Pager-Tricks

Dass Pager als Medium zum unauffälligen Übertragen von Nachrichten dienen, ist ja allgemein bekannt. Die Zahl von weltweit über 150 Millionen Geräten spricht für sich. Weniger bekannt ist aber, dass sich mit solchen Geräten viele «Tricks» ausführen lassen, die von der Kraftwerksteuerung bis zum Nachfüllen eines Geldautomaten reichen.


Für kurze Zeit waren Pager das Kommunikationsmittel der Jugend schlechthin. Seit der Einführung von PrePaid-Lösungen in den meisten GSM-Netzen scheint aber die Zeit der massenhaft eingesetzten Pager schon wieder vorbei zu sein.

Für den Durchschnittsbürger hat der Pager auch kaum mehr etwas zu bieten, was er nicht mit dem Handy erledigen kann, denn auch Textnachrichten an das Mobiltelefon sind ja jederzeit möglich.

Pager strahlen nicht

Bezüglich der neu aufgeflammten Diskussion über elektrische Felder im Mobilfunk hat der Pager allerdings einen klaren Vorteil: Er strahlt nicht. Unter anderem deshalb verwenden auch viele Ärzte im Krankenhaus einen Pager und kein Mobiltelefon. Zwar haben Versuche in den USA gezeigt, dass auch der Einsatz von Mobiltelefonen in Krankenhäusern keinerlei Probleme bringt, wenn die empfindlichen Geräte im Krankenhaus gemeinsam mit einem Mobilnetzbetreiber abgestimmt und eingerichtet werden, aber Gefühle sind durch Logik kaum unter Kontrolle zu bringen.

Die ebenfalls neu angefachte Gesundheitsdiskussion über Handys und Handy-Sender ist für manchen Pager-Betreiber ein echter Vorteil. Ironischerweise wird die Diskussion gerade von Radio- und Fernsehstationen immer wieder aufgeheizt, wobei natürlich dafür gesorgt wird, dass der gesundheitsbewusste Hörer bzw. Seher ausführlich darüber infomiert ist, dass die viel leistungsstärkeren Radio- und TV-Sender völlig unschädlich sind.

In unserem Nachbarland Österreich setzt daher zum Beispiel «Paging One» seine Antennen ausschliesslich auf Sendemasten des Rundfunks und kann so sicher sein, keine Kampagne gegen die eigenen Senderstandorte zu erleben.

Auch sonst haben Pager - vor allem für Geschäftsleute - einen ganz wesentlichen Vorteil: Der Absender erwartet keine sofortige Antwort. Der Empfänger erhält die Nachricht auf seinen Pager und hat Zeit zu überlegen, ob und welche Antwort er geben will.

Ein anderer - eigentlich uralter Trick - ist der versteckte Pager, auf den man sich während geschäftlicher Verhandlungen relevante Daten senden lässt, ohne dass es der Gesprächspartner merkt.

Seltsame Anrufe

Als kürzlich eine jener Operatricen, die telefonisch Nachrichten für Pager entgegennehmen, einen Anruf erhielt, staunte sie nicht schlecht, denn da sagte eine Stimme - vom Tonband, wie sich später herausstellte - «An Pager-Nummer xy folgende Nachricht übermitteln: Im Bancomaten am X-Platz fehlen 500 Franken-Scheine.» Zuerst hielt man die Nachricht für einen Scherz, als sich der Anruf aber mehrmals wiederholte, gab man die Meldung dann doch durch und ging der Sache nach.

Es stellte sich heraus, dass ein findiger Bankangestellter, der mit der Überwachung der Geldausgabeautomaten am Wochenende beauftragt war, herausgefunden hatte, dass er nicht jede Stunde an den Bancomaten vorbeigehen musste, um festzustellen, ob irgendeine Banknotensorte fehlte, sondern eine relativ einfache Elektronik diese Aufgabe für ihn übernehmen kann.

Im konkreten Falle wurde einfach mit dem Strom, der sonst ein Kontrollämpchen zum Leuchten bringt, eine Relaisschaltung angesteuert, die dafür sorgte, dass zuerst die Paging-Zentrale angerufen wird und anschliessend ein Tonband die gewünschte Nachricht übermittelt. Die Bank hat damit einen Zusatz-Service (kein Bancomat bleibt lange wegen Geldmangel ausser Betrieb) und spart auch noch Personalkosten. Zusatzkosten entstehen nur durch das technische System, das allerdings sehr einfach aufgebaut ist.

Kleinkraftwerke

Ein anderer Verwendungszweck von Pager-Alarmierung ist die Steuerung von Kleinkraftwerken. Gerade für solche - meist kleine Wasserkraftwerke in eher unzugänglichen Gebieten - lohnt sich für die Betreiber eine ständige personelle Besetzung nicht. Dennoch sind gerade Kleinkraftwerke in Zeiten der immer aktiver werdenden Umweltschutzbewegung ein wichtiger Aktivposten in einem Energiekonzept. Also suchte man nach Möglichkeiten, diese Kleinkraftwerke unbemannt zu betreiben.

Natürlich ist es möglich, von diesen Kleinkraftwerken über Leitungen die relevanten Daten an eine zentrale Schaltstelle zu übermitteln, doch gibt es immer wieder Insellösungen, die in abgeschiedenen Gebieten ohne Verbindung zum nationalen Netz für Energie sorgen. Ein Mann ist dann von Kraftwerk zu Kraftwerk unterwegs, um die nötigen Wartungsarbeiten durchzuführen. Weicht dann in seiner Abwesenheit in einem Werk ein relevanter Messwert ab, wird er über Pager alarmiert, und der Techniker, der aufgrund der Meldung bereits weiss, was ungefähr das Problem ist, zieht los, um es zu beheben.

