Zum Thema Tetra25/Tetrapol

Neuer Alarmierungsstandard für die Feuerwehr?

In mehreren europäischen Ländern läuft zur Zeit eine Diskussion, wie die beiden neuen digitalen PMR Standards «Tetra25» und «Tetrapol» Bedürfnisse weiterer Benützergruppen abdecken könnten. Ursprünglich für polizeiliche Organisationen entwickelt, wurden vor allem Unternehmen mit Betriebsfunk-Bedürfnissen von den Herstellern der «Digital Professional Mobile Radio» (DPMR)-Systeme angegangen. Dies ist zwar ein sehr interessanter Markt für die DPMR-Systemhersteller, löst jedoch das Problem der hohen Anschaffungskosten für die Polizei nicht.


Anschaffungskosten in Milliardenhöhe sprengen bei einer flächendeckenden Versorgung eines Landes typischerweise jegliche Haushaltsbudgets der polizeilichen Organisationen. Logischerweise fordern nun die zuständigen Ministerien, ein solches DPMR-System nicht nur für die Polizei, sondern für alle Organisationen der öffentlichen Sicherheit - der Public Safety & Security Organisationen - zu verwenden. Dazu gehören unter anderem Rettungsdienste, Zivilschutzdienste und vor allem die mannschaftlich starken Feuerwehren. Da die Berufsfeuerwehren üblicherweise von einer grossen Zahl freiwilliger Helfer unterstützt werden, stellen die Feuerwehren meist über zwei Drittel der Public Safety & Security Mitglieder.

Wie alarmieren Feuerwehren heute?

Das hauptsächlich benutzte Mobilisierungsgerät der Feuerwehr ist ein analoger 5-Ton- oder digitaler POCSAG-Pager. Bevor man die Eignung neuer Standards wie Tetra25 oder Tetrapol für die Paging-Funktion der Feuerwehren untersucht, gilt es, die Bedürfnisse der Alarmierung bei den Feuerwehren zu durchleuchten.

In Kürze: Wenn es brennt, gilt es, die wichtigen und richtigen Personen in der geforderten Anzahl in kürzester Zeit an den Brandherd zu bringen. Dafür werden heute verstärkt Pager eingesetzt - dies aus offensichtlichen Gründen: Innert Sekunden kann eine ganze Gruppe von Feuerwehrleuten alarmiert werden und entweder über Sprache (analoge 5-Ton-Systeme) oder Text (digitale POCSAG-Systeme) weitere Einzelheiten zum Einsatz selbst erhalten. Ein sehr wichtiger Faktor ist, dass der Pager immer am Körper getragen wird, das heisst die Person direkt alarmiert wird.

Die zwei Hauptbedürfnisse der Feuerwehren sind somit: Erreichbarkeit der Einsatzkräfte und Schnelligkeit der Alarmierung.

Erreichbarkeit der Einsatzkräfte

Auf technische Parameter umgelegte Erreichbarkeit bedeutet einerseits hohe Systemverfügbarkeit und andererseits flächendeckende Netzabdeckung bei guter Gebäudedurchdringung (typischerweise 95%). Die Systemverfügbarkeit beträgt bei Pager-Systemen höchstens 99.8%, was mehrere Stunden Unterbruch pro Jahr bedeutet. Lokal können Ausfälle im Extremfall sogar mehrere Tage im Jahr dauern.

Ein Vermeiden dieser Systemausfallzeiten lässt sich nur durch Einsatz von redundanten Netzen erreichen. Diesen zukunftsweisenden Weg in der Alarmierung schlagen die rund 12'000 Mann zählenden Feuerwehren des Kantons Zürich ein, wobei sie als Endgerät einen einzigen Pager mit zwei getrennten Empfangsteilen, den Swissphone DE532, einsetzen. Diese Dualband-Lösung erlaubt nicht nur eine 100%ige Systemverfügbarkeit, sondern erhöht zusätzlich die bereits sehr gute Netzabdeckung um einige weitere Prozentpunkte. Dies wird erreicht, weil die beiden Netze der Swissphone und der Swisscom einerseits mit unterschiedlichen Senderstandorten und andererseits in unterschiedlichen Frequenzbändern (2m VHF und UHF) mit den entsprechend unterschiedlichen Ausbreitungscharakteristika operieren.

Wie sieht die theoretische Erreichbarkeit bei Tetra25 und Tetrapol im Vergleich zu heutigen Paging-Systemen aus?

In letzter Zeit durchgeführte Untersuchungen der Swissphone mit namhaften DPMR-Herstellern haben gezeigt, dass eine Realisierung eines Tetra25 Pager wirtschaftlich nicht vertretbar ist. Für einen Pager mit integrierter Antenne bei einer geforderten Gebäudedurchdringung bis 95% würden sich gemäss Berechnungen der Swissphone die systemseitig dafür geforderten Investitionen erheblich erhöhen. Man rechnet mit einer Verdoppelung bis Verdreifachen der Kosten.

Tetrapol ist durch die Gleichwellen-Funktauglichkeit, die es erlaubt, günstige Füllsender zur Abdeckung von Funklöchern einzusetzen, als Alarmierungssystem besser geeignet als Tetra25, so dass die Entwicklung und Realisierung eines Tetrapol Pager weit realistischer erscheint.

Schnelligkeit der Alarmierung

Bezogen auf die Bedürfnisse der Feuerwehr, eine Alarmierung typischerweise in 30 Sekunden durchzuführen, sind alle technischen Paging-Standards ungefähr gleichwertig:

Zusammenfassung

Swissphone hat sich seit drei Jahrzehnten als der Spezialist und Leader für Alarmierungs-Pager in Europa etabliert. Entsprechend wurde das Unternehmen in letzter Zeit zu diversen Vorträgen zum Thema «Alarmierung in digitalen PRM-Netzen» eingeladen.

Mit dem Dualband-Empfänger hat Swissphone einen wegweisenden Schritt getan. Denn diese Lösung ist für die Alarmierung heute das Non-Plus-Ultra und wird es aus der Sicht der Swissphone auch unter Tetra25 und Tetrapol sein.

Der Druck auf die DPMR-Hersteller, einen entsprechenden Pager unter DPMR-Protokoll herzustellen, wurde im Laufe der letzten zwei Jahre jedoch so gross, dass Swissphone eine Tetrapol Pager-Entwicklung, insbesondere mit Siemens, prüft - allerdings schlägt das Herz der Swissphone nicht unbedingt für die technisch neueste Lösung, sondern für jene, die das Kundenbedürfnis am besten abdeckt. Aus der Sicht des Unternehmens ist das der herkömmliche 5-Ton-Funk, der lokale/regionale Funkabdeckung mit minimalen Investitionen bietet, oder die redundante Dualband-Lösung unter POCSAG, welche die geforderte Verfügbarkeit und Sicherheit erbringt, die für Anwendungen im Bereich Leib und Leben im Zentrum steht.

fwk
Quelle: Der Artikel basiert auf einem Vortrag von Franz Kaiser, Swissphone Telecom, Samstagern


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