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Artikel aus Mobile Times 2

Raum-Kommunikation

Zwar wird viel von Satelliten-Handys geredet, doch realisiert sind diese Systeme derzeit noch nicht, obwohl weltweit am Aufbau der nötigen Infrastruktur gearbeitet wird. Was es aber schon jetzt gibt, sind Telefone für die geostationären Inmarsat-Satelliten.


Nun ist eine neue, leichtere Generation mit dem Namen Mini-M auf den Markt gekommen. Diese Geräte wiegen mit zwei Kilogramm weniger als ein Laptop und sehen auch so aus, wobei der Deckel als Antenne fungiert. Dank verbesserter NiCad-Akkus bleiben die neuen Zwerge bis zu 48 Stunden auf Empfang, und auch die Sprechzeit ist mit 150 Minuten schon in Bereichen, wo man diese Geräte wirklich unabhängig von Fahrzeugen betreiben kann.

Der Tarif ist zwar deutlich höher als bei einem Handy, dafür lässt sich damit - wenn man gerade nicht auf einer Pazifikinseln unter Palmen liegt - auch in entlegeneren Regionen der Schweiz telefonieren, was bei einem Handy ja nicht immer möglich ist.

Satelliten nicht nur fürs Fernsehen

Dass Satelliten unzählige Fernsehprogramme übertragen, ist heutzutage schon allgemein geläufig, und tausende von Satellitenschüsseln «verzieren» das Stadtbild. Was liegt näher, als Videokonferenzen, die ja gedanklich immer noch an hochleistungsfähige Glasfasernetze gebunden sind, über Satellit abzuwickeln. Dies liegt umsomehr auf der Hand, da mit dem MPEG-2 Standard eine leistungsfähige Komprimierungsmethode vorhanden ist.

So entwickelte die amerikanische Firma LNR Communications ein satellitengestütztes Videosystem mit einer 2 Meter-Antenne und einem Gesamtgewicht von 185 kg, das so aber noch nicht wirklich mobil im Sinne eines Handys ist, auch wenn man es in nur 30 Minuten aufbauen kann. Dafür ist es aber auch nicht gedacht, denn es bietet 9 Mbps Video-Übertragung im MPEG-2- oder ETSI-Standard auf beiden von Intelsat verwendeten Frequenzbändern und ist im Prinzip die Weiterentwicklung der mobilen Fernsehstationen, die wir seinerzeit bei CNN in Bagdad gesehen haben.

Aber auch für Inmarsat gibt es schon Videokonferenzsysteme, und die sind sogar wirklich mobil. Die Geräte dafür sind naturgemäss etwas sperriger als einfache Satellitentelefone wie das 11 kg schwere Mobil-System von Scotty, das aber selbst noch nicht satellitenfähig ist, sondern wahlweise an ein Inmarsat-B-Telefon, ein ISDN-Netz oder an ein normales Telefonnetz angeschlossen werden kann.

Nahe Satelliten für kleine Geräte

Neben den geostationären Inmarsat- und Intelsat-Systemen gibt es zunehmend Systeme von kleinen Satelliten in niedrigeren Orbits. Der Nachteil dieser Systeme ist, dass mehr Satelliten erforderlich sind, um die Erdoberfläche auszuleuchten, und dass man Übergabeprotokolle ähnlich wie beim GSM verwenden muss, da sich diese Satelliten bewegen. Der grosse Vorteil aber ist, dass die Bodenstation weniger Sendeleistung benötigt und daher kleiner sein kann.

Die drei grossen sind dabei Odyssey, Iridium und Globalstar, die auch schon ein Abkommen über die Aufteilung der ihnen zugeteilten Frequenzen geschlossen haben. Dieses Abkommen wurde von der FCC (Federal Communications Commission) genehmigt und soll es erleichtern, in anderen Ländern die nötigen Lizenzen zu bekommen. Jedoch wird ab 1. 1. 1998 ohnehin das Liberalisierungsabkommen der ITU (International Telecommunications Union) in Kraft treten, so dass eine zentrale Lizensierung der Frequenzen ausreichend sein wird, und zusätzliche nationale Lizenzen (zum Leidwesen der Finanzminister) entfallen.

Und genau zu diesem Zeitpunkt, nämlich Anfang 1998 will Globalstar auch schon seinen Betrieb aufnehmen. Dabei soll sich der Verkauf auf lokale Service Provider stützen. Geplant ist vor allem ein Dualmode-Gerät, mit dem der Mobiltelefonierer sowohl das Satellitennetz von Globalstar als auch das lokale GSM-Netz nutzen kann. Denn zum Beispiel in der U-Bahn hat ein Satellit überhaupt nichts zu melden, jedoch GSM-Betreiber können auch in den Tunnelröhren ihre Sender installieren.

