Was kann GAP wirklich?

Für Schnurlostelefone ist DECT mittlerweile ein durchgesetzter Standard. Und dank GAP kann man auch die Geräte aller Hersteller miteinander kombinieren - sagen wenigstens die Hersteller. Wir haben uns das einmal in der Praxis angesehen.


DECT - das digitale Schnurlostelefon - hat vieles geändert: Die Möglichkeit, nicht nur mehrere Geräte pro Basisstation, sondern auch ein Gerät bei mehreren Basisstationen azumelden, erlaubt es, Schnurlostelefone nicht nur im Haus einzusetzen, sondern macht sie auch zur Alternative für Bürotelefone. Man erspart sich das Verlegen von Kabeln und kann seine «Klappe» ausserdem ständig mitführen.

Bei der ersten Generation von DECT-Geräten kam es aber zu Problemen, wenn man die Handgeräte eines Herstellers mit der Basisstation eines anderen Herstellers verbinden wollte. Zum Glück wussten die Ingenieure darauf eine Antwort und erfanden GAP - eine Mindestanforderung, mit der sich die Handsets und Basisstationen aller Hersteller untereinander verständigen können. Mittlerweile ist die zweite Generation von GAP-Geräten auf dem Markt, und wir haben die Gelegenheit wahrgenommen, einmal nachzuschauen, was denn an der GAP-Tauglichkeit tatsächlich dran ist.

Die Kandidaten

Wir hatten als Testmodelle das alte DT120 und das neue 230 von Ericsson sowie ein älteres Philips Xalio, das Samsung SP-R5100 DECT, das Siemens Gigaset 2010 und das Swatch Cordless II zur Verfügung. Der Fairness halber muss man gleich zu Beginn dazu sagen, dass das Ericsson DT120 und das Philips Xalio schon zwei ältere Modelle sind und das Philips Xalio ausserdem nicht behauptet, GAP-kompatibel zu sein (ist es aber teilweise trotzdem!).

Zudem sei festgestellt, dass das Swatch und das Siemens zwar ein unterschiedliches Design haben, die elektronischen Bausteine in beiden Fällen aber von Siemens gefertigt werden (ähnlich wie das Swatch-Automobil von Mercedes gefertigt wird).

Der erste Eindruck

Bei der Beurteilung eines Geräts kommt es nicht nur auf das Innenleben an, sondern auch auf das Aussehen. Denn gerade das ist ja oft ein Grund, warum man Handsets von einem Hersteller mit der Basisstation eines anderen Herstellers verbinden möchte - weil das Design einfach besser zu den Möbeln des jeweiligen Zimmers passt. Neben dem reinen Aussehen haben wir uns aber besonders dafür interessiert, wie es sich anfühlt, wenn man längere Zeit damit telefoniert.

Unsere Tester waren beim ersten Anblick zwar am meisten von den klaren Linien der Ericsson-Geräte angetan, dieser Eindruck verflog aber nach längerer Benutzung ziemlich rasch. Denn beide Geräte drücken am Ohr. Wir haben nach einigem Studium auch festgestellt, warum das so ist: Die vier anderen Geräte werden nach oben hin breiter und sind abgerundet, während das DT120 gerade verläuft und das 230 sogar schmäler wird. Dadurch hat man eine ziemlich harte Kante, die beim Telefonieren gegen den Knorpel der Ohrmuschel drückt. Den meisten Anklang fand die runde Form des Swatch Cordless, das nicht nur breiter wird, sondern sich auch nach vorne wölbt, wodurch man eine glatte, runde Fläche hat, die bei längeren Telefonaten sehr angenehm ist.

Auch für die Aufbewahrung gibt es unterschiedliche Ideen, denn nicht immer will man das Gerät in der Ladestation haben, sondern mit sich führen oder auf dem Schreibtisch deponieren. Zum Mitnehmen ist ein Gürtelclip sehr praktisch; diesen gibt es bei beiden Geräten von Ericsson und beim Siemens 2010. Für den Schreibtisch ist nur Philips eine Lösung eingefallen. Denn hier ist das Hauptproblem, dass man ein liegendes Handy unter grösseren Papiermengen oft nicht wiederfindet. Das Philips Xalio ist das einzige Gerät, das von selbst stehen kann. Es schaut dadurch zwar etwas klobig aus - da man ja eine Standfläche braucht -, aber wenn man das Gerät nicht unter dem Papier hervorkramen muss, wenn es summt, ist dies auch etwas wert.

