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Artikel aus Mobile Times 2

Notebookherbst

Diesmal konnten wir eine wirklich interessante Auswahl an Notebooks testen: das Digital HiNote Ultra 2000 - derzeit sicher das absolute Spitzenpferd auf dem Markt; das MaxData Artist, ein echtes Arbeitspferd und schließlich das Toshiba Libretto, der kleinste Windows 95 Rechner auf dem Markt.


Der Trend geht weg von kleinen Dicken zu flachen Grossen. Ein Paradigmenwechsel bei der Notebookkonzeption.

In den letzten Jahren war ein Hauptargument bei Notebooks die Grösse - oder vielmehr die Kleinheit -, die allerdings oft mit einer Zunahme der Dicke erkauft werden musste. Denn wenn man in dem multimediafähigen Hochleistungsgerät neben Soundkarte, hochauflösender Grafikkarte auch noch zwei PCMCIA-Slots und ein CD-ROM Laufwerk unterbringen will, und dabei aber um noch einen Zentimeter schmäler sein soll als die Konkurrenz, muss man die Komponenten einfach aufeinander stapeln.

Einer der Höhepunkte dieses Trends war das Butterfly-Thinkpad von IBM, das eine sich selbst auffaltende Tastatur benötigte, so klein war es schon. Und hier zeigt sich auch das Hauptproblem dieser Strategie: Tastatur und Display schrumpfen in gleichem Masse wie die Aussenmasse des Notebook immer mehr zusammen, so dass Eingaben erschwert werden, und die hochgezüchtete Grafikkarte nur ein briefmarkengrosses Bild liefern kann.

Trendwechsel

Doch nun kehrt sich dieser Trend um. Digital präsentierte mit dem HiNote Ultra 2000 das genaue Gegenteil dieser Theorie. Das Gerät ist gross - so gross, dass ein 14.1 Zoll-Display Platz hat - und das ist bei einem TFT-Bildschirm ja reine Bildfläche ohne den schwarzen Rand, der bei herkömmlichen Monitoren das Bild verkleinert. Auch die Tastatur hat grössere Tasten als man dies von bisherigen Geräten gewohnt ist, und zudem noch eine grosszügige Handballenauflage. Dennoch hat man natürlich auch bei diesem Gerät wieder Platz eingespart, denn die Komponenten liegen nun nebeneinander statt übereinander, und damit ist dieses Notebook flacher als alles andere auf dem Markt.

Die Grösse dieses Display lässt sich auch ausnutzen, denn das Herz des Geräts ist ein Pentium MMX mit 166 MHz, wodurch bei bewegten Bildern erst die rechte Freude aufkommt: DVD-Filme kann man jetzt wirklich am Notebook vorführen - vorausgesetzt allerdings, man gibt sich nicht mit üblichen 16 Megabyte Hauptspeicher zufrieden. Wer wirklich Wert auf bewegte Bilder und grosse Grafiken legt, sollte auf jeden Fall mehr Speicher hineinpacken.

Auch sonst ist einiges Interessante im HiNote Ultra verpackt. So hat das Notebook zwei Einschübe, deren einer die Festplatte, der andere wahlweise CD- oder Floppy-Laufwerk aufnimmt. Das interessanteste Feature für uns ist aber ein integriertes Modem mit 56 kbps. Statt also wie bisher ein Modem über die serielle Schnittstelle anzuschliessen und dort dann das Telefonkabel anzustecken, steckt man hier das Telefonkabel direkt in das Notebook hinein, was wieder Reisegepäck spart.

Einzig in dem Moment, wenn man über eine Telefonanlage an das Netz geht, muss sich der Benutzer genau ansehen, welche Initialisierungsstrings für das Modem zu verwenden sind. Denn uns passierte es, dass nach dem Anstecken das Telefon mehrmals zu klingeln begann und erst aufhörte, als wir im Internet eingeloggt waren - ein Erlebnis, dass wir bei unserem alten externen Modem nicht hatten. Leider hatten wir das HiNote nur eine knappe Woche zur Verfügung und ausserdem noch in der englischen Version, so dass wir dieser Geschichte nicht auf den Grund gehen konnten.

Unser Blitz-Schluss: Wer sich ein HiNote Ultra 2000 mit allem Zubehör leisten kann, benötigt bestimmt keinen Desktop-PC mehr.

Arbeitspferd

Natürlich kostet dieses Wunderwerk auch einiges. Wer mobile Computerleistung für weniger aufwendige Dienste benötigt, kann zum Beispiel zum Bristol von Artist greifen, der nur wenig mehr als 3'000 Franken kostet.

