PCMCIA + PC-Karten

Ein unüberschaubares Angebot

PC-Karten sind die ideale Erweiterung für mobile Computer, mit denen der Benützer für alle Anforderungen unterwegs gerüstet sein kann. Doch welche Anwendungen sind eigentlich schon auf dem Markt?

Besitzer eines Tower-Computers haben es in mancher Hinsicht etwas leichter: Ihr PC verfügt über eine grosse Anzahl IDE-Karten-Steckplätzen für die unterschiedlichsten Anwendungen. Für den mobilen Anwender sieht die Sache anders aus. Das Notebook ist maximal komprimiert, das heisst es gibt im Inneren keinen Platz mehr - ausser dem, der für die Lüftung unbedingt notwendig ist. Erweiterungen müssen auf eine andere Art realisiert werden.

Von der Speicherkarte zum Wunderwuzzi

Ende der 80er Jahre kamen findige Köpfe auf die Idee, zusätzliche Komponenten in Form einer kreditkartengrossen Steckkarte zu realisieren, um so viele verschiedene Komponenten mitführen und bei Bedarf auswechseln zu können.

Da man sich im Computerbereich offenbar leichter zur Vereinbarung von Normen zusammenfindet als in der Telekom-Branche, wurde auch rasch ein Forum gegründet, das die Schnittstelle solcher Steckkarten normte. Dieses Forum trägt den schönen Namen «Personal Computer Memory Card International Association», also Internationale Vereinigung für PC-Speicherkarten. Daraus sind die ersten Anwendungen erkennbar: Speichererweiterungen.

Dank dieser Normung sind alle PC-Karten 86,5 mm lang und 54 mm breit. Lediglich in der Dicke unterscheiden sie sich: Type I ist 3,3 mm, Typ II ist 5 mm und Typ III ist 10,5 mm dick.

Natürlich gab es auch Verbesserungen des Standards, der am Anfang nur 16 Bit-Technologie mit einer maximalen Datenrate von 8,3 MBit/s unterstützte. 1993 wurde die 32 Bit-Technik eingeführt, die 132 MBit/s unterstützt. 1995 änderte man den Namen der Karten von PCMCIA-Card in PC-Card, da Gespräche mit der JEIDA über eine gemeinsame Norm begonnen hatten. Schliesslich folgte 1996 die Integration der ZV-Port-Technologie, mit der Multimedia-Daten direkt an Grafik- und Soundkarte weitergeleitet werden. Schliesslich wurde 1997 die DMA-Technik eingebettet, die Datenweiterleitung unter Umgehung des Prozessors erlaubt.

Kommunikation per Karte

Die häufigste Anwendung für PC-Karten sind Datenanschlüsse: Von Modems über GSM-Datenkarten bis zu Netzwerkkarten ist praktisch alles vorhanden, was man sich vorstellen kann.

Ein Beispiel ist Pace NB 56 Voice der englischen PMC Consumer Electronics. Diese Karte ist nicht nur ein Fax- und Datenmodem mit 56 kbps unter dem Standard k56flex (erweiterbar auf V.90), die sich mit Komprimierung auf bis zu 230 kbps steigern lassen. Zusätzlich hat der Anwender nämlich mit der mitgelieferten Software SuperVoice und einer Soundkarte im Computer auch noch ein normales Telefon zur Verfügung. Die Karte unterscheidet bei eingehenden Anrufen automatisch zwischen Gesprächen, Fax- sowie Datenübertragungen und leitet die Gespräche an die jeweiligen Dienstprogramme weiter. Der Vorteil gegenüber anderen Telefonie-Lösungen ist, dass alle Rechenschritte auf der Karte stattfinden und so wenig Rechenzeit des Prozessors in Anspruch genommen wird.

