Mobilfunk-Lizenzen

Wer sind die neuen Netzbetreiber?

Bereits in MOBILE TIMES Ausgabe 4 orientierten wir unsere Leserinnen und Leser über den Entscheid der Eidgenössischen Kommunikationskommission (ComCom), wer denn nun in Zukunft neben der Swisscom Mobile die beiden anderen nationalen Konzessionen für Mobiltelefonnetze erhalten sollte.


Die Auserwählten sind diAx AG für die Konzession eines Dualband-Netzes (GSM 900 und GSM 1800) sowie Orange Communications SA für die Konzession (vorerst) eines Singleband-Netzes (GSM 1800). Wer sind nun die beiden neuen Mitspieler auf dem Schweizer Mobilfunkmarkt? Hier finden Sie nähere Angaben zu den beiden Netzwerk-Betreibern.

Amerikanisches Know how gepaart mit Schweizer Perfektion

Als die im Juli 1996 gegründete Diax ihren amerikanischen Joint-venture-Partner vorstellte, fragten sich viele, wer denn die SBC Communications Inc. wohl sei. Inzwischen sind die Kenner der Szene um einiges klüger. Als weltweit fünftgrösster Mobilnetzbetreiber bedient das Unternehmen allein in den USA über fünf Millionen Mobil-Telefonkunden.

diAx will Höchstleistungen im Schweizer Markt erbringen. Diese komplexe und gleichzeitig herausfordernde Aufgabe will sie mit gut überschaubaren, schlanken und flexiblen Unternehmensstrukturen lösen.

Die einfache Beteiligungsform mit zwei Partnern ermöglicht jederzeit schnelle unternehmerische Entscheidungsprozesse. Die Aufgabenteilung zwischen den Partnern ist klar: diAx holding ist für die Infrastruktur der Leitungen zuständig, das eigentliche Telekommunikationsgeschäft liegt in der Verantwortung von SBC.

Weshalb ist das Unternehmen nicht schon früher am Markt in Erscheinung getreten? Ein Grund lag in der vorerst prioritären, langfristig orientierten Konzentration der Kräfte auf die Erteilung der Mobilkonzession. Diesen entscheidenden Erfolg konnte diAx nunmehr verzeichnen.

Ein anderer Grund lag im Verständnis von Liberalisierung. Ein weiterer wichtiger Punkt: «Mit der Wahl seines Telekommunikationspartners entscheidet sich der Kunde nicht einfach für den tiefsten Preis, sondern auch für den Partner, der ihn langfristig mit umfassenden Dienstleistungen bei optimalem Komfort und besten Gesamtkonditionen versorgen kann» (Originalton). Hieraus ergibt sich auch die besondere Bedeutung, dass diAx in einigen Monaten - nach Inbetriebnahme ihres Mobilnetzes - Festnetz-/Mobiltelefonie-Dienstleistungen aus einer Hand anbieten kann.

Bekanntlich wachsen Fest- und Mobilnetze zusammen, was dem Kunden erhebliche Vorteile bieten wird. «Er kann mit demselben Gerät völlig standortunabhängig immer auf dem für ihn vorteilhaftesten Weg telefonieren und gleichzeitig den Komfort einer integrierten Serviceleistung geniessen - eine Servicenummer, eine Rechnung, ein Einzahlungsschein, ein Gesamtrabatt, eine Verkaufsstelle usw. Das wird in einigen Monaten mit diAx möglich sein und im Schweizer Markt als grosse Innovation einen neuen Standard setzen» (Originalton).

diAx hat in ihrer Bewerbung für die Mobilfunk-Konzession zugesagt, den Betrieb ein halbes Jahr nach Lizenzerhalt, das heisst «Grössenordnung November», aufzunehmen. Diese Zusage will sie in jedem Falle einhalten. Nachdem am Anfang die wichtigen Regionen und deren Verbindungen (50 bis 60% der Schweiz) realisiert sein sollen, will diAx bis Ende 1999 die gleiche Abdeckung erreichen (über 90%) wie heute die Swisscom.

