MOBILE TIMES Archiv Startseite : Archiv : Heft 3 : Artikel

Artikel aus Mobile Times 3

Iridium ante portas

Fast die gesamte Satellitenkonstellation ist bereits im Orbit und damit rückt der Tag näher, an dem das vor zehn Jahren gestartete Superprojekt in den Regelbetrieb übergeht und dem Wort Coverage eine völlig neue Bedeutung geben wird, denn mit einem Iridium-Telefon ist man auf diesem Planeten überall erreichbar.


Der Name Iridium stammt aus der Urzeit des Projektes, als man noch damit rechnete, dass 77 Satelliten für das System erforderlich sein würden. 77 ist die Ordnungszahl von Iridium, womit der Name eigentlich gar nicht so viel Phantasie erforderte. Das endgültige Iridium-System, das am 23. September 1998 in Betrieb gehen wird, besteht aus 66 Satelliten, die in 6 Ebenen (á 11 Satelliten) die Erde auf zirkumpolaren Bahnen in einer Höhe von 780 Kilometern bzw. 420 nautischen Meilen umkreisen. Jede der Ebenen besitzt einen Reservesatelliten, der in einer Parkbahn unterhalb der eigentlichen Betriebsebene kreist.

Der Ansatz niedrig fliegender Satelliten (Low Earth Orbit bzw. LEO) wurde schon deshalb gewählt, weil man schon in der Startphase daran dachte, dass die Kunden ein handliches Endgerät haben müssen und die für geostationäre Satelliten erforderlichen Sendeleistungen mit tragbaren Geräten nicht aufzubringen ist. Dennoch sind auch aktuelle Satellitenhandys noch immer deutlich grösser als die heute gewohnten GSM-Handys.

Ein GSM-Netz

Für den Kunden stellt sich Iridium als einheitliches weltweites GSM-System dar. Der Unterschied besteht im wesentlichen darin, dass sich nicht nur die Teilnehmer, sondern auch die Zellen bewegen. Diese Zellen sind nichts anderes als Segmente der jeweils 4.400 Kilometer durchmessenden Spot-Beams der Iridium-Satelliten. Ein Iridium-Kunde befindet sich immer im Heimatnetz. Die Gebühren dieses Heimatnetzes sind allerdings für ein Heimatnetz recht hoch. Momentan rechnet man bei Iridium Deutschland damit, dass der erste Tarif, der im Sommer 1998 herauskommen soll, Kosten von zwei bis fünf Dollar pro Minute ausweisen wird. Verglichen mit den Roamingkosten in Ländern wie Russland ist das aber schon wieder relativ günstig oder wenigstens konkurrenzfähig. Dazu kommt, dass Iridium nicht nur auf der Erde, sondern auch in Flugzeugen funktioniert. Allerdings wird man auch als Iridium-Kunde nicht mit seinem Handy im Flugzeug telefonieren dürfen, sondern seine SIM-Karte in ein spezielles Iridum-Telefon, das bei den Flugzeugsitzen verfügbar sein wird, einschieben, und ist dann eben auch im Flug erreichbar.

Roamen mit Iridium

Das Iridium-System als GSM-System ist natürlich auch für Roaming-Verträge genau so offen, wie jeder andere GSM-Betreiber und damit wäre man wirklich weltweit erreichbar.

Iridium stellt im GSM-System einfach ein weiteres Land mit eigener Ländervorwahl (+8816) dar. Man kann jeden Iridium-Teilnehmer genau so erreichen wie jeden anderen GSM-Teilnehmer weltweit auch. Je nachdem, ob Iridium als Anbieter auch in der Schweiz aktiv wird, kann man dann nicht nur zwischen den dann wenigstens drei terrestrischen GSM-Netzen entscheiden, sondern auch Iridium in Betracht ziehen, was dann von besonderem Interesse ist, wenn man den grössten Teil der Zeit auf Auslandsreisen verbringt.

Tritt Iridium nicht selbst in der Schweiz als Anbieter auf, dann braucht man dennoch nicht auf Satellitenkommunikation zu verzichten. Zum Roamen braucht man ja nur ein Satellitentelefon und die SIM-Karte eines heimischen Netzbetreibers, der ein Roaming-Abkommen hat.

Die Sat-Handys

Was uns bei allen bisher gesehenen Sat-Handys sofort auffiel, war die in einem Winkel wegstehende Antenne. Das soll wohl dafür sorgen, dass die Antenne möglichst im richtigen Winkel zum Satelliten steht - was wir aber noch nicht bestätigt erhalten haben. Die erste Iridium-Handys kommen von Motorola und Kyocera.

Beide haben unterschiedliche Ansätze für die Konstruktion gewählt. Bei Motorola geht man den klassischen Weg, dass sowohl das Satelliten-Handy als auch das System für terrestrischen Empfang in einem Gerät integriert werden, während Kyocera eine Art Huckepack-Verfahren bevorzugt, bei dem das jeweilige terrestrische System an das Satellitenhandy angekoppelt wird. Der Motorola-Weg macht das Gerät leichter, während die Kyocera-Methode quasi eine unbeschränkte Zahl von zweiten Modi erlaubt. Die Geräte werden etwa 3'500 Franken kosten.

Die Konkurrenz

Die gleichen Unwetter, die Anfang Februar Iridium daran gehindert haben, die letzten Satelliten der Konstellation ins All zu senden, haben den ersten Verfolger, nämlich GlobalStar daran gehindert, seine ersten Satelliten auszusetzen. Das GlobalStar-System ist sozusagen die US-Antwort auf das mit europäischer Mobilfunktechnik arbeitende Iridium-System. GlobalStar ist gewissermassen ein weltweites CDMA-Netz, das aus 48 Satelliten in acht Ebenen bestehen wird und im November 1999 in den Regelbetrieb gehen soll.

Interprotocol Roaming

Beide Netzbetreiber versprechen, dass spätestens bei Betriebsaufnahme das Roaming auch in Ländern möglich sein wird, die ein anderes Mobilfunksystem als das jeweils eigene verwenden.

fak




MOBILE TIMES Home Letzte Überarbeitung: Montag, 3. Mai 2004
Text © 1998 by Mobile Times; HTML © 2000-2004 by Mobile Times
Valid HTML 4.01!