Der Hauptkonkurrent Iridium wird voraussichtlich erst Ende 1998 den Betrieb seines Handy- und Pager-Netzes aufnehmen, obwohl schon im Januar 1997 damit begonnen wurde, die ersten Satelliten in ihre Umlaufbahn zu bringen. Aber Iridium kreist tiefer und benötigt daher mehr Satelliten. Daher dauert es auch länger, alle in ihre Bahn zu bringen. Dafür wird man beim Telefonieren weniger Saft benötigen, was sich in längeren Akku-Betriebszeiten niederschlagen wird.

Einen völlig anderen Vertriebsweg will der dritte grosse Betreiber Odyssey einschlagen: Ab 1999, wenn das Netz in Betrieb geht, sollen die lokalen Netzbetreiber die Dualmode- Handys von Odyssey unter die Leute bringen. Auf diese Art hofft man sicherzustellen, dass die etablierten GSM-Netze in den Satelliten keine Konkurrenz, sondern eine Erweiterung sehen. Diese Handys werden aber etwas grösser sein, da Odyssey ein MEO-System ist, das in stattlichen 10'354 km Höhe kreisen soll, und das erfordert schon etwas mehr Energie.

Kleinsatelliten für jedermann

Doch auch kleinere Betreiber drängen auf diesen Markt. So bietet die deutsche OHB Teledata ihr Safir-System an. Dabei sind zirkumpolare LEO-Satelliten in 670 km Höhe geplant, welche die Erde in 98 Minuten umkreisen. Für eine Vollversorgung sind daher pro Grosskreis 44 Einheiten notwendig.

Der erste Satellit wurde 1994 auf seine Bahn gebracht und wird noch bis 1999 seinen Dienst verrichten. Nach dem Austesten begann 1995 die erste Stufe der kommerziellen Nutzung mit drei Satelliten, die an jedem Punkt ihrer Bahn eine tägliche Versorgung von 100 Minuten bereitstellten. Mit 150 Gramm leichten Stationen und einer Datenrate von 300 bps ist Safir ideal für Lösungen, bei denen nur wenige Daten übertragen werden müssen - zum Beispiel die Übertragung der mittels GPS ermittelten Fahrzeugstandorte an die Zentrale.

Ein anderes Netz, das ebenfalls schon im Probebetrieb steht, ist Orbcomm, ein System aus 36 LEO-Satelliten, das allerdings nicht als Telefonnetz, sondern als Paging-Netz gedacht ist. Seit 1997 bietet man neben Paging auch eine 2400 bps-Verbindung zum Internet an.

Ebenfalls eingeschlossen ist eine billige Ortsbestimmung mit einer Genauigkeit von ±375 Meter pro Durchgang, wobei sich aber - ähnlich dem Differential-GPS - die Genauigkeit durch die Überlappung mehrerer Messungen steigern lässt. Neben Mobilgeräten mit einem Gewicht von rund 340 Gramm sind auch feste Installationen vorhanden, mit denen man zum Beispiel Messergebnisse abgelegener Orte, bei denen eine Kabelverbindung zu teuer ist, nicht länger physisch abholen muss, sondern die Daten über Satellit ins Hauptquartier holen kann.

Nicht nur Kommunikation

Satelliten werden aber nicht nur für die weltweite Kommunikation eingesetzt, sondern auch für die Beschaffung von Informationen. Ein Beispiel dafür, mit dem wir täglich konfrontiert werden, sind Wettersatelliten, die erst die zunehmend genauen Prognosen möglich machen. Bei Meteosat-6 zeigte sich allerdings nach der Inbetriebnahme ein unregelmässiges Schwanken der Bildhelligkeit um bis zu 25%. Damit war der Satellit für genaue Prognosen unbrauchbar, denn wenn die angezeigte Meerestemperatur um 15° C schwankt, was soll man damit anfangen? Ein speziell dafür entwickeltes Programm kann diese Messfehler korrigieren, so dass trotz des schweren Satellitenfehlers zuverlässige Prognosen möglich sind.

Und wenn wir schon das Fernsehen erwähnt haben und dabei an die Unmenge von Satellitenschüsseln dachten, die unsere Städte verzieren, soll natürlich auch nicht unerwähnt bleiben, dass man in den Ferien längst nicht mehr auf das gewohnte Satellitenfernsehen verzichten muss. Denn es gibt bereits 50 × 50 cm grosse Flachantennen, die sich auf Wohnmobile, Wohnwagen, Lastwagen oder Schiffe montieren lassen, um somit von Spanien bis Südschweden und von Irland bis Mittelitalien die Programme von Astra empfangen zu können.

Michael Köttl




MOBILE TIMES Home Letzte Überarbeitung: Montag, 3. Mai 2004
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