Was sie können ... (8)

Doppelgänger und kleine Brüder

Preiswerte und gute 900-MHz-Handys sind ebenso gefragt wie Dualband-Geräte. Man erwartet zwar, dass die Mehrzahl der Ankündigungen zur CeBIT bereits Dualband-Handys sind, und dass sogar die ersten Tripleband-Geräte auf den Markt kommen - Testen können wir aber nur, was tatsächlich erhältlich ist.


Die alternativen Anbieter - im Vergleich zu Nokia, Motorola und Ericsson - orientieren sich bei ihren Geräten selbstverständlich an den Grossen der Branche. Zwei dieser Geräte haben wir ausführlich getestet: Das Samsung SGH-600 und das Panasonic EB-G 520. Während das SGH-600 nicht wenig Ähnlichkeiten mit dem Nokia 8810 aufweist, wird das EB-G 520 von vielen Betrachtern zuerst für ein Nokia gehalten.

Das dritte Gerät im Bunde ist ein kleiner Bruder: das Dualband-Ericsson S 868, das im Prinzip genau so aufgebaut ist wie das bereits beschriebene Ericsson SH 888, allerdings auf die Infrarot-Schnittstelle verzichtet und daher auch im Preis niedriger liegt.

Ericsson S 868

Die grundlegenden Telefonie-Eigenschaften des Ericsson entsprechen - wie bereits erwähnt - dem SH 888. Unser Testgerät stand bei Abfassung dieses Artikels leider nicht mehr zur Verfügung: Ein Trickdieb in der Pariser R.E.R. hat ein Auge darauf geworfen und es zusammen mit zwei anderen Dualband-Handys und sonstigem Reisezubehör mitgehen lassen. Das erschwert natürlich die abschliessende Beurteilung, weil sich nichts mehr überprüfen lässt und quasi nur dem Gedächtnis eines guten Handgeräts frönen kann.

Wer nur gelegentlich eine Infrarot-Schnittstelle benötigt, kann wohl die von Ericsson lieferbare Ansteckvariante benutzen, ebenso wie den beim SH 888-Test erwähnten Anrufvibrator. Doch sollte sich der Benützer gut überlegen, ob er die IrDA-Schnittstelle des SH 888 braucht, denn wenn nicht, ist das S 868 die ideale Alternative. Einschliesslich des stabilen Metallrahmens entspricht es in allen Parametern dem bereits besprochenen SH 888. Es ist allerdings um einige Millimeter dünner und trägt daher in der Tasche weniger auf. Der Gewichtsunterschied ist eher geringfügig: Zwei Gramm macht er gemäss Datenblatt aus (ein Nachwiegen ist ja - siehe oben - nicht mehr möglich).

Resumée: Solides Dualband-Gerät mit EFR. Optisch dem bisherigen Ericsson-Look entsprechend und mit allen von Ericsson bekannten Features. Kategorie: Hosentaschenträger.

Panasonic EB-G 520

Das jüngste Kind aus der britischen GSM-Manufaktur glänzt wieder - wie schon die letzten Modelle aus dem gleichen Hause - durch ausgesprochen angenehme Optik. Grundsätzlich handelt es sich um ein solides und gebrauchstüchtiges Gerät, das zu keinerlei Beanstandungen Anlass gibt. Es ist mit einem Gesamtgewicht von etwa 150 Gramm sehr leicht und der NiMH-Standard-Akku hält im reinen Standby-Betrieb gut und gerne volle drei Tage aus und ist dann noch immer für kurze Gespräche bereit. Wer mehr will, kann sich einen optional erhältlichen stärkeren Akku zulegen, der dann laut Werksangabe bis 160 Stunden Standby bietet, allerdings das Gerät etwas schwerer (über 200 Gramm) macht.

Das Menü ist klar und übersichtlich und die Steuerung mit dem grossen, zentral angeordneten «Navigation Key» sehr einfach. Das grosse Display mit gutem Kontrast ist auch für Menschen, die nicht mehr so gut sehen, aber nicht immer eine Brille tragen, sehr gut ablesbar. Von dezent bis kräftig kann man die anschwellende Lautstärke des Ruftons bezeichnen. Das Panasonic beginnt immer zuerst leise und wird dann kontinuierlich lauter - bis zur eingestellten Maximallautstärke. Was an sich eine sehr gute Eigenschaft ist, könnte allenfalls in lauter Umgebung die Zeit bis zum Abheben verlängern, so man nicht den integrierten Vibrator nutzt.

