Was sie können (7)

Trends: Vibrator und Ladestation

Noch sind die 900er-Handys auch bei den Neuerscheinungen weit in der Überzahl. Nachdem wir im letzten Heft Dualband-Geräte vorgestellt haben, kehren wir wieder in das Reich der 900-MHz-Handys zurück und schauen uns drei wirklich interessante Geräte an, die erst in diesem Jahr auf den Markt gekommen sind.


Zwei der drei vorgestellten Handys haben eine eigene Tischladestation im Miniaturformat zu bieten. Das hat wenigstens zwei Vorteile: Erstens weiss der Benützer immer, wo er sein Handy hinstellen soll, und zweitens wird nicht durch ewiges An- und Abstecken der Ladekontakt über Gebühr belastet.

Wiederum zwei von drei - diesmal aber andere - haben einen Vibrator serienmässig eingebaut. Der hat ebenfalls wenigstens zwei Vorteile: Man stört andere Leute nicht durch aufdringliches Klingeln, Piepsen, Läuten des Handys, und der Benützer verpasst auch in lauter Umgebung keinen Anruf.

Alcatel One Touch Pocket

Im ersten Moment scheint das Pocket-Handy eines von vielen zu sein. Tatsächlich enthüllen sich seine Qualitäten erst, wenn man es länger in Verwendung hat. Für uns, die wir tagtäglich mit anderen Handy zu tun hatten, war das Pocket tatsächlich etwas Neues. Die Funktionen werden anders als bei anderen Geräten angesprochen: Smart Keys sind das beim Pocket tatsächlich. Ihre Belegung ist zwar festgelegt, doch wandert man zwischen den Ebenen ganz einfach mit der grossen Navigationstaste. Im Normalzustand findet sich (von links nach rechts) die Taste für die Sprachbox (die entsprechende Nummer muss der Benützer dem Gerät natürlich einmal mitteilen), das Telefonbuch und die Taste zum Abheben. In der nächsten Ebene gibt es das Menü, über das man die Einstellungsfunktionen usw. erreicht, die SMS-Funktionstaste und die Taste zum Auflegen, die man so aber nicht braucht, weil sie bei Gesprächen quasi sofort auf die obere Ebene springt. Die dritte Ebene bietet einen Taschenrechner (samt Radiergummi und Korrekturtaste), die Zugangstaste für das Datum- und Uhrenmenü samt Erinnerungsfunktion sowie die Einstellung der diversen Töne.

Neben diesen smarten Tasten, der Navigationstaste und dem üblichen Ziffernfeld findet sich die Ein-/Aus-Taste und eine Taste mit zwei Links-Pfeilen. Die häufigste Verwendung dieser Taste besteht darin, dass man damit durch etwas längeres Drücken das Tastenfeld sperren kann. Durch die Eingabe der Ziffern 159 werden die Tasten wieder freigegeben. Bleiben noch drei Tasten an den Schmalseiten des Handys. Rechts ermöglicht eine Taste das Ein- und Ausschalten des integrierten Vibrators durch längeren und das Stummschalten mit kurzem Druck. Links gibt es zwei Tasten, mit denen sich die Lautstärke regeln lässt.

Das One Touch Pocket lässt sich auch mit normalen AAA- bzw. LR3-Batterien betreiben. Dazu liegt der Packung ein Batteriefach bei, das man anstelle des Akkus einsetzen kann. Mit diesem Fach ist es aber mit der Flachheit des Pocket-Geräts leider vorbei. Aber für den Notfall ist das eine sehr interessante Einrichtung, obwohl die Standby-Zeiten durchaus ausreichend sind: Die vom Werk angegebenen 70 Stunden erweisen sich in der Praxis als problemlos erreichbar.

Das Ladegerät ist eine Miniaturform einer Tischladestation: Man lässt das Gerät hineingleiten, und es wird geladen.

Resumée: Ein Gerät, bei dem wir keine Funktion vermisst haben. Optisch kommt nicht zur Geltung, was in diesem Gerät eigentlich steckt. Der Formfaktor lässt es sowohl für Brust- als auch für Hosentaschenträger geeignet erscheinen.

Nokia 8810

Die Leser von MOBILE TIMES und die Messebesucher der Wiener HIT '98 wählten dieses Mobiltelefon zum «Handy des Jahres 1998». Sie gaben damit den Nokia-Designern sozusagen den Publikumspreis für das schönste Handy-Design des Jahres. Die Optik ist aber nicht das einzige am Nokia, was besticht. Es ist das kleinste Handy mit eingebautem Vibrator. Es ist momentan - nach dem Ende von Hagenuk - das einzige Gerät, das weder über eine ausziehbare noch über eine abstehende feste Antenne verfügt. Die Antenne ist nämlich auf der Rückseite des Gerätes integriert, so dass beim Telefonieren das komplette Gerät als Abschirmung gegen die Funkwellen dient. Dafür ist der Einschaltknopf dort plaziert, wo bei anderen Handys die Antenne sitzt: Auf der Oberseite des Gehäuses. Der Benützer kann übrigens auch im geschlossenen Zustand die wichtigsten Funktionen ansprechen, und zwar ohne das Tastenfeld freizulegen - man hat dann eben ein sehr kurzes Gerät in der Hand.