Jeder mit jedem

Nun schritten wir zur eigentlichen Tat und probierten jedes Handset mit jeder Basisstation aus. Nicht anmelden konnten wir nur drei Kombinationen: Das Philips Handset konnten wir nicht bei den Basisstationen von Siemens und dem Ericsson 230 anmelden - aber das ist ja kein Wunder, denn das alte Xalio behauptet ja gar nicht, GAP-kompatibel zu sein. Man muss im Gegenteil das Gerät bewundern, dass es sich bei allen anderen Basisstationen anmelden konnte. Das dritte Problem war die Anmeldung des Samsung bei der Ericsson DT120 Basisstation, denn bei der Anmeldung ist am Handset der Sicherheitscode der Basisstation (werkseitig meist 0000 oder 1111) einzugeben. Die Ericsson DT120 Basisstation hat nun fabrikseitig den Code 12345678, aber das Samsung-Handset ist das einzige, das auf einem vierstelligen Code besteht - und bei jeder weiteren Ziffer nur störrisch piept.

Wie weit kann man gehen?

Nach gelungener Anmeldung machten wir uns auf den Weg und entfernten uns von der Basisstation - natürlich nicht einfach so, sondern wir wollten feststellen, wie weit man wirklich telefonieren kann. Die Sendeleistung von DECT ist ja, damit man die Telefonate in der Nachbarwohnung nicht stört, so begrenzt, dass man im freien Gelände maximal 300 m schafft. Im verbautem Gebiet sieht das natürlich anders aus, da jede Mauer das Signal dämpft.

Für diesen Test hatten wir Messpunkte in je drei Meter Abstand. Die erste Mauer war zwei Meter von der Basisstation entfernt, die zweite Mauer 33 m und die dritte zwischen 36 und 39 m - ein Arrangement, das durch die Baulichkeiten vor Ort leider vorgegeben war und nicht geändert werden konnte. Auch konnten wir uns aus Platzgründen nicht noch weiter von der Basissiation entfernen.

Insgesamt konnten wir feststellen, dass die Gesprächsqualität weit mehr von der Basisstation als vom Handset abhängt. Das liegt vermutlich daran, dass die Basisstation immer gleich stark sendet, während das Handset seine Sendeleistung nach Rückmeldung mit der Basisstation anpasst. Im Unterschied zu GSM aber - das diese Methode ja auch kennt - ist DECT in seiner Abstimmung viel bewegungsempfindlicher. Es kann schon beim schnelleren Gehen zu Störungen im Gespräch kommen. Daher haben wir unsere Messstrecke auch langsam, Schritt für Schritt, bewältigt.

Die ersten Kombinationen Gerät-Basisstation gaben beim neunten Messpunkt in einer Entfernung von 27 m zur Basisstation auf, und zwar bei den Basisstationen von Philips Xalio und Ericsson DT120 - vermutlich haben diese beiden etwas älteren Modelle eine geringere Sendeleistung. Das beste Ergebnis erzielte die Basisstation von Swatch, wobei die Kombination von Swatch-Basisstation mit Swatch-Handset die einzige war, die auch am letzten Messpunkt absolut störungsfreie Gespräche garantierte.

Wie lange kann man gehen?

Ein Punkt zum Schluss: Wenn man das Handgerät zwischen den Telefonaten nicht in der Ladeschale liegen hat, sondern mit sich führt, kommt der Ausdauer ein wichtiger Punkt zu. Das Ericsson 230 und Philips Xalio haben jeweils einen Blockakku, wobei der NiMH-Akku von Ericsson am Ende der Tests noch fast voll war, während das Philips sich dem Ende zuneigte. Die anderen Geräte verwenden jeweils Akku-Zellen im AA-Batterie-Format. Samsung und Swatch haben deren drei, das Siemens zwei, und schliesslich das Ericsson DT120 eine solche Zelle. Die Ausdauer der Handgeräte verhielt sich auch dementsprechend.

Michael Köttl/fwk


Verwendete Abkürzungen

DECT
Digital European Cordless Tephefone
GAP
Generic Access Profile

Getestete Geräte


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