Symbian - nicht Symbiont*)

*) Symbiont, der: Partner eines Zusammenlebens ungleicher Lebewesen zu gegenseitigem Nutzen.

Die Handyhersteller Nokia und Ericsson arbeiten in Symbiose mit dem Organizerfabrikanten Psion zusammen am neuen Smartphone.


Von allen Seiten wird immer wieder das Zusammenwachsen so verschiedener Bereiche wie Telefon, Fernsehgerät, Computer und Organizer propagiert. Einzelne Schritte dieser Entwicklung waren auch schon zu sehen: So hat sich der Organizer - wie die neuen Geräte unter Windows CE oder EPOC 32 zeigen - vom kleinen Kalenderverwalter zu einem praktisch vollständigen Computer gemausert.

Ein weiterer Schritt waren Kombinationen von Organizer und Handy wie der Nokia 9000 Communicator, der hier eine Vorreiterrolle spielte.

Doch unter welchem Betriebssystem läuft der Handy-Organizer denn nun eigentlich, für den sich die Bezeichnung Smartphone bzw. Communicator eingebürgert hat - je nachdem ob Telefon oder Organizer überwiegt? Bisher waren es Systeme, die von den Handy-Herstellern einiges an Softwareentwicklung verlangten und ausserdem nicht voll kompatibel zu Computerplattformen und schon gar nicht kompatibel zu anderen Handys waren. Wenn man jetzt aber ein Smartphone mit der Funktionalität des Organizer und ausserdem gute Zusammenarbeit mit PCs und anderen Handys will, gibt es zwei Möglichkeiten: Man kann die Software selbst stricken - was bei dem Entwicklungsaufwand für ein 32-Bit-Betriebssystem sehr teuer wird -, oder man verwendet ein schon vorhandenes Betriebssystem.

Welches Betriebssystem?

Wenn man bedenkt, dass das neue Betriebssystem auf den Handys verschiedener Hersteller laufen soll, die ja unterschiedliche Chipsets verwenden, gibt es nur zwei verbreitete Betriebssysteme, die diese Portabilität schaffen: Windows CE der amerikanischen Microsoft, und EPOC 32 vom Briten Psion. Beides sind 32 Bit-Betriebssysteme, die auf einer Vielzahl Prozessoren laufen können: Vom Organizer über die Waschmaschine bis zum Handy.

Nachdem Microsoft den Organizermarkt «durchgerührt» hatte, erwartete man, dass auch für Smartphones Windows CE kommen würde. Dem war aber nicht so, denn Microsoft hatte für Win CE bei weitem weniger Kraft ins Marketing gesteckt, als für seine anderen Produkte ... hätte aber auch wenig Sinn gemacht. Denn wenn man sich einen Computer kauft, macht es sehr wohl Sinn, dass ein Softwarehaus wirbt, damit man seine Produkte und nicht die der Konkurrenz installiert. Ein Slogan wie «Neu! Win CE 2.0 für Deinen Psion!» bringt aber nichts, da die Betriebsysteme des Organizer im ROM fixiert sind.

Hier lag das Marketing bei den Herstellern der Organizer. Microsoft griff zur Einführung auf seine etablierten Partner aus der Computerbranche zurück, und die vertreiben Organizer als Nebengeschäft, setzen hier somit keinen Schwerpunkt.

Psion dagegen produziert ausschliesslich Organizer und andere Handhelds, wirbt daher mit aller Macht für diese Produkte - weshalb Psion in Europa auch der verbreitetste Organizer ist. So ist es nur logisch, wenn sich die beiden grössten europäischen Handy-Hersteller mit dem grössten europäischen Organizer-Hersteller und einem portablen 32 Bit-Betriebssystem zusammenschliessen.

Ericsson + Nokia + Psion = Symbian

Ergo gründeten Ericsson, Nokia und Psion am 24. Juni Symbian, deren Herzstück die Software-Schmiede von Psion ist. Die Aufgabe von Symbian ist es, das Betriebssystem EPOC 32 weiterzuentwickeln, Standards wie Wireless Application Protocol, Java und Bluetooth einzubinden sowie Lizenzen an Hersteller von Smartphones und Communicators zu erteilen. Zudem sollen mehr als bisher Programme von Dritten auf den Markt kommen.

Da mittlerweile auch Motorola eine Beitrittserklärung abgegeben hat, ist Symbian und EPOC 32 sicher der Weg in die Zukunft.

Michael Köttl


Valid HTML 4.01! Text © 1998 by Mobile Times
HTML © 2000-2002 by Mobile Times