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Artikel aus Mobile Times 2

Erst eins, dann zwei, dann drei, dann vier ...

Wer nicht weiss, was er zu Weihnachten schenken soll, liegt mit einer CD-ROM fast sicher richtig - wenn der/die Beschenkte schon ein passendes Notebook besitzt. Die CD-ROM nimmt scheinbar immer mehr den Platz des gedruckten Buchs ein - speziell als handliches Geschenk, das sich im Notfall auch umtauschen lässt.


... und jetzt gibt es schon hunderte CDs im Angebot. Die österreichische Redaktion hat stellvertretend solche Silberscheiben herausgesucht, die ihr am interessantesten erschienen.

Spielerisches Wissen

Wissen ist ein entscheidender Faktor in unserer Welt. Also wird mit Wissen geködert. CD-ROMs - so sie nicht reine Spiele sind - werben mit Wissensvermittlung. Aber dann ist doch noch ein Spiel auf der CD versteckt, weil Wissensvermittlung heute locker und lustig zu geschehen hat. Zur Wissensaneignung will man verführen und Multimedia macht's möglich.

Vom TV-Konsum verwöhnte Menschen haben halt auch andere Erwartungen und kommen sich schon furchtbar aktiv vor, wenn sie nicht nur berieselt werden, sondern sich selbst mausklickend in einem Programm entlangtasten.

Die neuen CDs erfüllen diese Ansprüche immer besser, die Möglichkeiten, die in der Technologie stecken, werden immer mehr ausgeschöpft. So schlägt die CD «Modern Times '97» des ORF sehr gekonnt die Brücke zwischen TV-Konsum und interaktiver Aneignung. Die Beiträge des ORF-Magazins werden zwar auf einem anderen Medium wiederverwertet, aber doch so strukturiert, dass ein neuer Nutzen entsteht. Ein Suchraster nach Themen und Stichwörtern lässt ein aktuelles Technologielexikon entstehen. Der Clou dieser CD ist aber ein sich durchziehendes Quiz, dessen Teile als über 100 Fragen per Zufallsprinzip auftauchen und beantwortet werden müssen, damit man weitermachen kann. Es sind auch K.O.-Fragen eingebaut, die einen an den Start des Spieles zurückwerfen. Jede richtig beantwortete Frage bringt einen Punkt, und jeder, der 100 Punkte erreicht, wird ins Modern Times-Studio eingeladen. Ein starker Anreiz, die komplette CD durchzuerleben! Zusätzlich bietet die CD auch Fenster ins Internet, wobei 10 Stunden Internetsurfen über A-Online gratis angeboten werden. Die Zusammenarbeit mit der österreichischen Post macht's möglich.

Denn die CD-ROM wird exklusiv in allen Postämtern erhältlich sein, sichtbares Zeichen der Kooperation von ORF und Post, aber auch Startschuss der Ausweitung des Geschäftsfeldes der Postämter, die künftig Umschlagplatz für diverse Waren aller Art werden sollen. Werden sich auch Schweizer Postämter zu einem «Warenhaus» entwickeln?

Lexika an allen Orten

Über das Internet gehen aber auch andere, die diese Entwicklung mit mehr Nachdruck verfolgen können als der ORF: Microsoft zum Beispiel. Das hauseigene Lexikon Encarta ist nun in zwei Versionen mit unterschiedlichem Schwerpunkt zu haben. Die Encarta '98 Enzyklopädie ist ein Lexikon mit 33'000 Artikeln, von denen etwa die Hälfte mit «Medienelementen» ausgestattet ist - seien dies nun Fotos, Diagramme, Karten, Tondokumente, 360°-Panoramabilder oder Videos. Die Suchfunktionen ermöglichen die Suche nicht nur nach Stichwörtern oder Text, sondern auch nach bestimmten Multimediaformaten. Was die Internet-Anbindung betrifft, so geschieht dies auf zweierlei Art und Weise. Einerseits gibt es neben der Literatur-Referenz mit 3'300 Titeln auch eine Web-Referenz mit 1'000 Links, die den Benutzer zum Beispiel bei einem technischen Artikel zur Webpage des MIT führen könnte. Zum anderen bekommt man mit dem Kauf der CD ein monatliches Chronik-Update kostenlos dazu, so dass Chronikartikel über Personen oder Länder immer auf dem neuesten Stand sind. Als Browser ist, wer hätte das gedacht, der Internet Explorer - wie bei allen Microsoft Produkten - gratis dabei. Um Telefonkosten zu sparen, kann der Benutzer natürlich auch Teile dieses Update nicht in Anspruch nehmen.