Ein konventionelleres Produkt ist auf den ersten Blick die Megahertz 56k Global Modem PC-Card von 3Com, die ein Fax- und Datenmodem mit 56 kbps unter dem Standard x2 (erweiterbar auf ITU V.90) darstellt. Das Besondere an der Karte merkt der Benützer erst im Ausland. Denn andere Länder haben nicht nur andere Telefonstekker, sondern auch andere Netzstandards. Und wer ein Modem am Netz verwendet, für das es nicht geprüft und eingestellt ist, muss mit einem Durchbrennen rechnen. Das Global Modem aber ist für die Netze von über 250 Ländern geprüft; und die mitgelieferte WorldPort-Software konfiguriert das Modem nach einem Klick auf die Landesflagge automatisch. Bleibt nur noch das Problem des Steckers, denn 250 unterschiedliche Telefonstecker kann man ja nicht mitführen.

GSM- statt Festnetz

Selbst wenn man den passenden Stecker hat, ist es nicht sicher, ob man auch eine Buchse findet. Hier muss der Anwender zum GSM greifen, wofür es von der belgischen Option International eine ganze Serie PC-Karten gibt. Und da Option auch Mitglied von Intels «Mobile Data Initiative» ist, funktionieren diese Karten mit Windows 95 auch einfacher als andere.

Diese Produktlinie, die unter dem Namen GSM-Ready firmiert, besteht aus einer einfachen Datenkarte, die das Handy mit dem Notebook verbindet und eine Übertragungsrate von 9,6 kbps (oder 38.4 kbps komprimiert) liefert, sowie zwei Kombikarten, die zusätzlich ein 33.6 kbps oder ein 56 kbps Modem (K56flex, aufrüstbar auf V.90) enthält, damit der Anwender - falls doch eine Telefonbuchse zur Verfügung steht - die oft noch günstigeren Festnetz-Tarife nutzen kann. Ausserdem liefert Option auch eine PC-Karte mit eingebautem GSM 900-Telefon unter dem Namen FirstFone: Einfach SIM in die PC-Karte stecken, diese in das Notebook, und schon kann es losgehen. Und wer kein Notebook, sondern einen PalmPilot hat, kann SnapOn verwenden, das - unten am PalmPilot angesteckt - diesen mit einem Handy verbindet.

Ach ja, Adapterstecker für Telefon und Strom für fast alle Länder dieser Welt liefert Option auch ...

Ein Zweitcomputer

Ein zweiter Computer auf einer PC-Karte? Die amerikanische Menagery macht es möglich. Ihr Produkt WebHawk-RA ist ein kompletter Net-PC mit einer National 486 CPU, 1.44 MByte-Speicher sowie 128 kbps ISDN und 28.8 kbps Modem. Dank hardwaremässig integrierter Funktionen wie Firewall, Virenscanner und Passwortroutine ist das System nicht nur sicherer, sondern es macht mehr Leistung für die eigentliche Kommunikation verfügbar.

Mehr Leistung bietet auch DiskDock von Greystone. Hier findet sich an der PC-Karte ein Flachbandkabel, mit dem man eine 2.5 Zoll IDE-Festplatte anschliessen kann. Egal ob man ein Backup schneller als mit einem Bandlaufwerk durchführt oder einfach eine zusätzliche Festplatte benötigt: Anstecken und los geht's. Und damit man diese Leistungen auch bei einem Desktop nutzen kann, gibt es von Greystone auch das CardDock, das in einem 5.25 Zoll-Schacht montiert wird und zwei oder vier Typ II-Slots bereitstellt.

Schliesslich sind noch die Vielzahl Adapter von Greystone und Elmeco zu erwähnen, mit denen sich aus einem Typ I/II-Slot ein Typ III-Slot machen lässt, oder auch Compact Flash Cards, wie sie von vielen Palmtops verwendet werden, in PCMCIA-Slots verwenden kann.

Michael Köttl


Verwendete Abkürzungen

DMADirect Memory Access
JEIDAJapanese Electronic Industry Developement Association
PCMCIAPersonal Computer Memory Card International Association
PC-CardEinsteckkarte nach dem PCMCIA/JEIDA-Standard
ZV-PortZoomed Video Port


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