DECT

Digitale Freiheit

DECT hat sich in den letzten Jahren zu einem heimlichen Bestseller entwickelt. Lange nicht so spektakulär wie GSM und auch nicht mit den enormen Wachstumsraten. Aber kontinuierlich und mit steigender Akzeptanz ersetzt DECT alte analoge Schnurlostelefone und dringt aufgrund des Preisvorteils auch in Bereiche vor, in denen man bisher den Komfort eines «mobilen Festtelefons» vermisste.


Die ursprüngliche DECT-Definition «Digital European Cordless Telephone» wurde bereits 1992 vom «European Telecommunications Standards Institute» (ETSI) verabschiedet. Inzwischen wurde das «European» in DECT durch «Enhanced» ersetzt, um dem System den gleichen weltweiten Anspruch zu geben, der im Kürzel GSM steckt. Wichtige Teile eines bereits früher publizierten Beitrags finden Sie im Kasten.

Anfänglich wurde in weiten Kreisen damit gerechnet, dass DECT quasi der lokale Mobilfunk des kleinen Mannes werden könnte. Die hohe Teilnehmerzahl schien DECT technisch in Ballungsräumen als preiswerte Alternative zum doch recht aufwendig zu installierenden GSM geeignet erscheinen. Es ist praktisch keine Infrastruktur- und Frequenzplanung erforderlich. Frequenz- und Kanalverwaltung erfolgen automatisch. Die meisten Versuche in Europa waren jedoch aufgrund der geringen Akzeptanz durch die Anwender nicht sehr erfolgreich. Die Einschränkung, dass pro Festnetz-Telefonleitung nur ein «Handy» mitgenommen werden kann, und der Haushalt dann ohne Telefon dasteht, war nur für Single-Haushalte akzeptabel, und die gehen ja mehr und mehr dazu über, statt eines Festnetzanschlusses nur mehr eine Handy-Nummer zu verwenden.

Schnurloser Sieger

DECT hat aber in einem Bereich einen Siegeszug angetreten, mit dem man ursprünglich gar nicht so gerechnet hat: Im Nebenstellenbereich werden mehr und mehr DECT-Anlagen errichtet, die von kleinen Systemen im Haushalt bis zu riesigen, ganze Firmenareale umspannenden Strukturen reichen. DECT ist das Schnurlostelefon der Gegenwart und der nächsten Zukunft.

Der Grund ist einleuchtend: Die meisten der bisherigen, nicht kompatiblen Schnurlostelefonsysteme waren für einen speziellen Anwendungsbereich konzipiert. Häufig waren es noch dazu nationale Spezialitäten, die verhinderten, dass grosse Serien zu günstigen Preisen führten.

Ein weiterer Grund für den ungebrochenen Erfolg von DECT ist die inzwischen erfolgte Standardisierung des «Generic Access Profile» (GAP). Diese ermöglicht die Mischung von DECT-Telefonen verschiedener Hersteller. Das heisst, dass man etwa an der Basisstation von Swatch, die man wegen des Designs im Wohnzimmer haben will, auch ein Ericsson anmelden kann, das man wegen seiner Kleinheit immer mit sich tragen will. Natürlich kann das im Arbeitszimmer stehende Siemens Gigaset ebenso angemeldet werden wie ein Panasonic, das man wieder aus anderen Gründen haben will.

Grundsätzlich können alle DECT-GAP-kompatiblen Telefone miteinander. Man kann natürlich auch alle benötigten Telefone von einem Hersteller verwenden. Das hat vor allem Vorteile bei der Zukunftssicherheit, denn im Normalfall wird man sich eine Anlage wohl von einem Hersteller anschaffen. Aber nach einigen Jahren - womöglich hat man einen Handteil ziemlich unsanft auf dem Steinboden zerschellen lassen - ist man über die GAP-Tauglichkeit sehr froh: Auch wenn es vom gleichen Typ kein Gerät mehr gibt, kann man irgendein GAP-taugliches Gerät eines beliebigen Herstellers kaufen und statt dem beschädigten Teil verwenden.

Drahtlose Telefonanlage

Immer mehr Haushalte gehen dazu über, statt des einen Telefons im Vorzimmer, zu dem man immer hinlaufen musste, eine kleine Telefonanlage zu installieren, die möglichst in jedem Raum eine Telefoniermöglichkeit anbietet. Eine Durchwahl ins Jugendzimmer entlastet die Eltern ausserdem davon, für den Nachwuchs Telefonfräulein zu spielen. Solche Anlagen haben aber zwei Nachteile: Erstens sind Leitungen zu verlegen und zweitens werden sie durch die Umstellung auf ISDN langsam obsolet.

