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Artikel aus Mobile Times 4

Über den Wolken ...

Telefonieren im Flugzeug

Dass Reiseflugzeuge aus Metall sind, ist wahrscheinlich jedem Passagier bekannt und wer in Physik aufgepasst hat, der weiss auch, was ein «Faradayischer Käfig» ist. Beides zusammen ergibt ein Sicherheitsrisiko für Passagierflugzeuge.


Vielflieger hören schon gar nicht mehr hin, wenn die Stewardess ihre Durchsage macht: Handys vor dem Start ausschalten, Telefonieren während des Fluges verboten.

Irgendwo in der Luft, denkt man, kann das Telefonieren per Handy ja gar nicht funktionieren. Wir sind von den Sendestationen zu weit weg. Aber der Mobiltelefonierer ist es einfach zu gewöhnt, in jeder Lage anzurufen - vor allem dann, wenn er sonst nichts tun kann. Man könnte doch einige Telefonate erledigen oder müsste eigentlich seine Verspätungen durchgeben, da ja Flüge öfter die vorgegebenen Zeiten nicht einhalten.

Nur ausgeschaltete Handys senden nicht

Aber sorry, im Flugzeug nicht! Und das hat auch gute Gründe: Gerade Abflug und Landung sind besonders sensible Phasen in der Fliegerei. Da kann eine Störung des Bordsystems schon über Leben und Tod entscheiden. Und das sollte allen Fluggästen auch bewusst sein. So wichtig kann kein Telefongespräch sein - die Flugsicherheit ist wichtiger. Und zwar so wichtig, dass die Lufthansa ein Gerät testete, um Uneinsichtige zu enttarnen. Jedes eingeschaltete Mobiltelefon soll damit aufgespürt werden. Zur Erinnerung: Ein Handy sendet auch dann, wenn kein Gespräch geführt wird. Ständig versucht es, den Kontakt zu einem Sender zu halten. Ist kein Sender in Reichweite, geht die Suche ständig weiter - ein Verhalten, das wir auf der Erde durchaus schätzen, in der Luft aber zum sinnlosen Unterfangen wird. Daher ist es auch Akku-schonender, das Handy in der Luft wirklich abzustellen.

Leider ist ein Peilgerät zum sicheren Aufspüren der Vergesslichen (oder Uneinsichtigen?) noch nicht einsatzbereit, wie uns Sprecher verschiedener Luftlinien unisono bestätigten. Die Tests verliefen wohl nicht zufriedenstellend. Bleibt also vorläufig nur die Ansage des Flugbegleiters, der hoffentlich alle Fluggäste Folge leisten.

Satellitentelefon bald überall Standard?

Ein Techniker der Lauda Air brachte es auf den Punkt: «Da die Funkwellen von Handys innerhalb des Flugzeuges gesendet werden, können diese zu falschen Messwerten der Instrumente im Cockpit führen - wie gefährlich das sein kann, muss man wahrscheinlich nicht näher erläutern. Beim Satellitentelefon wird nicht innerhalb des Flugzeuges gesendet. Hier ist die Antenne aussen angebracht und kann die Messgeräte innerhalb des Flugzeuges nicht beeinflussen.»

Die Alternative zum eigenen Handy ist also das Satellitentelefon, das zwar nicht bei allen Flügen angeboten wird, aber bei Langstreckenflügen schon zum Standard gehört. Die Ausstattung mit Satellitentelefonen ist bei den einzelnen Fluglinien sehr verschieden. Wer also während des Fluges Telefonate erledigen will, sollte sich vorher vergewissern, ob das bei der gewünschten Fluglinie auch möglich ist.

Alternative «Skyphone»

Bei der Lauda Air sind in der neuen Boeing 777 alle 344 Sitze, egal ob Business- oder Economy-Class, mit einem Telefon ausgestattet. Das «Skyphone» befindet sich unter der Armlehne, wo es herausgezogen und mittels Kreditkarte aktiviert werden muss. Billig ist dieser Telefonservice nämlich nicht. Pro angefangene Minute werden 9,95 US-Dollar verrechnet. Die Berechnung erfolgt erst ab der bestehenden Verbindung. Für Fehlversuche muss wenigstens nicht bezahlt werden.

Skyphone nennen sich diese speziell für Flugzeuge entwickelten Satellitentelefone. Ein Konsortium, bestehend aus British Telecommunications plc, Telenor AS und Singapore Telecom, ist der Betreiber von Skyphone. Wie jeder terrestrische Telecom-Provider hat auch Skyphone eine 24-Stunden-Hotline installiert, die unter der Nummer 68# Hilfe verspricht.

Neben Skyphone gibt es in Europa auch «Jetphone», das von der US-Telefongesellschaft GTE betrieben wird und z.B. bei Air France zu finden ist.

Die Austrian Airlines bieten auf Langstreckenflügen ebenfalls Skyphone an, allerdings mit geringer Preisdifferenz. So kostet die Minute 9,90 US-Dollar. Die Austrian hat ihre Flugzeuge Airbus A 340 und 310 aber nur mit Wandstationen ausgestattet. Die Verführung, zum Telefon zu greifen, ist hier sicher geringer.

Grosszügige Swissair

Weitaus grosszügiger ist die Ausstattung der Swissair. Sie hat ihre gesamte Flotte mit Satellitentelefonen ausgerüstet und bietet diesen Service auch innerhalb Europas an. Bei den innereuropäischen Flügen hat der Airbus 320 in der Business-Class ein Telefon zwischen zwei bzw. drei Sitzen eingebaut. Bei den Langstreckenflügen ist die Ausstattung in der MD-11 und Boeing 747 erweitert um zwei Wandtelephone in der Economy Class, die Business Class bietet wie im Airbus ein Telephon für zwei Sitze. Die Tarifgestaltung ist bei der Swissair differenzierter.

Auf Europaflügen kostet eine Minute 8,60 US-Dollar, im Langstreckentarif klettert der Minutenpreis auf 11 US-Dollar, es wird allerdings im 30-Sekunden-Takt abgerechnet. 5,50 US-Dollar sind also der Minimumbetrag, den auch Kürzesttelefonierer berappen müssen.

Im Flieger ist man nicht mehr stundenlang von der Aussenwelt abgeschnitten. Nur die Kosten beschränken wohl noch die Freude am Telefonieren im Flugzeug.

Zukunft «Iridium»?

Aber vielleicht verändern die neuen Satellitentelefonsysteme wie Iridium die Preisstruktur und es eröffnet sich auch hier mit der Konkurrenz eine kommunikativere (und geldbörsenschonendere) Zukunft.

Was Iridium sicher ändert, ist die Art, wie man in Flugzeugen telefoniert. Statt der Kreditkarte, die man jetzt braucht, ist dann die SIM-Karte vonnöten. Es kann auch die eines Betreibers sein, der mit Iridium ein Roamingabkommen hat. Diese Karte steckt der Passagier an Bord in das Telephon in seiner Armlehne und schon kann er nicht nur telefonieren, sondern ist auch erreichbar.

Christine Köttl




MOBILE TIMES Home Letzte Überarbeitung: Montag, 3. Mai 2004
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