Diese Marke, die bei uns vielleicht zu Unrecht noch kaum bekannt ist, liefert eine ganze Reihe Mid-Range Notebooks, die genauso wie das Digital HiNote Ultra zum TouchPad als Zeigeinstrument greifen. Die Vorteile sind mannigfaltig: Im Unterschied zu Trackball oder Pointer gibt es keine mechanisch bewegten Teile, die sich abnützen können. Auch entfallen Lücken oder Spalten, durch die Staub eindringen kann. Doch ist uns beim Testen aufgefallen, dass alle TouchPads - egal ob bei Digital oder Artist - dazu neigen, von selbst zu «klicken». Einer der wenigen Fälle, wo man es schätzt, dass bei Windows alles und jedes bestätigt werden muss (Wollen sie das jetzt wirklich machen? Wirklich??? [Ja] [Nein] [Hilfe]), bevor es in Aktion tritt.

Die Ausrüstung des Artist Bristol lässt für den Normalgebrauch kaum Wünsche offen und enthält neben Diskette und CD zum Wechseln auch die obligatorische Soundkarte sowie die mittlerweile üblichen 16 MByte RAM. Die 12.1 Zoll DSTN-LCD Anzeige kann natürlich niemals so brillante Bilder liefern wie TFT, ist jedoch zum Arbeiten mehr als ausreichend. Und damit man auch gleich loslegen kann, ist auch schon Microsoft Word 97 und Microsoft Works 4.0 vorinstalliert. Works ist sozusagen der kleine Bruder des Microsoft Office-Pakets und enthält eine Textverarbeitung, eine Datenbank und ein Spreadsheet sowie zahlreiche Dokumentvorlagen und Muster, damit man sofort mit der Arbeit beginnen kann.

Das Kleinste

Wer es noch viel kleiner und kompakter liebt, sollte das Libretto 50 von Toshiba wählen, das kleinste Windows 95 Notebook. Externe Laufwerke werden hier nicht in Einschüben untergebracht, sondern über PCMCIA angeschlossen. Das hat zwei Nachteile: Man kann nicht gleichzeitig das Disketten-Laufwerk und zum Beispiel eine Modem-Karte nutzen, da es nur einen PCMCIA-Steckplatz gibt. Man kann kein CD-Laufwerk anschliessen, da es so etwas weder im Lieferumfang noch im optionalen Zubehör gibt.

Hier frage ich mich natürlich, wie ich nun ein neues Programm installieren soll. Genauer gesagt, ich frage mich nicht, denn bei genauerer Untersuchung stellte sich heraus, dass auf dem Libretto die Disketten-Version (!) von Windows 95 installiert war, die ja aus über 20 Disketten besteht. Da aber heute Software meist auf CD geliefert wird, fragt man sich doch, wie sich andere Programme installieren lassen. Man könnte nun eine Verschwörung von Toshiba und Microsoft - von dem ja die vorinstallierte Software ist - vermuten, doch kann man ja auch andere Microsoft-Programme nicht installieren.

Positiv ist uns das leichte An- und Abstecken an der Dockingstation aufgefallen, die bei diesem Winzling ja unabdingbar ist. Auch hat Toshiba den TrackPointer nicht in der Tastatur sondern neben den Monitor installiert und nicht mit einer Gummikappe, sondern mit einem Filzüberzug versehen, was ein Abrutschen fast unmöglich macht und die Sicherheit bei der Maussteuerung wesentlich verbessert.

Dadurch ist das eigentliche Display relativ klein geraten - man stelle sich vor, wie ein typischer Win '95-Bildschirm aussieht, wenn man ihn auf ein Viertel schrumpft. Wer das Gerät nicht auf den Knien abstellt wie herkömmliche Notebooks, sondern in der Hand direkt vor dem Gesicht hält, bekommt wieder einen normalen Eindruck.

Toshiba konnte zum Zeitpunkt der Libretto-Entwicklung noch nicht wissen, dass es für so kleine Geräte ein eigenes Betriebssystem Windows CE geben wird, das mit der Schrift und der Display-Aufteilung besser für so kleine Anzeigen geeignet ist als Windows 95, das ja für normal grosse Monitore gedacht ist.

Dennoch: Es ist das kleinste Windows 95 Notebook, was gegenüber CE-Rechnern jedenfalls den Vorteil hat, dass man normale Programme verwenden kann.

Michael Köttl




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