Es ist alles vorhanden, was man sich von einem aktuellen Mobiltelefon wünscht - ausgenommen EFR (Enhanced Full Rate Coding), aber das kann momentan sogar noch ein Vorteil sein, wenn die eigenen Gesprächspartner auch mobil sind: Da spielt EFR seine Vorteile noch nicht aus, weil durch die doppelte Komprimierung und Dekompression einiges an Informationen verloren gehen kann. Auch die früher bei Panasonic fehlende Tastensperre ist bei diesem Gerät vorhanden und sehr leicht zu bedienen.

Das Handbuch, das uns in einer englischen Vorausversion vorlag, ist kurz gefasst und leicht verständlich. Für PC-Besitzer ist die seit längerem allen Panasonic-Handys mitgegebene CD-ROM eine sehr nützliche und brauchbare Ergänzung zum Handbuch.

Resumée: Leichtes, elegantes Mainstream-Handy der 900-MHz-Klasse. Preislich recht günstig. Kategorie: Hosentaschenträger.

Samsung SGH-600

In den Dimensionen entspricht das neue Samsung ungefähr dem Nokia 8810. Sogar einen eingebauten Vibrator hat der koreanische Verwandte eingebaut. Wo das Samsung sogar gegenüber dem Nokia einen Vorteil hat, ist die Sprachsteuerung - Samsung nennt das «Stimmwahlfunktion», die es ermöglicht, Nummern einfach durch die Ansage des gewünschten Namens zu wählen.

Das Minigerät kommt auch gleich mit einer «portablen Freisprecheinrichtung», also einer leichten Kombination aus Ohrhörer und Mikrofon samt passendem Kabel. Die «Stimmwahlfunktion» kann auch mit dieser Freisprecheinrichtung ausgeführt werden. Das Gerät ist so ausgelegt, dass man über die Menüsteuerung eine Einstellung wählen kann, die sofort nach dem Öffnen der Klappe die gesprochene Eingabe des gewünschten Namens erwartet - ein grosses Plus, wenn man im Auto unterwegs ist. Man muss die Funktionsfähigkeit dieser Spracheingabe als durchaus sensationell bezeichnen, denn bei unseren Tests hat die Sprachwahl praktisch sofort funktioniert. Die Funktionstüchtigkeit geht sogar so weit, dass das Gerät keinen Unterschied macht, egal ob man die ursprüngliche Eingabe über das eingebaute Mikrofon oder über die portable Einrichtung macht - und umgekehrt.

Neben der Spracheingabe hat das SGH-600 auch noch ein Voice-Memo integriert, das die Aufzeichnung von bis zu 4mal 35 Sekunden «Diktat» ermöglicht.

Das Display wirkt durch die kleine Schrift ein wenig unlesbar. Dazu kommt, dass dieses Display relativ viele Informationen zeigt: Neben den üblichen wie Netz, Roaming Ja/Nein, Empfangsfeldstärke, Batterieladung auch noch Wochentag, Tag, Monat, Jahr sowie die Uhrzeit in Stunden und Minuten. Dazu steht auch noch eine Angabe, ob der Summer eingeschaltet ist bzw. ob dann eine Melodie kommt. Auch die Tasten entsprechen in ihrer Kleinheit den Dimensionen des Geräts. Die Antenne ist als aufgesetzte Ausziehantenne ausgebildet, wodurch sich die Gesamtlänge des Geräts um gute zwei Zentimeter verlängert.

Die Navigation im Menü erfolgt - wie bei einigen anderen Mitbewerbsprodukten - durch zwei Tasten (Auf/Ab) an der linken Aussenseite des Handys. Die Einleitung eines Gesprächs erfolgt durch Öffnen der Klappe. Schliessen der Klappe beendet das Gespräch.

Die Standby-Zeit des Akkus beträgt in guter Empfangslage gerade zwei Tage. Telefoniert man ein wenig, dann ist man nach einem Tag wohl am Ende. EFR ist auch mit diesem Handy noch nicht möglich.

Einziger wirklicher Kritikpunkt - unter Berücksichtigung der Dimensionen - ist das Design. Der schwarze Quader sollte aber bald viele Künstler mit dem Luftpinsel anlocken, und vielleicht gibt es irgendwo einen Samsung-Händler, der die Idee, die Ericsson seinerzeit für sein Klappenhandy GF 388 entwickelte, aufgreift: Deckel mit Motiven bekannter Künstler, oder wenigstens Abziehbilder, die das technisch sehr interessante Samsung-Handy auch optisch ansprechend machen können.

Resumée: Sehr kleines und leichtes 900-MHz-GSM-Handy in etwas gehobener Preisklasse. Viel interessante Features einschliesslich Sprachwahl und Voice-Memo. Aufgrund der Kleinheit kann es überall getragen werden.

Franz A. Köttl/fwk


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