Bei einer Neuanschaffung wäre es daher ausgesprochen klug, gleich an eine schnurlose Anlage zu denken: Man erspart sich die Verlegearbeiten; die Standorte der Telefone sind weit flexibler, und man kann «seine» Nebenstelle mit sich tragen.

Das Angebot ist jedenfalls gross genug, um für jeden Geschmack etwas zu bieten.

Um Ihnen die Qual der Wahl zu erleichtern, haben wir in unserer Übersicht dargestellt, was derzeit so auf dem Markt erhältlich ist.

fak/fwk


DECT-Grundlagen

Das DECT-System belegt 20 MHz im Frequenzband von 1,88 bis 1,9 GHz. Die Frequenzwahl fiel deshalb so hoch aus, weil im begehrten 800-/900-MHz-Band, aber auch darüber, europaweit kein ausreichendes Spektrum verfügbar ist. Bei Verwendung einer Bitrate von 1152 kbit/s auf der Funkstrecke wird das gesamte Band in zehn Frequenzkanäle unterteilt. In jedem Frequenzkanal erfolgt die weitere Kanalunterteilung durch Zeitmultiplex. Zur Trennung von Sende- und Empfangsrichtung wird Zeitduplex verwendet. Die Länge des Zeitmultiplexrahmens beträgt 10 Millisekunden.

Da das DECT-System für eine Vielzahl von Anwendungen konzipiert ist, beispielsweise auch für Datenübertragung mit unterschiedlichen Bit-Raten, sind auch mannigfaltige Multiplexstrukturen definiert worden. Als Beispiel wird die Struktur für eine Informationsbitrate von 32 kbit/s erläutert, wie sie bei Sprachübertragung mit ADPCM-Codierung auftritt. Bei dieser Anwendung erhält man je Trägerfrequenz 12 Duplexkanäle mit einer Zeitschlitzlänge von 417 µs.

In jedem Zeitschlitz befinden sich 32 Bit für die Synchronisation, 72 Bit für die Signalisierung, 320 Bit für die Sprachinformation und 56 Bit für die Schutzzeit. Damit stehen für die Signalisierung brutto 7,2 kbit/s zur Verfügung.

Nach Abzug der Bits für die Fehlererkennung verbleiben 4,8 kbit/s, die teilweise für die Kanalverwaltung und teilweise für Zeichenübertragung benutzt werden.

DI Josef Forer
(aus MOBILE TIMES 2/Österreich, Mai-Juni/1995)


Vergleich GSM- und DECT-System

 GSMDECT
Frequenzbereich:900 MHz
1800 MHz
1900 MHz (USA)
1900 MHz
Duplexverfahren:Frequenzduplex
45 MHz Duplexabstand
Zeitduplex
Trägeranzahl:12510
Trägerabstand:200 KHz1728 kHz
Kanäle/Träger:82 × 12
Bitrate:271 kbit/s1152 kbit/s
Duplexkanäle:1000120
Rahmenlänge:4,615 ms10 ms
Sprachcoder:RPE-LPC
netto 13 kbit/s
brutto 22,8 kbit/s
ADPCM
32 kBit/s
Equalizer:Kompensation bis 16µs
bei 4µs Bitdauer
nicht erforderlich
Interleaving:über 8 Rahmennicht erforderlich
Frequenzhopping:1 hop je Rahmennicht erforderlich
Leistungsregelung:im Mobilteilnicht erforderlich
Benutzerdichte:3,7 Kanäle/MHz/km²500 Kanäle/MHz/km²/Ebene

Und die Praxis ...

Die schematische Abbildung - hier mit DECT-Handys von Ascom - soll die Flexibilität eines DECT-Systems illustrieren. Jedes Gerät kann mit jedem telefonieren und eines ein Gespräch auf einer Amtsleitung führen.

Das Ascom Avena, das wir hier als Zentrum («Basisstation») gewählt haben, ist ein System der jüngsten Generation und ist sogar auf die Liberalisierung des Festnetzes eingestellt, denn es beherrscht die automatische Providerwahl (automatische Wahl eines alternativen Netzbetreibers). Damit kann der Benützer selbst wählen, über welches Festnetz er telefoniert, ohne sich auf einen bestimmten Anbieter festlegen zu müssen.

