Im Rotlicht-Milieu

Es hört sich leichter an als es ist: Datenübertragung via Infrarot. Wir haben in den letzten Wochen eine Anzahl Produkte, die über einen Infrarot-Anschluss verfügen, ausprobiert und dabei einige Überraschungen erlebt. Aber lesen Sie selbst.


Das Kürzel «IrDA» steht für Infrared Data Association. Was recht einfach erscheint - zwei Geräte richten ihre IrDA-Schnittstellen gegeneinander aus und kommunizieren so miteinander -, ist in der Praxis weit trickreicher als man sich dies anfänglich vorstellt.

Infrarot ist ja bekanntlich kein Rot, sondern eine Wellenlänge, die unterhalb der des roten Lichts angesiedelt ist. Daher kann man Infrarot genau so wenig wie Ultraviolett sehen, das eben über Violett liegt und daher ebenfalls unsichtbar ist. Unser «Notebook vom Dienst» heisst jetzt schon beinahe ein Jahr Compaq Armada 7700. Der sollte auch den Kern unserer Betrachtungen bilden, weil er serienmässig über eine IrDA-Schnittstelle verfügt. Als Drucker kam ein Canon BJC 50 - ebenfalls mit IrDA - zum Einsatz.

Canon BJC 50

Der Farbtintenstrahldrucker BJC 50 fällt in die Kategorie der wirklich mobilen Geräte, denn er verfügt serienmässig über einen Akku, der immer im Gerät bleiben muss, auch wenn man den Drucker ans Netz anschliesst. Die Bedienung des Druckers ist einfach, die Druckqualität des kann auch mit grösseren Standgeräten mithalten.

Der Versuch, einen Text vom Compaq-Notebook auf dem Canon-Tintenstrahler auszudrucken, war zwar über Kabel sofort erfolgreich - dem Canon-Drucker liegen alle erforderlichen Treiber für Windows 3.11 und Windows 95 bei -, aber beim Drucken über die IrDA-Schnittstelle scheiterten wir zunächst kläglich.

Ein Blick auf die IrDA-Datei infrared.ird des Compaq und ins Handbuch des Canon enthüllte rasch das Problem: Der Drucker erwartet am Computer eine Software IrDA 2.0 oder höher; das Notebook hatte aber nur Version 1.0.0.7 zu bieten. Ein Blick auf die Supportseiten von Compaq (http://www.compaq.com) half nicht weiter, denn die dortigen Downloads waren auch nicht neuer. Erst die von uns schon oft als letzte Rettung benutzte Internet-Site http://www.download.com lieferte den ersehnten Infrarot-Treiber der Version 2.0. Nach deren Installation ging das Drucken via Infrarot absolut ohne Probleme vonstatten.

Psion 5

Weniger glücklich waren wir beim Versuch, von unserem Psion 5 via Infrarot zu drucken. Der sonst so sympathische Handheld meinte nur lapidar: «Dieser Drucker wird nicht unterstützt.» Hilfe war auch nicht in Sicht. Also liessen wir den es bleiben und starteten den Versuch, das Ericsson-Handy SH 888 über Infrarot mit dem Psion 5 zu kontaktieren und siehe da, es klappte auf Anhieb.

Die Message Suite, die bei neueren Geräten bereits auf der PsiWin-CD vorhanden ist bzw. für Geräte der ersten Serien gratis aus dem Internet heruntergeladen werden kann, bildete die solide Basis für den Datenverkehr auf dem Psion.

Nokia-Handy

Weniger Glück hatten wir dafür mit den Nokias-Handys, die mit dem Psion eigentlich nicht wollten, dafür mit dem Compaq wunderbar harmonierten - nachdem wir die Cellular Data Suite von Nokia installiert hatten. Der Grund ist einleuchtend: Während das Ericsson SH 888 über ein Hardware-«Modem» verfügt, setzt Nokia auf eine Softwarelösung.

Dafür konnten die Nokias selbstverständlich miteinander: Das Spielen der Nokia-Games zu zweit über Infrarot kann bei langen Zugfahrten durchaus Unterhaltungswert haben.

Nokia ist eine Firma wie Microsoft: Mit dem nächsten Update sollen auch die Nokia-Handys mit anderen Geräten kommunizieren können; so wurde es uns wenigstens versichert.

Ericssons Handhelds

Kehren wir wieder zu Ericsson zurück, diesmal allerdings nicht zu den Handys, sondern zu den Handheld-Computern. Seit dem MC12, dem ersten CE-Computer von Ericsson, hat sich einiges getan, und jetzt ist der unter CE 2.0 laufende MC16 der Computerzusatz, den nach Meinung der Schweden jeder Ericsson-Kunde haben soll.

Der wichtigste Kritikpunkt, den wir seinerzeit (MOBILE TIMES 3) gegen den MC12 geäussert haben - nämlich das unpraktische Kabel, mit dem man sein Handy an den Handheld anhängt - hat Ericsson ja schon länger korrigiert und mit dem DI 27 eine ansteckbare Infrarot-Schnittstelle für alle Handys der 6er- und 7er-Serie auf den Markt gebracht. Die DI27 ist wahrscheinlich derzeit das kleinste serienmässige Modem der Welt. Noch eleganter ist es nur, wenn man es bereits im SH 888 eingebaut hat.