Als Bruder gibt es den Encarta '98 Weltatlas mit über einer Million Ortsnamen und zahlreichen Artikeln, die jeweils mit bestimmten Ländern oder Orten verknüpft sind. Daneben werden auch noch statistische Daten angeboten, aus denen sich Tabellen zusammenstellen lassen. Ausserdem ist auch vorgesehen, dass man eigene Anmerkungen dazu verfasst, die dann als «Pins» in die Karten gesteckt werden. Während sich Encarta '98 als «grosses» Lexikon versteht und auf Basis des 29-bändigen Grolliers erstellt wurde, ist die LexiRom '98 das kleine Lexikon für den täglichen Gebrauch und fusst auf dem 3-bändigen Meyer und dem Duden.

Die Konkurrenz hat es da leichter, da sie die Wissensbasis selbst herstellt. So gibt es bei Bertelsmann klassisches Wissen zum Sonderpreis. Das Universallexikon enthält in der aktualisierten Ausgabe für 1998 rund 70'000 Stichwörter. Stichwort- und Volltextsuche erleichtern das Auffinden der gesuchten Begriffe und Daten. Das Lexikon für den täglichen Gebrauch wird nun mit einer zweiten CD-ROM zum Thema «Meilensteine der Weltgeschichte» aufgewertet. Attraktiv wird diese CD durch Animationen und 3D-Illustrationen, die Geschichte anschaulich machen. Beide CDs werden im kostengünstigen Paket «Bertelsmann Universallexikon '98» angeboten.

Das neue Lexikon der Weltmythologie von Koch kostet natürlich noch den Standardpreis für eine CD. Das Thema liegt voll im Trend der Zeit, nämlich sich mit alten Mythen zu beschäftigen. Den Göttern von 14 Kulturen aus aller Welt kann man hier auf der Spur sein. Es ist ja selten nüchtern-rationales Wissen, das die Menschen bewegt.

Literatur in Silber

Für Schöngeister, bei denen Wissen und Bildung Hand in Hand gehen, wurde eine interessante Reihe gestartet: Eines der wenigen Beispiele, wo Literatur sinnvoll auf CD-ROM gepresst wurde. Im allgemeinen ist Literatur in Buchform besser aufgehoben, aber die Kombination von Text und Lesung des Autors besticht trotzdem. Zusatzfunktionen wie Eselsohr als Seitenmarker, das Hinzufügen eigener Notizen oder das rasche Auffinden von Zitaten im Suchmodus erleichtern das intensive Studium. Als Leser, der das Hin- und Herblättern bei Fussnoten und Anmerkungen beinahe hasst, schätze ich eine Funktion besonders: Das Einblenden der Fussnoten per Mausklick (hier findet man auch alle «Austriaca» erläutert). Das ist eine Qualität dieser CD-Edition, die auch einen Buchliebhaber überzeugt.

Ergänzendes Material bieten die CDs ausserdem: Eine Biografie des Autors, Fotos, Videos, Kritiken usw. Als erste Scheibe erschienen in unserem östlichen Nachbarland Texte von Helmut Qualtinger «Wien wird wieder Weltstadt», auf der zweiten CD liest Peter Turrini «Rozznjagd». Insgesamt 12 CDs von österreichischen Autoren sind dieser Edition des Sessler-Verlags und der «Kunst Loesung Multimedia Network» geplant.

