GSM-Praxis

INDONESIEN

Indonesien hat in den letzten Wochen wahrscheinlich wichtigere Probleme als ein GSM-Netz, und Europäer werden in nächster Zeit wohl auch seltener dorthin in die Ferien fahren - was den GSM-Netzen wohl wirtschaftliche Schwierigkeiten bringen wird. Stefan Widitsch war noch vor den Unruhen dort und hat für uns die Netze getestet.


Indonesien, 1'904'569 km² Landfläche, verteilt auf vier grosse und hunderte kleinere Inseln. Überzogen ist dieses Land von Regenwäldern, grossen Gebirgen, Vulkanen, kleinsten Dörfern und Grossstädten. 163,4 Millionen Menschen beherbergt der zuletzt wirtschaftlich so angeschlagene Staat. Die indonesische Rupie hat so gut wie keinen Wert mehr. Daher weisen die indonesischen GSM-Netze ihre Kunden darauf hin, dass sämtliche Dienste in US Dollars abgerechnet werden, da man sonst täglich die Preise ändern müsste.

Momentan gibt es drei aktive GSM-Netze, welche die Bevölkerung und vor allem die «roamenden» Touristen versorgen. Alle verwenden den GSM-900-Standard und haben mit der Schweizer Betreiberin Swisscom gültige Roamingverträge. Das erste in Indonesien aufgebaute Netz (9/94) stammt von der Telkomsel, danach (11/94) nahm PT Satelit Palapa oder auch Satelindocel den Betrieb auf. Mit etwas Verspätung (6/96) begann die PT. Excelcomindo, den anderen Betreibern dazwischenzufunken. Alle Betreiber sind privat, wobei erwähnt werden muss, dass der Staat einige Anteile von jedem Betreiber besitzt. Ein vierter GSM-Anbieter namens PT Kartika sitzt derzeit sozusagen in den Startlöchern, ist also noch nicht am Netz.

Telkomsel

Die Telkomsel ist das älteste GSM-Netz in Indonesien und hat somit auch die beste Versorgung. Der Grossteil der Mobilteilnehmer telefoniert via Telkomsel, nämlich rund 500'000. Das Unternehmen setzt sehr auf Service und Seriosität. Man will eher die Geschäftskunden ansprechen. Die Telkomsel verfügt über alle auch bei uns in der Schweiz gängigen Dienste. Von der Mailbox über die Daten- und Faxleitung bis hin zum SMS wird dem Kunden alles angeboten und das zu günstigen Konditionen (jedenfalls für unsere Verhältnisse). Die Aktivierung einer SIM-Karte kostet rund Fr. 4.-, die monatliche Grundgebühr eines Geschäftstarifs liegt bei etwa Fr. 8.-. Ein Einzelgesprächsnachweis schlägt im Monat mit rund Fr. 0.80 zu Buche, und das Senden einer SMS-Nachricht ist sogar gratis! Fax- und Datenleitungen müssen bei der Telkomsel gesondert aktiviert werden, was etwa Fr. 3.- kostet. Die Gestaltung der Tarife ist denen in der Schweiz mit den Natel-Abos easy, swiss und international sehr ähnlich. Man bietet dem Kunden einen Einsteiger-, einen Freizeit- und einen Geschäftstarif an.

PT Satelit Palapa

PT Satelit Palapa bzw. auch Satelindocel nahm nur zwei Monate nach der Telkomsel den Betrieb auf und betreibt das zweitgrösste Netz in Indonesien. 390'000 Kunden vertrauen auf Satelindocel und nehmen einen der beiden Tarife (Einsteiger- und Geschäftstarif) in Anspruch. Die Preise von Satelindocel und Telkomsel sind mehr oder weniger identisch. Satelindocel bietet zusätzlich noch eine sehr günstige Gebühr für Gespräche innerhalb des eigenen Netzes (etwa 4 Rappen pro Minute). Bei der Flächenabdeckung liegt man nur knapp hinter der Telkomsel, Qualität und Service sind ungefähr gleich gut.

PT. Excelcomindo

Mit zweijähriger Verspätung begann sich die PT. Excelcomindo in das Geschäft einzumischen. Mit absoluten Billigstangeboten (Grundgebühr Fr. 3.- bis 6.- je Monat) und Niedrigsttarifen konnte man bis heute rund 210'000 Kunden für sich gewinnen. Die Qualität des Excelcomindo-Netzes soll die absolut beste sein, was anscheinend den geringen Netzausbaustand wettmacht.

Der Netzausbau in Indonesien geschieht aber anders als in Europa. Alle GSM-Netze Indonesiens versorgen grösstenteils nur Städte und das nahe Umland. Hauptverkehrsstrassen werden bis heute noch nicht oder nur zum Teil versorgt. Beste Coverage findet man nur auf den internationalen Flughäfen und in Touristenzentren.

Meistens sind die Personen, die man telefonieren sieht, ohnehin Touristen. Obwohl über eine Million Menschen in Indonesien ein GSM-Telefon besitzen, fallen sie einem nicht auf. Das Telefon ist in Indonesien kein Statussymbol. Hier zeigt man lieber durch sein Auto, zu welcher Schicht man gehört. Aus diesem Grunde ziehen sich die Indonesier bei Telefongesprächen immer irgendwohin zurück. Die Verwendung eines Mobiltelefons auf offener Strasse gilt als unschick. Doch zurück zu den Touristen: Diese sind für die indonesischen Betreiber ein grosser wirtschaftlicher Faktor, denn wie man mir bei PT Satelit Palapa mitteilte, ist in der Urlaubssaison jedes vierte geführte Telefonat (!!!) ein Roaming-Telefongespräch. Das bringt natürlich hohe Gewinne.

Qualitätsprobleme

Die Qualität der Telefonate lässt jedoch leider zu wünschen übrig. Wir telefonierten zum Beispiel in Denpassar und Jakarta. Auch mit vollem Empfang hat man dauernd Abreisser, Knistern und andere Störgeräusche in der Leitung. Ich weiss nicht, ob dies auf die technischen Gegebenheiten oder auf die hohe Luftfeuchtigkeit zurückzuführen ist, die vielleicht die Telefone beeinflusst.

Auf jeden Fall zahlt es sich durchaus aus, Telefongespräch von Indonesien in die Schweiz vom eigenen Handy aus zu führen. In dem von uns gebuchten Hotel wollte man zehn US-Dollar pro Minute für die Verbindung Denpasar-Zürich. Abgerechnet wird im drei-Minuten-Takt, das heisst jedes Telefonat kommt auf mindestens Fr. 28.-, auch wenn sich in der Schweiz nur der Anrufbeantworter meldet.

Handy ist billiger

Vom Handy aus kostet die Minute zwischen 1.60 und 2.50 Franken. CLIP/CLIR funktioniert bei allen Anrufen, die man erhält. Das Senden und Empfangen von SMS-Nachrichten funktioniert perfekt und ist sehr kostengünstig (5 Rappen). Dieser billige SMS ist wohl darauf zurückzuführen, dass das Senden und Empfangen von SMS-Nachrichten in Indonesien grundsätzlich kostenlos ist.

Singapur-Tip

Ein letzter Tip noch: Viele Flüge nach Indonesien bzw. Australien oder Neuseeland werden über Singapur geführt. Ich kann nur jedem Reisenden empfehlen, mit einer Kreditkarte bewaffnet die Elektronik-Shops am Flughafen Singapur zu besuchen. Für die gängigsten Telefone erhält man originales Zubehör vom Akku bis zur Freisprecheinrichtung um rund 30 bis 40% billiger als in der Schweiz!

Stefan Widitsch/fwk


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