Die Anzeige der Nummer des Anrufers im Display, die bei solchen Systemen grundsätzlich möglich ist, ist bei den Avena-Versionen für die Schweiz nicht implementiert. Damit ist auch die in anderen Ländern mögliche Speicherung der Nummern der letzten zehn beantworteten und nicht beantworteten Anrufe nicht möglich. Die Wahlwiederholung der letzten fünf selbst gewählten Nummern ist jedoch möglich, ebenso die Speicherung von 20 individuellen Kurzwahlnummern.

In der Version Avena 122 plus hat das Ascom einen integrierten Anrufbeantworter, der sich mit zwei verschiedenen Texten melden kann. Interessant ist auch die Möglichkeit, die Aufnahmequalität selbst zu wählen. Damit ändert sich auch die Dauer der möglichen Aufzeichnungen: hohe Qualität bedeutet etwa zehn Minuten Aufnahmezeit; bei niedrigerer Qualität können es bis zu 22 Minuten werden. Der Anrufbeantworter kann an der Feststation, am Handgerät oder per Fernabfrage bedient werden. Eingegangene Nachrichten werden auf allen Handgeräten angezeigt, damit sie nicht übersehen werden.

Ein kinderfreundliches Feature sorgt für ungestörte Nachtruhe: man kann festlegen, dass bestimmte Apparate bei externen Anrufen nicht läuten - wohl aber bei internen.

DECT-Systeme wie dieses haben auch eine Intercom-Funktion. Das heisst, dass man intern Rückfragen durchführen kann, während man ein externes Gespräch führt.

Die Displays zeigen eine Reihe von Informationen, darunter Gesprächsdauer, Gesprächskosten und Zustand der Akkus, an.

So nebenbei: natürlich hat man auch DECT-Geräten die Auswahl zwischen verschiedenen Ruftönen, kann Gebührenlimits festlegen, das System und die Geräte mit PIN-Codes schützen und so weiter - fast wie beim GSM-Handy. Und die Praxis ...

Die schematische Abbildung - hier mit DECT-Handys von Ascom - soll die Flexibilität eines DECT-Systems illustrieren. Jedes Gerät kann mit jedem telefonieren und eines ein Gespräch auf einer Amtsleitung führen.

Das Ascom Avena, das wir hier als Zentrum («Basisstation») gewählt haben, ist ein System der jüngsten Generation und ist sogar auf die Liberalisierung des Festnetzes eingestellt, denn es beherrscht die automatische Providerwahl (automatische Wahl eines alternativen Netzbetreibers). Damit kann der Benützer selbst wählen, über welches Festnetz er telefoniert, ohne sich auf einen bestimmten Anbieter festlegen zu müssen.

Die Anzeige der Nummer des Anrufers im Display, die bei solchen Systemen grundsätzlich möglich ist, ist bei den Avena-Versionen für die Schweiz nicht implementiert. Damit ist auch die in anderen Ländern mögliche Speicherung der Nummern der letzten zehn beantworteten und nicht beantworteten Anrufe nicht möglich. Die Wahlwiederholung der letzten fünf selbst gewählten Nummern ist jedoch möglich, ebenso die Speicherung von 20 individuellen Kurzwahlnummern.

In der Version Avena 122 plus hat das Ascom einen integrierten Anrufbeantworter, der sich mit zwei verschiedenen Texten melden kann. Interessant ist auch die Möglichkeit, die Aufnahmequalität selbst zu wählen. Damit ändert sich auch die Dauer der möglichen Aufzeichnungen: hohe Qualität bedeutet etwa zehn Minuten Aufnahmezeit; bei niedrigerer Qualität können es bis zu 22 Minuten werden. Der Anrufbeantworter kann an der Feststation, am Handgerät oder per Fernabfrage bedient werden. Eingegangene Nachrichten werden auf allen Handgeräten angezeigt, damit sie nicht übersehen werden.

Ein kinderfreundliches Feature sorgt für ungestörte Nachtruhe: man kann festlegen, dass bestimmte Apparate bei externen Anrufen nicht läuten - wohl aber bei internen.

DECT-Systeme wie dieses haben auch eine Intercom-Funktion. Das heisst, dass man intern Rückfragen durchführen kann, während man ein externes Gespräch führt.

Die Displays zeigen eine Reihe von Informationen, darunter Gesprächsdauer, Gesprächskosten und Zustand der Akkus, an.

So nebenbei: natürlich hat man auch DECT-Geräten die Auswahl zwischen verschiedenen Ruftönen, kann Gebührenlimits festlegen, das System und die Geräte mit PIN-Codes schützen und so weiter - fast wie beim GSM-Handy.


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