Sinnvolles Freisprechen

Am 1. Juli tritt auch bei unseren österreichischen Nachbarn ein Gesetz in Kraft, das Telefonieren ohne Freisprecheinrichtung im Fahrzeug verbietet. Gestraft werden soll vorläufig nicht, womit sich der Sinn der ganzen Aktion derzeit noch nicht wirklich erschliesst. Wie schon früher berichtet, hätte auch die bisherige Norm, die vorschreibt, dass beide Hände während der Fahrt am Lenkrad zu bleiben haben, völlig ausgereicht.


Abgesehen von der wildgewordenen Gesetzgebungsmaschine gibt es aber auch sehr vernünftige Gründe, seine unbedingt notwendigen Telefonate während der Fahrt nur mit Hilfe einer Freisprecheinrichtung zu führen.

Wenn wir von «sinnvollem Freisprechen» sprechen, geht es immer darum, die Ablenkung beim Fahren zu minimieren. Bei Motorradfahrern war es ja schon bisher ziemlich unmöglich, ohne entsprechende «Freisprechanlage» während der Fahrt zu telefonieren. Wer auf dem Bike sein Handy nutzen will, kommt um den «Knopf im Ohr» nicht herum. Was passionierten Motorradfahrern noch immer fehlt, ist ein Mikrofon, das die Windgeräusche beim Fahren so dämpft, dass das Gegenüber noch versteht, was man sagt.

Der «Knopf im Ohr» ist auch im «normalen» Auto durchaus eine Alternative, wenn man sein Handy eher selten im rollenden Fahrzeug benützt, oder wenn man das Auto häufig wechselt. Die minimalistische Freisprechanlage, die nur aus Stecker, Mikrofon, Kabel und Hörer (allenfalls noch einem Clip) besteht, gibt es von fast allen Herstellern direkt oder von den bekannten Drittanbietern.

Eine Stufe höher bewegen sich «Anlagen», die am Zigarettenanzünder angesteckt werden und gleichzeitig dafür sorgen, dass das Handy auch geladen wird. Eher weniger zu empfehlen sind gleichartige Systeme, die zwar einen Lautsprecher im Stecker anbieten, aber keine Möglichkeit bieten, an das meist keulenförmige Ungetüm auch einen Ohrhörer anzustecken.

Bei allen Varianten ist unbedingt darauf zu achten, dass das Handy selbst in einer stabilen Halterung im Blickfeld des Nutzers untergebracht ist, denn nichts ist schlimmer, als wenn man das klingelnde Handy mit der rechten Hand tastend zu suchen anfängt. Ausserdem lässt so eine Fixierung auch den Anschluss an eine externe Antenne zu, was die Empfangsqualität recht stark verbessern kann.

Freisprechen «eingebaut»

Immer häufiger werden Handys mit «eingebauter» Freisprecheinrichtung angeboten. Das sind Freisprechmöglichkeiten, die in ruhiger Umgebung sehr gut funktionieren - und dafür werden sie von den Herstellern auch beworben -, in lauter Umgebung aber viel zu leise sind. Ausgenommen vielleicht in wirklich extrem teuren Autos, in denen man nicht einmal mehr das Fahrgeräusch richtig hört - aber dort wird man wohl nicht gerade beim Telefon zu sparen anfangen.

Die «wahren» Freisprechanlagen

Wer von Freisprechanlagen spricht, meint meist ein fix eingebautes System, möglichst mit externer Antenne. Die fix montierte externe Antenne, die über ein Kabel mit dem Handy verbunden ist, stellt die vorzuziehende Lösung dar. Durchaus auch zu empfehlen sind mobile Fixantennen. Dieser scheinbare Widerspruch liegt darin, dass man solche Antennen durchaus mitnehmen kann. Am Fahrzeug werden sie entweder mit einem Saugfuss am Dach oder durch eine Klemmeinrichtung an der hochgekurbelten Scheibe befestigt.

Weniger Leistungsgewinn bringen Fensterklebe-Antennen mit induktiver Kopplung. Diese Antennen - eigentlich zwei Antennen - sind nicht direkt mit dem Telefon verbunden. Eine Antenne im Wageninneren empfängt die Signale des Mobiltelefons und gibt sie auf drahtlosem Weg an die aussen angeklebte Antenne weiter.

Eine gute Freisprechanlage weist - neben der guten Antenne - auch ein gutes Mikrofon auf, das so montiert ist, dass sich die Vibrationen des Fahrzeuges nicht übertragen können. Ideal ist es, wenn sich als Lautsprecher die des Autoradios mitbenutzen lassen. Wenn nicht, wird man den Lautsprecher meist im Fussraum des Fahrzeugs unterbringen.

Sinnvoll ist es auch, das Handy auf «Automatische Rufannahme» zu stellen, damit man sich den Druck auf die entsprechende Taste erspart.

