Panasonic-GSM

Den Stier bei den Hörnern gepackt

Wieder einmal hat das Panasonic-Management einen edlen Ort für seine traditionelle internationale Herbstpressekonferenz gefunden: «La Manga» an der Küste der spanischen Provinz Murcia. Zweck war wieder die Präsentation der neuen Handy-Produkte von Panasonic.


Wahrscheinlich ist Matsushita, dessen Marke Panasonic ist, der einzige japanische Hersteller, der von Beginn an das Potential erkannt hat, das im ursprünglich europäischen GSM steckt. Die Produktion der GSM-Handys erfolgt daher auch durch die 1988 gegründete Matsushita Communication Industries UK (MCUK) im britischen Thatcham (Berkshire). Die dortige Produktionsstätte wird langsam zu klein, darum hat man im September 1998 ein neues zusätzliches Zentrum in Portsmouth in Betrieb genommen. Die Panasonic-Produktion in Grossbritannien wurde letztes Jahr um 300 Prozent gesteigert. Den Löwenanteil des Erfolges bucht man auf die GSM-Handys G500, G450 und G600.

Damit der Erfolg so weiter geht, wurden einerseits die bestehenden Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen für rund zwanzig Millionen Pfund (über 40 Millionen Franken) erweitert, andererseits wieder eine neue Handy-Generation auf den Markt geworfen. Auf diesem Markt will man weiter Anteile gewinnen. Derzeit besitzt Panasonic 10% vom Weltmarkt, fühlt sich aber nicht gross genug, um irgend eine bestimmte Marke direkt zu konkurrieren.

Neu und verbessert

Als neues Handy befindet sich das G520 bereits im Handel (MOBILE TIMES berichtete darüber). Das G520 wiegt 150 Gramm und ist in verschiedenen Farben lieferbar. Das Gerät besitzt den «Phase 2 Type Approval». Was es sonst noch alles kann, wird ein Test zeigen, den wir bereits in Vorbereitung haben.

Das Top-Modell G600 wurde weiterentwickelt, heisst jetzt G600i und wird von Panasonic als «Turbocharger»-Version des G600 bezeichnet. Für den Alltags-User sind wohl speziell das jetzt integrierte Soft-Modem und vor allem die grösseren Buchstaben auf dem Display von Interesse.

Dualband GD70

Geradezu solide-konservativ scheint Panasonic an den Markt heranzugehen. Man ist niemals Letzter, aber auch nie Erster. Schon einst, als GSM gestartet wurde, hatte Panasonic zwar das erste geprüfte Gerät, dennoch kam man nicht als Erster damit auf den Markt. So ähnlich scheint es jetzt mit Dualband zu sein. Kaum sind die ersten Hersteller mit Dualband hervorgetreten, teilt Panasonic mit, dass man selbstverständlich demnächst liefern werde: GD70 heisst das Handy für die Frequenzen 900 und 1800 MHz, das in den Massen etwa dem G600i entspricht und seit November 1998 in ganz Europa ausgeliefert wird.

Abgesehen davon, dass das GD70 wie alle Panasonic-Spitzengeräte mit einem integrierten Vibrator ausgestattet ist, einen Lithium-Ionen-Akku besitzt und 50 Sekunden Sprachaufzeichnung gestattet, verfügt es auch über eine «Desk-Top Hands Free»-Einrichtung als Standard. Das heisst, man muss das Gerät nicht in der Hand halten, sondern kann es auf den Tisch legen und so wie mit einem «grossen» Tischtelefon mit Freisprecheinrichtung telefonieren. Auch mehrere Leute am Tisch können so gleichzeitig mit einem Partner am anderen Ende sprechen. Es wird als erstes Panasonic-Handy auch Enhanced Full Rate (EFR) unterstützen.

Das neue Flaggschiff ist für das SIM-Toolkit ausgelegt. Interessant ist, das es keine Infrarot-Schnittstelle besitzt. Begründet wird dieser Umstand damit, dass man «andere Optionen» untersucht. Es ist nicht schwer zu erraten, was sich dahinter verbirgt: Bluetooth, die von rund 300 Herstellern unterstützte Arbeitsgruppe zur Entwicklung eines Funkstandards für Handhelds. MCUK bzw. Matsushita ist dort zwar nicht Mitglied - das war etwa Nokia auch nicht, obwohl man dort Bluetooth sehr stark unterstützt -, aber das spricht eher für die vorsichtige Haltung des Unternehmens, das offensichtlich weder auffallen noch irgendwo anecken will.

Matsushita Communication Industrial ist allerdings ein wichtiges Mitglied des WAP Forums und sogar im Vorstand der Vereinigung vertreten. Das WAP Forum ist ein Gremium, das sich um ein einheitliches Protokoll für Internet-Empfang auf Handhelds bemüht und sich nicht um die Hardware kümmert, auf der dieses Protokoll läuft. Aber ein gewisses Nahverhältnis zu Bluetooth ist vielen Mitgliedern nicht abzusprechen. In beiden Fällen geht es ja darum, Standards zu setzen, die funktionieren - es aber auch verhindern, dass ein einziges Unternehmen den Markt dominiert.

Software

Bei MCUK ist man um Gesamtlösungen bemüht. So wurde auch eine Software präsentiert, die von Paragon stammt und den Austausch von Informationen zwischen Personal Information Managers (PIMs) und digitalen Telefonen ermöglicht. Die Software, für die Panasonic als erster europäischer Distributor auftritt, heist «FoneSync» und arbeitet mit Microsofts Outlook, Outlook Express, dem Lotus Organizer sowie Symantec ACT! und soll Mobiltelefone - zusammen mit einem Computer als Hilfsgerät - in ein elektronisches Adressbuch mit bis zu 250 Namen und Telefonnummern verwandeln können.

Ähnliche Software-Produkte haben wir zwar bereits gesehen, aber FoneSync unterscheidet sich dadurch, dass es automatisch erkennt, um welches Telefon es sich handelt. Das ist wichtig, wenn man unterschiedliche Modelle verwendet, weil praktisch jedes GSM-Handy den Speicherplatz unterschiedlich verwaltet. Damit kann der Benützer jetzt seine Telefonliste mit langen Namen erstellen und dann - durch FoneSync gekürzt - auf das jeweilige Handy laden. Nachdem Paragon nicht nur mit Panasonic, Cellnet, Vodafone, Orange, One2One und Martin Dawes, sondern auch mit Psion Dacom eine Partnerschaft abgeschlossen hat, dürfen Psion-User auch noch hoffen, ein passendes Produkt zu bekommen.

fak/fwk


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