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Artikel aus Mobile Times 3

GSM in der Praxis

FINNLAND

Das im Norden Europas gelegene Finnland ist ein vielgestaltiges Land. Die Landschaften wechseln von den dichten Wäldern der südlichen und mittleren Landesteile bis zu den schweigsamen Bergen Lapplands. In der finnischen Wirtschaft spielen vor allem Metall- und Holzverarbeitung eine wichtige Rolle, und seit einiger Zeit nimmt die Bedeutung der Hightech-Industrie stetig zu.


Finnland ist 1'160 km lang und dünn besiedelt. Deshalb wird in gute Verbindungen viel Geld investiert, und so werden die Verkehrs- und Telekomunikationsnetze immer weiter ausgebaut.

Extreme Handy-Penetration

Die Grossmutter in der Stadt oder auf dem Land hat es; der Verkäufer am Marktstand hat es; viele Kinder haben es auch; der Forstarbeiter hat es ebenso wie die Hausfrau; und die gesamte Geschäftswelt selbstverständlich auch. Die Rede ist vom Mobiltelefon. Die Finnen lieben ihre Handys. Bei 5,1 Millionen Einwohnern haben die beiden grössten Netzbetreiber über zwei Millionen Kunden, das heisst fast jeder dritte Finne ist Handybesitzer.

Die Mobilfreudigkeit der Finnen hat gewiss mehrere Gründe. Einer dürfte in der Grösse des Landes liegen.

Mit einer Fläche von 338'000 km² ist Finnland eines der grössten Länder Europas. Ein anderer triftiger Grund liegt wohl im Umstand, dass das internationale Telekommunikationsunternehmen Nokia in Finnland zu Hause ist. Nokia ist einer der grössten Hersteller digitaler Mobiltelefone und weltweit der zweitgrösste Lieferant von GSM-Netzwerken.

Hohe Nachfrage von Beginn an

Als 1991 das erste GSM-Netz der Welt für die finnische Radiolinja in Betrieb genommen wurde, war natürlich Nokia der Lieferant. Das erste GSM-Gespräch erfolgte am 27. März 1991, und schon im Dezember desselben Jahres war dieser Dienst öffentlich zugänglich. Radiolinja gehört zur Finnet-Gruppe. Die Palette von Radiolinjas Diensten reicht von Fax über SMS bis Gesprächsumleitung sowie Voice-, Data- und Faxmailbox. Radiolinja zählt derzeit etwa 500'000 Kunden.

Während der Woche kostet die Verbindung zu anderen Radiolinja-Handys oder der 050-Box 0,99 Finnmark (FIM)/Minute zwischen 8 und 22 Uhr und 0,63 FIM zwischen 22 und 8 Uhr. Für Verbindungen an das Festnetz zahlen die Benützer tagsüber 1,83 FIM und abends oder am Wochenende 0,99 FIM.

Das zweite Mobilfunknetz

Seit Anfang 1994 ist Telecom Finnland (Tele) ein selbständiges Unternehmen mit 1,6 Millionen Kunden und ein führender Anbieter von Diensten der Mobiltelefonie in Finnland. Auch international hat sich Tele stark engagiert. Nicht nur an GSM-Netzen in den baltischen Ländern oder St. Petersburg besitzt Telecom Finnland Beteiligungen, sondern auch zum Beispiel in der Türkei und in Ungarn. Zudem dürften auch die Pläne der Telecom Finnland, an die Börse zu gehen und neue Allianzen innerhalb Skandinaviens zu schaffen, die Position des Unternehmens stärken.

Tele bietet eine Reihe verschiedener Tarife an, so beispielsweise einen Business Tarif wochentags von 1,74 FIM tagsüber und sonst 0,99 FIM pro Minute. Und für weniger als 1 FIM/Minute lassen sich SMS oder Fax an ein Tele-Handy senden.

Neu: Cityphone-Netze

Auf dem GSM 1800-Frequenzband ist seit Mai 1997 die zur Finnet-Gruppe gehörende Helsinki Telephone Company (HPY) mit dem Cityphone-Dienst aktiv. Das Netz umfasst derzeit ausser der finnischen Hauptstadt auch die nahe dem Polarkreis gelegene Stadt Oulu. Bald soll das Netz auch in weiteren Grossstädten zur Verfügung stehen. Das Ziel ist eine den derzeitigen GSM 900er Netzen überlegene Indoor-Abdeckung in den Städten. Roaming-Abkommen sind nicht vorgesehen, da sich Cityphone als lokales Netz versteht.

In diesem Frühling wird es noch spannender in der finnischen GSM-Welt: Als neuer Anbieter tritt die schwedische Telia auf. Seit Anfang Oktober 1997 besitzt sie alle Anteile an der finnischen Firma Telivo. Der Firmenname wurde bereits auf Telia Finland Oy geändert.

Jetzt ist aber nur zu hoffen, dass der scharfe Wettbewerb die Preise nicht zu stark in den Keller treibt und aus den sonst eher schweigsamen Finnen Vielplauderer werden. Dadurch würden sie doch einen Teil ihres Charmes und ihrer Identität verlieren.

Gunilla C. Vyskovsky/fwk




MOBILE TIMES Home Letzte Überarbeitung: Montag, 3. Mai 2004
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