Feuerwehr und Rettung

Der Kern eines Feuerwehrsystems, das allerdings nicht nur für die Brandbekämpfung, sondern ebenso für Verkehrsunfälle, Chemieunfälle, Überschwemmungen usw. zuständig ist, sind die Freiwilligen. Zwar ist auch in der heutigen Zeit die Alarmierung über die bekannten Sirenen noch aktuell, doch wäre es ziemlich sinnlos, für bestimmte Einsätze alle vorhandenen Freiwilligen zu alarmieren. Viel sinnvoller ist es, die Alarmierung auf jene Personen zu beschränken, die für den jeweiligen Unglücksfall tatsächlich gebraucht werden.

Ein mehrfach abgestuftes System sorgt dafür, dass zwar der jeweilige Kommandant über alle Fälle informiert wird, er aber entscheidet, welche Gruppe seiner Freiwilligen via Gruppenruf zu alarmieren ist. Wie diese Gruppen zusammengesetzt sind, wird generell festgelegt, und der Kommandant muss dann der Paging-Zentrale (zum Beispiel über Handy) nur noch mitteilen, welche Gruppen die Nachricht ebenfalls erhalten sollen. Es kann sogar festgelegt werden, dass bei bestimmten Szenarien automatisch ein vorher vereinbarter Gruppenalarm erfolgt.

Man kann das mehrstufige System sogar so weit treiben, dass die Alarmierung hierarchisch über verschiedene Ebenen erfolgt: Das oberste Kommando erhält alle anfallenden Alarme zum Beispiel des Kantons. Auf der Ebene darunter erhält das jeweilige Kommando noch alle den Bezirk betreffenden Alarme usw. Das hat auch den Vorteil, dass eine übergeordnete Ebene oft schon früher erkennen kann, ob lokale Kräfte für den jeweiligen Alarmfall ausreichen oder ob zusätzliche Hilfskräfte aus anderen Bereichen anzufordern sind.

Ähnliche Systeme zur Alarmierung sind auch von Rote Kreuz- sowie Bergrettungs-Organisationen bekannt.

Kundendienst

Immer mehr Pager-Services bieten sogenannte Call-Centers an. Das ist nur logisch, denn die Haupttätigkeit bei den Operatricen bestand ja schon bisher darin, Telefonanrufe entgegenzunehmen und weiterzuleiten. Bei Inanspruchnahme des Call-Center-Dienstes wird die Telefonnummer des Kunden zu einem Arbeitsplatz des Pagerbetreibers umgeleitet. Diese meldet sich dann mit dem Namen der Firma des Kunden und nimmt Anrufe entgegen. Für jeden derartigen Kunden existiert im Call-Center eine Bildschirmmaske, die der Operatrice den Meldetext vorgibt und ihr ausserdem zeigt, was in welchem Falle zu tun ist. Eine der Möglichkeiten ist dann die Benachrichtigung des Auftraggebers über einen Pager. Allerdings werden auch Fax, E-Mail usw. angeboten.

Börsenkurse und Nachrichten

An sich ist das Übermitteln von Börsenkursen an Pager ja keine neue Erfindung. Reuters bietet das schon seit Jahren an, und obwohl sich immer mehr Mobilfunkbetreiber in Europa für ihre Handy-Kunden gleichartige Dienste - zum Teil sogar in Zusammenarbeit mit Reuters - einfallen liessen, bleibt der Pager dafür nach wie vor das Medium Nummer 1. Der Grund ist einleuchtend: Der Empfänger liest die Börsenkurse dann, wenn er sie benötigt und nicht dann, wenn das Handy hektisch wegen einer einlaufenden SMS zu blinken oder gar zu läuten beginnt. Ähnlich ist es mit Nachrichten, wobei hier nicht nur Wirtschaftskapitäne und Broker als Zielgruppe dienen, sondern auch Journalisten, die rasch und knapp über News informiert werden wollen, und sich die vollständigen Meldungstexte dann nur bei Bedarf beispielsweise aus dem Internet herunterladen.

fak/fwk


Pager-Katastrophe

Am 19. Mai 1998 fielen in den USA praktisch alle Pagernetze aus. Der Grund lag darin, dass der für das Übermitteln der Datenströme benutzte PanAmSat-Satellit Galaxy IV wegen eines Prozessorfehlers an Bord ausser Kontrolle geriet.

Dabei zeigte sich rasch, dass der Aufbau eines Backup-Systems doch nicht nur hinausgeworfenes Geld ist. Pagerbetreiber, die auf landgestützte Kabelstrecken als Reserve zurückgreifen konnten, waren teilweise innerhalb weniger Minuten wieder auf Sendung. Andere brauchten länger, vor allem dann, wenn sie die Empfangsantennen ihrer Verteilstationen auf andere Satelliten, die man als Ersatz verwendete, ausrichten mussten.

Nach Meinung von Experten zeigte sich jedenfalls, dass Paging in den USA nach wie vor ein wichtiger Wirtschaftsfaktor ist. Es zeigte sich aber auch, dass die Abhängigkeit von Satellitensystemen längst grösser ist, als man bisher dachte.


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