Die Gesamtinvestitionen für beide Netze - fix und mobil - belaufen sich auf 1,2 Milliarden Franken. diAx geht davon aus, dass sie den Break-even in drei bis vier Jahren erreicht. Der Personalbestand soll bis Ende 1999 auf 500 Beschäftigte im Fixnetz- und 700 im Mobilnetz-Bereich sowie bis Ende 2001 auf 750 bzw. 1'250 wachsen.

Weltweite Erfahrung in der Mobilkommunikation

Orange Communications SA - seit 20. April im Besitz der dritten Schweizer Mobilfunklizenz - ist bisher zwar nur selten in der Öffentlichkeit aufgetreten, aber bei Kennern der Szene dennoch kein «Nobody».

Der britische Partner Orange plc - dahinter steht mit 49% die ebenfalls im Telekommunikations-Geschäft tätige Hutchinson-Whampoa-Gruppe (Hongkong) - ist der grösste und nach eigenen Angaben erfolgreichste Betreiber von Mobilnetzen im 1800-MHz-Bereich. Seit der Gründung im April 1994 ist es dem Unternehmen bis Ende 1997 gelungen, allein in Grossbritannien über 1,2 Millionen Kunden und einen Marktanteil von 14.2% zu gewinnen. Das scheint aber nur ein wichtiger Meilenstein zu sein, denn Orange deckt mit über 3'500 Basisstationen ein Gebiet ab, in dem 96% der britischen Bevölkerung leben. Zudem hat sie 1997 ein Investitionsprogramm von nahezu zwei Milliarden Franken zur beschleunigten Netzausweitung beschlossen. Damit soll die Zahl der Basisstationen bis 1999 auf 6'000 und bis Ende 2001 auf 10'000 erhöht und die Infrastruktur für neue, hochmoderne Mobildienste geschaffen werden. Orange betreibt unter dem Namen «Hutchinson Telecom» auch in Frankreich (260'000 Kunden) und Deutschland (180'000 Kunden) Mobildienste und beschäftigt knapp 5'000 Personen. 1996 erzielte das Unternehmen einen Umsatz von 1.5 Mrd. Franken.

Auch der zweite Konsortialpartner, die deutsche Unternehmensgruppe Viag AG mit einem Umsatz von nahezu 50 Mrd. DM und 95'000 Beschäftigen, hat seit 1995 ein starkes Bein in der Telekommunikation: Die unter dem Namen «Viag Interkom» gestartete Allianz von Viag und British Telecom (BT) - notabene ein direkter Konkurrent von Orange und in der Schweiz Partner von Sunrise - hat vor gut einem Jahr die vierte deutsche Mobilfunklizenz erhalten und sich die norwegische Telenor als weiteren Partner geangelt.

Über ihre 100%ige Tochter «Bayernwerk Netkom» verfügt sie in Deutschland über ein Glasfaser-Kabelnetz von über 10'000 km Länge und zusätzlichen Richtfunkstrecken von 1'400 km. Seit 1997 ist die Viag Interkom zudem dabei, ein flächendeckendes Netz von Basisstationen aufzubauen, das den integrierten Betrieb von Fest- und Mobiltelefonie erlauben wird.

Das Unternehmen, das im zweiten Halbjahr 1998 zusammen mit Orange auch in Österreich ein GSM-1800-Netz unter der Bezeichnung «Connect Austrtia» in Betrieb nehmen wird und in Deutschland Exklusiv-Partner von «Concert», der weltweiten Allianz von BT und MCI (USA) ist, hat 1997 mit knapp 1'700 Beschäftigten einen Umsatz von rund 141 Mio. Franken erzielt.