Was die Redaktion spielt

Microsoft ist unter die Spiele-Hersteller gegangen und tritt natürlich gleich mit einem Paukenschlag auf. «Age of Empires» heisst das Strategiespiel, für das Bruce Shelley, der Entwickler der Erfolgsprodukte «Railroad Tycoon» und «Civilization», engagiert wurde. Der Benutzer kann unter zwölf verschiedenen Kulturen auswählen, die ihn von der Steinzeit in die Hochkultur führen sollen. Dabei kann man jedem einzelnen seiner Untertanen detaillierte Befehle geben. Zum Beispiel sollte man dem ersten Untertanen beibringen, wie er auf die Jagd geht und Feuer macht, denn nur wer genug zu essen hat, kann sich hinsetzen und Erfindungen machen. Neben diesen Kampagnen gibt es auch noch einzelne Szenarien wie die Schlacht von Issos, bei der man wahlweise die Armee Alexanders oder der Perser zum Sieg führen kann. Zusätzlich ist auf der CD auch noch ein Szenario-Editor, mit dem sich neue Szenarien entwerfen lassen, und die heute schon obligatorische Anbindung an das Internet, über die mehrere Spieler gemeinsam spielen können.

Wer weniger entwickeln und gleich in einen Konflikt mit modernsten Kampfmitteln einsteigen will, ist bei Battle Isle II bestens bedient. Das Spiel ist zwar nicht neu, doch eines der intelligentesten Strategiespiele, das noch dazu über eine tolle Grafik verfügt. Ausserdem bekommt man es auf der Jump Start 1 von SoftMaker im Pack mit zahlreichen Demo-Versionen von der Simulation Siedler II über das Adventure Tomb Raider bis zum Jump-And-Run Spiel Pandämonium.

Viel Nützliches auf einer CD

Von SoftMaker haben wir uns auch die Jump Start 3 angesehen, die neben einer Testversion von SoftMakers Office Professional '97 und Vollversionen von Tabellenkalkulation und Textverarbeitung auch eine kraftige Ladung Schriften und Cliparts enthält. Zudem gibt es 450 hochauflösende Bilder der NASA, die von oft gesehenen Aufnahmen bis zu seltenen oder wirklich atemberaubend schönen Bildern reichen. Da man am Internet nicht mehr vorbeigehen kann, ist natürlich auch die obligatorische Zugangssoftware von Compuserve und AOL vorhanden. Neben dem Browser Netscape Navigator 2.01 ist eine gelungene E-Mail-Software zur Stelle. Pronto Mail ermöglicht es, die E-Mail der gesamten Familie zu verwalten und beherrscht auch Einbettung von Grafiken in Briefe oder ähnliches. Die Oberfläche erinnert dabei an die amerikanischen Kinderprogramme mit einem zotteligen Hund, der verbale Hilfe gibt, einem Schrank mit bunten Schubladen, der die Briefe aufnimmt und einem schwarzen Brett, das über eingegangene Briefe informiert.

Ausserdem gibt es noch den kompletten Popmusik-Katalog der Firma JPC. Vor Weihnachten sehr praktisch, um Geschenke zu bestellen, da sich nach Musikrichtungen, Titeln oder Interpreten suchen lässt. Nach Weihnachten wird man ein weiteres Feature dieses Katalogs schätzen: Es ist eine Datenbank verfügbar, mit der man CDs erfassen kann, um sodann nach Interpreten, Musikrichtung, CD-Titel oder einzelnen Liedern zu suchen. Bei Titeln, die auch JPC in seinem Angebot führt, wird die Sache noch einfacher, da man die Daten einfach importieren kann und sich so die Tipperei spart. Nur Freunde von Volksmusik, Klassik oder Jazz werden enttäuscht sein, da diese drei Stilrichtungen jeweils in eigenen Katalogen vertreten sind, die auf Jump Start 3 nicht enthalten sind.

Christine & Michael Köttl




MOBILE TIMES Home Letzte Überarbeitung: Montag, 3. Mai 2004
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