Alternatives Fixtelefon

Wenn man wirklich viel im Fahrzeug telefonieren muss, sollte man sich ernsthaft überlegen, ob nicht ein «richtiges» Autotelefon vorteilhafter ist. Die Nummer, unter der man erreichbar ist, kann dennoch gleich bleiben: Xtra-Card und Twin-Card machen es sehr preisgünstig möglich. Und wenn man das nicht will, weil man ja nicht aktiv telefonieren, sondern nur passiv erreichbar sein will, tut es auch eine Prepaid-Karte, auf die man die Anrufe umleitet - was man ja auch automatisch mit «Umleiten bei Nichterreichen» tun kann. Das kostet im Jahr dann überhaupt nur einmal ein Aufladen der Prepaid-Karte.

Auch für Autos, die von verschiedenen Personen mit unterschiedlichen Rufnummern benutzt werden, gibt es eine Möglichkeit, die allerdings nur mit grossen SIM-Karten empfehlenswert ist: Ein Radiophone, das sich die Einstellung verschiedener Benützer merken kann und ausserdem noch eine Sprachbedienung hat.

Die Antennenleitung

Ein Faktor wird beim Einbau von Freisprecheinrichtungen gelegentlich vernachlässigt: Die Dämpfung der Antennenzuleitung. Je länger diese Leitung ist, um so grösser werden auch die Signalverluste in der Leitung. Im Extremfall kommt dann am Antennenstecker weniger an, als die eingebaute, aber jetzt ausgeschaltete interne Antenne des Handys empfangen hätte bzw. umgekehrt strahlt die Antenne nur mehr 20% der vom Handy abgegebenen Leistung ab. Aber auch dafür gibt es Abhilfe: Die sogenannten Compenser. Das sind eigentlich Sende-/Empfangsverstärker, die - in die Antennenleitung eingeschleift - die Verluste im Kabel kompensieren - daher wohl auch der Name. Neu sind seit der CeBIT Compenser auf dem Markt, die sich auch für Dualband eignen. Die aus dem brandenburgischen Dabendorf stammenden Compenser enthalten jetzt eben Sende- und Empfangsverstärker für GSM 900 und für GSM 1800. Für den Fachhandel heisst das: Ein Gerätetyp genügt.

Testvergnügen

Natürlich haben wir auch wieder umfangreiche Tests mit Freisprechanlagen durchgeführt. Grundsätzlich gibt es aber wenig Neues zu berichten. Was in MOBILE TIMES 5 stand, gilt im wesentlichen auch jetzt noch. Dennoch sind wir fündig geworden. Einige interessante Neuerungen und unsere Meinung dazu finden Sie im Kasten. Eine ausführliche Darstellung folgt im nächsten Heft.

Neues vom Markt

Statt «Knopf im Ohr» heisst es jetzt «Alles im Ohr». Das funktioniert so, dass der Schall nicht über die Luft aufgenommen wird, sondern dass die Vibrationen des Schädelknochens abgenommen werden. Das ist vielen Leuten sympathischer, weil man kein Mikrofon vor dem Mund hat. Im Test hat unsere österreichische Redaktion derzeit entsprechende Systeme von Jabra und Eurocellular. Von Eurocellular gibt es das Ganze auch mit einer sehr intelligenten «Fixhalterung», die man mit einer Rändelschraube im Lüftungsgitter befestigen - und wieder entfernen - kann.

Eurocellular verwendet einen runden Bügel, der über das Ohr gezogen wird und von Leuten mit kleinen Ohren als ausgesprochen angenehm empfunden wird. Anders ist das allerdings bei Leuten mit grossen Ohren, die ihr Ohr erst «einfädeln» müssen. Für diese ist wieder der Jabra-Ansatz (ein Plastikstopfen im Ohr, der sich dem Gehörgang anpasst) eher geeignet. Aber auch das ist nicht jedermanns Sache. Man muss eben schauen, was zum eigenen Ohr passt ...

Von der deutschen THB testen wir gerade eine Freisprechanlage, die sich vor allem durch die Sprachsteuerung von allen bisher von uns getesteten Fixeinbausätzen unterscheidet. Die Anlage kann mit Sprachbefehlen so gesteuert werden, dass man keine Hand vom Lenkrad nehmen muss. Man wählt durch Ansage der Ziffern: «Acht», «Neun» , «Null» usw. Ausserdem besteht die Möglichkeit, bis zu 50 Telefonnummern intern in der Freisprechanlage zu speichern und diese durch Namensaufruf zu holen und wählen zu lassen. Dazu kommt eine Fernsteuerung, die mit nur drei Tasten auskommt, und die sich ganz nahe beim Lenkrad montieren lässt. Lassen Sie sich überraschen!

Franz A. Köttl/fwk


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