Die Menüführung entspricht den bereits früher beschriebenen Geräten Nokia 5110, 6110 und 6150 und ist genau so übersichtlich. Die Akku-Anzeige ist sehr gut, denn die Teilstriche spiegeln den Akku-Zustand im Sinne von noch möglichen Gesprächen sehr gut wider. Auch bei einem Teilstrich kann man noch beruhigt ein Gespräch führen. Die Sprachqualität hat durch die extreme Verkleinerung keinerlei Einbussen erlitten und ist genau so, wie man das von grösseren Nokia-Handys gewöhnt ist. Die Lautstärke des Anrufsignals ist leider oft nicht laut genug - der Vibrator ist da sicher die bessere Signalisierung.

Die Tasten sind natürlich besser für eher kleine Finger oder spitze Fingernägel geeignet als für normale bis grosse Finger. Die Tastensperre - wegen der Abdeckung eher nicht nötig - wird ebenso wie bei bisher allen Nokia-Geräten über MENÜ-* aktiviert bzw. deaktiviert. Die Standby-Zeit wird mit 100 bis 170 Stunden angegeben und liegt in der Praxis bei wenigstens drei Tagen, weil man ja doch immer wieder zwischendurch ein kurzes Gespräch führt.

Das glänzende Gehäuse zeigt nach einiger Zeit kaum mehr Fingerabdrücke des Besitzers, obwohl es nach wie vor spiegelt. Bei Nokia erklärte man uns schon vorher, dass sich die Beschichtung irgendwie an den regelmässigen Benützer «gewöhnt». Wir haben das damals nicht geglaubt, wurden aber eines Besseren belehrt.

Resumée: Im Gegensatz zu manchen boshaften Bemerkungen hat die technische Qualität durch das schicke Design sicher nicht gelitten. Für Taschen jeder Art geeignet, mit einer geeigneten Befestigung wäre es vielleicht auch als Schmuckstück zu tragen. Spitzengerät zum Spitzenpreis.

Siemens SL 10

Man wollte es nicht glauben, aber Siemens kann nicht nur gute, sondern auch schöne Handy bauen. Gab es bisher nur Robustes und Funktionssicheres, so ist jetzt auch Design angesagt. Das überzeugte die Jury des IF in Hannover derart, dass das SL 10 für seine gute Form ausgezeichnet wurde. Was uns etwas gestört hat, war die relativ stark abstehende Antenne, welche die elegante Form deutlich unterbricht.

Die Standardfunktionen des Geräts sind in unserer Tabelle ablesbar. Eine spezielle Funktion nennt sich ProSLIDE und bewirkt - wenn eingeschaltet -, dass man durch das Aufschieben abhebt. Diese Funktion ergibt sich aus der Bauform des Geräts: Unter- und Oberteil lassen sich gegeneinander verschieben. Da man mit dem SL 10 auch im zusammengeschobenen Zustand telefonieren kann, ist es einfach eine Geschmacksfrage, was der Benützer vorzieht. Ähnlich wie beim Nokia 8810 kann er eben auch im geschlossenen Zustand die wichtigsten Funktionen ansprechen, ohne das Tastenfeld freizulegen.

Die Tasten sind überraschend gut zu bedienen. Die übersichtlichen Menüs entsprechen den schon vorgestellten Siemens-Handys S 10 und S 10 active. Erstmals ist übrigens die Ein-/Aus-Taste rechts - wie bei den meisten anderen Handy-Herstellern - zu finden und nicht links, wie bei den bisherigen Siemens-Handys.

Wie die meisten neueren Siemens-Handys hat auch das SL 10 ein Farbdisplay. Im Gegensatz zu den robusteren und grösseren Brüdern muss aber beim SL 10 die Beleuchtung mit weniger Leistung auskommen, um den Akku zu schonen: Farbdisplays benötigen einfach mehr Strom. Die Standby-Zeit wird von Siemens auch nur mit 40 Stunden angegeben. Das dürfte ungefähr hinkommen, denn mit einigen kurzen Gesprächen bleibt der Benützer mit dem SL 10 dennoch wenigstens 24 Stunden empfangsbereit. Für längere Reisen muss man dann wohl das Ladegerät mitnehmen. Dies ist - wie beim Alcatel One Touch Pocket - als Tischladestation konzipiert. Man muss hier allerdings darauf achten, dass es wirklich «klickt» wenn man das SL 10 in die Ladestation stellt, weil sonst nicht geladen wird.

Resumée: Das Gerät ist sehr leicht und liegt nur zwanzig Gramm über dem Nokia 8810. Es ist ein Versprechen auf weitere interessante Geräte aus dem Hause Siemens. Sein wirklicher Fehler: Es ist ein gutes halbes Jahr zu spät auf den Markt gekommen, sonst wäre es eine echte Sensation gewesen. Typ: Hosentaschenträger.

Franz A. Köttl/fwk


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