas schleierhaft, dass man mir in den Läden von Misrfone und Mobinil keine genauen Preisauskünfte geben konnte.

Schwankende Preise?

Die Preise schwanken angeblich. Es gab auch kein gedrucktes Tarifblatt. Auf jeden Fall sind die Anmeldeformalitäten für einen Österreicher oder Schweiz in Ägypten wohl genauso streng wie für einen Ägypter in Österreich oder der Schweiz. Ein Stapel Dokumente und eine Bankverbindung oder Kreditkarte ist von Nöten, um eine Freischaltung zu bekommen. Für Profi-User ein Nachteil: Von Daten und Faxübertragung via Handy will man in Ägypten noch nichts wissen. Auch das versenden und empfangen von SMS ist noch nicht möglich.

Auf jeden Fall sollte das Ihren Urlaub bzw. Aufenthalt in Ägypten nicht trüben. Wenn einem die Sonne auf den Bauch scheint, wenn ein kalter Drink das subtropische, trockene Klima abkühlt, denkt man sicher nicht ans telefonieren ...

Stefan Widitsch/fwk

Alle Preise und Informationen wurden am 14. März 1999 bei den jeweiligen Hotlines nachgefragt; Preise verstehen sich inklusive 20% MwSt. Aufgrund von Wechselkursschwankungen können die Tarife variieren.


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