MC12-Upgrade

Für alle Besitzer des MC12 gibt es bei Ericsson ein Upgrade, mit dem sich - soweit wie möglich - der MC12 auf den aktuellen Stand bringen lässt. Sogar eine Tastaturschablone für die deutsche Tastenbelegung gibt es für den CE-Rechner der ersten Stunde.

Eigentlich erstaunlich, was Ericsson alles unternimmt, um seine Windows CE-Kunden zufriedenzustellen, wenn man dieses Verhalten mit dem anderer Computeranbieter vergleicht. Dabei hat sich Ericsson erst vor kurzem für EPOC-32 als Betriebssystem für Smartphones und Handhelds entschieden.

Den Kunden freut es jedenfalls. Zwar wird heute selbstverständlich niemand mehr einen MC12 kaufen, aber es kann nicht oft genug betont werden, dass die Upgrade-Möglichkeit nicht nur versprochen, sondern dann auch tatsächlich angeboten wird - bei Computersystemen, die auf Microsoft-Betriebssystemen beruhen, keine Selbstverständlichkeit, denn meist wird dem Kunden dann empfohlen, einfach einen neuen Rechner zu kaufen, auf dem die neueste Software ja ohnehin viel optimaler laufen soll. Allfällige Korrekturen könnte man dann beim nächsten Update ... Grosses Lob also dafür, dass Ericsson etwas getan hat, was es - obwohl eigentlich selbstverständlich - keineswegs ist.

Der MC16 hat - wie schon sein Vorgänger - alle Stärken und Schwächen, die durch das Betriebssystem und die Vorgaben von Microsoft für die Hardware bedingt sind.

Optisch unterscheidet er sich kaum vom Vorgänger. Äusserlich ist lediglich statt einem aufgeklebten CE-Logo jetzt ein gedrucktes vorhanden. Aufgeklappt lassen sich ein wenig mehr Unterschiede erkennen: Die Tastatur hat jetzt ein QUERTZ-Layout, wo sogar die Umlaute an der richtigen Stelle liegen. Auch bei anderen Details gab es Änderungen: Das Wort «ENTER» auf der entsprechenden Taste, wurde durch das bekannte Symbol ersetzt. Auch auf der «TAB»-Taste finden sich jetzt (zusätzlich) die Pfeile.

Wie beim Vorgängermodell bleibt der PCMCIA-Slot frei, weil ja Ericsson mit einer eigenen Konstruktion den Erweiterungsplatz für zusätzlichen Speicher mit einer Kombination von Modem und Memory belegt.

Über die Vor- und Nachteile des MC16 werden wir Sie in einem der nächsten Hefte informieren. Hier geht es eher um die Infrarot-Schnittstelle an der rechten Seite des Handheld, die ebenfalls an der gleichen Stelle wie beim Vorgänger sitzt.

Infrarot gegen Funk

Die unter «Bluetooth» bekannt gewordene Initiative zur Entwicklung einer auf Funk basierenden lokalen Verbindung wird wohl in Zukunft den erst in Entwicklung befindlichen Infrarot-Schnittstellen einiges an Markt wegnehmen. Allerdings ist «Bluetooth» noch lange nicht so weit, dass man von einem Produkt sprechen kann. Ausserdem ist Infrarot relativ einfach einzubauen.

Ein weiterer wichtiger Grund, der für Infrarot spricht, ist die Tatsache, dass Funk natürlich viel leichter abgehört werden kann. Auch bei der geringen Reichweite der Funkverbindungen besteht ein gewisses Risiko - ein Empfänger im Nebenzimmer genügt da schon.

Dieser Nachteil von Funksystemen illustriert aber auch den grössten Nachteil von Infrarot-Verbindungen: Sender und Empfänger müssen einander «sehen». Das heisst, die Infrarot-Augen müssen sich wechselseitig in diese sehen. Ausserdem ist es wichtig, dass der Abstand zwischen den Geräten möglichst kurz ist.

Reisekabel

Die wichtigste Funktion einer Infrarot-Schnittstelle besteht jedenfalls in der einfachen und steckerlosen Verbindung zwischen zwei Geräten. Das scheint mit der Einführung von IrDA 2.0 tatsächlich geglückt, denn mit diesem Treiber ausgerüstete Geräte konnten problemlos miteinander kommunizieren.

An anderen Varianten war vor allem die Verbindung Ericsson SH 888 und Psion 5 - dass das SH 888 mit dem MC16 kann, haben Sie wahrscheinlich auch so erraten -, die vor allem für Menschen, die - wie wir Journalisten - auch unterwegs eine grössere Tastatur haben wollen, aber dennoch kein Notebook mitschleppen wollen, von Wichtigkeit sind.

Wichtig ist für viele Anwender auch die problemlose Installation der Internet- und E-Mail-Software. Während in unserem Nachbarland Österreich dieses Prozedere von den Netzbetreibern vorgenommen wird (es hat dort ja jeder Mobilfunkteilnehmer kostenlos einen Internet-Account), muss sich hierzulande der Handy-Benüzer an den Handy-Hersteller wenden.

Im Falle Ericsson zum Beispiel wird ein Starter-Kit mit allen relevanten Programmen für den Einstieg beim Provider Blue Window (Swisscom) mit dem MC16 mitgeliefert.

Franz A. Köttl/fwk


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