Die kräftigen Expansionspläne sehen vor, dass noch in diesem Jahr die Mitarbeiterzahl auf 2'600, bis 2006 sogar auf 9'000 steigen soll. Der Break-even wird in drei Jahren erwartet, und bis 2006 wird - bei Gesamtinvestitionen von rund 8.5 Mrd. DM - ein Umsatz von über rund 8.3 Mrd. Franken angestrebt.

Dritter Know how-Partner von Orange Communications ist die vorwiegend im Paging tätige Swissphone Engineering AG mit Sitz in Samstagern/ZH. Sie verfügt unter anderem über 335 eigene Antennenstandorte, was nach Orange-Angaben den Bedarf an Antennen-Neubauten für das geplante Mobilnetz entsprechend verringern wird. Swissphone beschäftigt derzeit 450 Personen und betreibt in Lausanne ein modernes Call Center.

Und was unternehmen die Verlierer?

Speziell Sunrise hatte sich grosse Hoffnungen für eine Mobilfunk-Lizenz gemacht. Trotz grösster Enttäuschung will das Unternehmen - obwohl zunächst ein Rekurs am Bundesgericht ins Auge gefasst wurde - aber nunmehr nach eigenen Angaben nicht gegen die Liberalisierung im Mobilbereich kämpfen und weder diAx noch Orange Communications, die Sieger im Rennen um die Mobilfunk-Lizenzen, benachteiligen. Sie will statt kontraproduktivem Wettbewerbs-Bremsklotz vielmehr neue Wege suchen.

Einen solchen Weg, den auch die Swisscom mit Erfolg beschreitet, wurde bereits gefunden: Den im Januar publizierten Angeboten auf dem Gebiet der Internet-Telefonie ist im März die Übernahme des Internet-Provider Plusnet gefolgt.

Das hier und da als «gefrässiger Hecht» bezeichnete Unternehmen könnte in diesem Sinne unter Umständen ja auch noch andere Übernahmen planen oder sich wenigstens - quasi als Fuss in der Türe - daran beteiligen. Wie wär's zum Beispiel mit Orange Communications?

Das Ziel von Sunrise ist klar: Das Unternehmen will im Fixnetz die Nummer eins werden, weil der massiv boomende Mobilbereich dem Fixnetz Marktanteile wegnimmt.

Friedrich W. Klappert


diAx in Kürze

Das Schweizer Telekommunikations-Unternehmen diAx ist ein Joint-venture der diAx holding - gehalten von über 50 Unternehmen der Schweizer Elektrizitätswirtschaft, Schweizer Rück und Winterthur Leben - sowie der SBC Communications Inc., drittgrösstes Telekommunikations-Unternehmen der USA. Mit einem 1'800 km langen Hochleistungs-Glasfasernetz verfügt das Unternehmen nach der Swisscom über das zweitgrösste Festnetz der Schweiz. diAx tritt seit 11. Mai 1998 mit einem integrierten Servicepaket und attraktivem Preis-/Leistungs-Verhältnis im Markt auf. Die Angebotspalette umfasst nationale und internationale Ferngespräche, Telefonkarten sowie für Geschäftskunden 0800er-Dienste. Ein 24-Stunden-Kundendienst geht schnell und kompetent auf die Kundenwünsche ein. Das Unternehmen hat am 20. April 1998 die erste der beiden neuen nationalen Mobilfunk-Konzessionen erhalten. Die diAx Mobil-Dienstleistungen werden im Verlauf des vierten Quartals 1998 verfügbar sein.


Orange Communications in Kürze

Bei Orange Communications SA handelt es sich um ein Konsortium, an dem die britische Orange-Gruppe (35%), der deutsche Mischkonzern Viag AG (35%), die Swissphone Engineering AG (20%) und die Banque Cantonale Vaudoise (10%) beteiligt sind.

Das Unternehmen mit Sitz in Lausanne will über eine eine Milliarde Franken in den Aufbau eines Schweizer Mobilnetzes investieren und bis zu 1'250 Arbeitsplätze schaffen. Drei Viertel davon sollen im Kanton Waadt und in der Region Genfersee entfallen.


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