Die vielen kleinen Sendemasten ...

Nachdem wir im Editorial von MOBILE TIMES 6 die Situation des «Antennenwaldes" in der Schweiz beleuchtet haben, wollen wir jetzt einmal unsere Österreichischen Nachbarn zu Wort kommen lassen.
Sieht dort die Situation völlig anders aus?


... finden ja nicht einmal die über zwei Millionen Österreichischer Handybesitzer schön. Aber sie freuen sich über jeden Mobilfunksender, weil er ihnen die Sicherheit gibt, dass hier ihr Handy funktioniert. Mit dem zügigen Ausbau der Mobilfunknetze vermehrten sich die kleinen Sender rasant.

Die drei Netzbetreiber bringen es auf über 6'500 Funkstationen, wobei ein Viertel auf eigenen Masten angebracht sind, sonst werden höhere Häuser, Silos und Strommasten genutzt.

Und jede Errichtung einer Funkstation hat eines langwierigen Baugenehmigungsverfahrens bedurft. Naturschutz und Ortsbildschutz fallen in Länder- und Gemeindekompetenz, werden also sehr unterschiedlich gehandhabt.

Für die technischen und wirtschaftlichen Fragen sowie den Gesundheitsschutz ist allein der Bund zuständig. Wie das Salzburger Agieren im Vorjahr zeigte, als der dritte Netzbetreiber «Connect» massiv behindert wurde, ist diese Kompetenzverteilung nicht allen klar.

Es ist nicht Landessache, über Grenzwerte der Strahlung zu befinden, Auflagen im Sinne des Denkmalschutzes sind es sehr wohl.

Daher sah der Spezialist für Staats- und Verwaltungsrecht Prof. Bernhard Raschauer die Notwendigkeit, den legistischen Dschungel zu durchforsten und zu klären, wer was entscheiden darf bzw. wo Unklarheit herrscht.

Eine Novelle zum Telekom-Gesetz zum Thema Site-sharing soll helfen, den Mastenwildwuchs einzudämmen. Schon jetzt werden über 100 Masten von zwei Netzbetreibern gemeinsam benutzt.

Meist kann man ein Tauschverfahren anwenden oder mit Privatverträgen die Mietverhältnisse regeln. Oft kommt ein eigener Mastenbau billiger, da zum Beispiel die Stromgesellschaften sehr hohe Mieten verlangen. So manche Behinderung beim Funkanlagenbau riecht nach mieser Geschäftemacherei: Wieviel Geld ist es den Netzbetreibern wert, dass ihre Kunden endlich eine zufriedenstellende Coverage haben?

Für uns einfache Handybenützer ist es wichtig, dass klare Regeln für den Netzausbau herrschen, denn wir wollen in optimalen Netzen telefonieren. Die bergige Topologie macht es den Netzerrichtern in Österreich ohnehin schon schwer genug, zusätzliche Hindernisse wie GSM-freie Zonen in Flächenwidmungsplänen sind mehr als kontraproduktiv.

Endlose bürokratische Vorgänge bremsen hierzulande ohnedies viel zu oft. Die momentan so positive Entwicklung der Telekommunikation - Österreich hat schon zu den Spitzenpositionen in der Handypenetration in Europa aufgeschlossen - sollte nicht durch kleinkarierte Geister gebremst werden.

Christine Köttl/fwk

PS.: Für solche Leserinnen und Leser, die über den juristischen Stand der Dinge in Österreich genau Bescheid wissen wollen, hier der genaue Buchtitel: Bernhard Raschauer, Mobilkommunikation, Rechtsfragen der Sendeanlagen, Orac-Verlag, Wien.


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