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Artikel aus Mobile Times 2

GSM in den USA

Roamen wir bald über alle Prärien der Vereinigten Staaten oder setzt sich in den USA die Lobby der eigenen CDMA-Norm durch? Müssen wir gar auf ewige Zeiten mit Plastik roamen und immer auf die europäischen, asiatischen, australischen und zunehmend auch afrikanischen Mobiltelefongebräuche verzichten?

Was ist mit Datenübertragung, Fax und den anderen Annehmlichkeiten des GSM, wenn wir über den grossen Teich fahren?


Es ist ein Tatsache: GSM in den USA hat innerhalb kürzester Zeit festen Fuss gefasst, auch wenn der Siegeszug in den Vereinigten Staaten nicht so spektakulär wie im Rest der Welt ausfallen dürfte. Es wird, wie bereits in MOBILE TIMES 1 (Seite 19) festgestellt, eher zu einem Vierkampf zwischen CDMA, GSM, PACS und TDMA kommen.

Die GSM-Szene in den Staaten ist nicht so leicht zu übersehen wie in Europa oder Australien. Durch die spezielle Art der Frequenzvergabe gibt es keine digitale Technik, die eine vollständige Flächendeckung der USA für sich in Anspruch nehmen kann. Daher gibt es auch keinen Netzbetreiber, der von sich behaupten kann, die Vereinigten Staaten mit seinem digitalen Netz abzudecken.

Wer welchen Netztyp betreibt oder plant, kann einem nicht einmal die US-Behörde FCC sagen, die für die Frequenzvergabe, nicht aber für die Technik, welche die Netzbetreiber verwenden, verantwortlich ist.

Die Zahl der US-Mitglieder des GSM-MoU ist schon recht beeindruckend, doch sagt auch das nicht unbedingt etwas über die verwendete Technik aus. So ist etwa die Communication Ventures Corp., eine Gruppe von mehreren kleinen Lizenznehmern, beim letzten MoU-Meeting aufgenommen worden. Gleichzeitig damit meldete aber auch North American Wireless (NAWI), ein Zusammenschluss von mehreren Gruppen, die den Qualcom-Standard CDMA unterstützen, dass die gleiche Gruppe auch NAWI beigetreten ist.

Umgekehrt haben wieder einige Netzbetreiber, die noch gar nicht dem GSM-MoU beigetreten sind laut Informationen von Omnipoint bereits ihren GSM-Betrieb aufgenommen,.

Dennoch glauben wir, dass es uns gelungen ist, die derzeit aktuellste Zusammenstellung der GSM-Situation in den USA zu produzieren. Tabellarisch finden Sie die Netzbetreiber im Kasten unten, und grafisch haben wir die Situation auf der Karte auf der nächsten Seite dargestellt.

Zu bemerken ist noch, dass sich im August 1997 sieben Netzbetreiber (sechs aus den USA sowie die kanadische Microcell) zu einer Allianz zusammengeschlossen haben, die gegenüber den Kunden als ein System auftreten will. Seit August hat man allerdings wenig von dieser GSM-Alliance gehört, die dem Benutzer gegenüber wie ein nationaler US-Betreiber auftreten will.

Mobile Data

Dafür ist Intel um so aktiver. Die Chip-Spezialisten haben nämlich inzwischen begonnen, ihre «Mobile Data Initiative», die sie im Frühjahr 1997 in Europa gestartet haben auch nach Nordamerika zu tragen, und die «Chip-Leader» wollen sich dabei ausschliesslich auf GSM stützen. Zumindest für Wirtschaftstreibende und reisende Manager kann das den Kick geben, der dafür sorgt, dass GSM der wichtigste digitale Mobilfunkstandard in den Staaten wird.

Die Betreiber

Die Netzbetreiber, die ihr Netz bereits in Betrieb haben, stellen damit aber noch lange nicht den Anspruch, bald flächendeckend zu sein. Schliesslich sind die USA in weiten Bereichen nach unseren Begriffen sehr dünn besiedelt, und eine Coverage, die fast keine Teilnehmer bringt, können sich die US-Betreiber noch weniger leisten als ihre europäischen Vorbilder. Schliesslich sitzen ihnen ja die Aktionäre am Hals. Dass das sehr häufig die Pensionsfonds gerade der Leute sind, denen der Netzausbau nicht schnell genug gehen kann, ist eines der Geheimnisse der freien Wirtschaft, in die wir Europäer erst langsam einzudringen beginnen.

Schauen wir uns also die Netzbetreiber an - wo sie aktiv sind bzw. aktiv werden sollen, ist ja auf der Karte zu sehen:

Ein Side-Step

Amerika besteht bekanntlich nicht nur aus den USA, wenn es auch das bevorzugte Zielland für Reisende aus Europa ist - unabhängig davon, ob die Reise beruflich oder privat ist. Dennoch tut sich auch in anderen Bereichen des Doppelkontinents in Bezug auf GSM einiges.

In Kanada hat Microcell Telecom seit 1996 ein GSM 1900 Netz im Betrieb. Glaubt man den Microcell-Karten, so ist der Süden Kanadas schon recht gut versorgt. Die Lizenz erlaubt die Ausdehnung der Versorgung auf ganz Kanada.

Die Karibikinseln Guadeloupe und Martinique sind rechtlich ein Teil Frankreichs. Das erklärt, warum es dort ein Netz nach dem ursprünglich nur zwischen Deutschland und Frankreich geplanten GSM 900 Standard gibt: France Caraibe Mobile heisst das Netz, mit dem es leider noch kein Roaming gibt.

Mit Chile und Venezuela ist Roaming auch technisch noch nicht möglich, weil es dort noch keine Netze gibt. Die Betonung liegt hier auf «noch», denn in Chile wurden bereits zwei GSM 1900-Betreiber lizenziert, und wenn alles klappt, wird der erste noch vor dem Jahreswechsel 1997/98 in Betrieb gehen.

Über das GSM 1900-Netz, das in Venezuelas ölreichem Maracaibo-Gebiet von der Infonet Caracas geplant ist, liegen noch keine Terminpläne vor.

Resumée

Es braucht keinen Propheten, um vorauszusagen, dass wir 1998 weitere Roaming-Abkommen mit US-Betreibern haben werden. Kommen dann auch noch die von der letzten GSM-MoU-Vollversammlung initiierten Dreiband-Handys genau so schnell, wie die Dualband-Geräte auf dem Markt waren, dann steht dem grenzenlosen GSM-Einsatz nichts mehr im Wege, denn auch in der Wüste wird man dann über Iridium nach dem GSM-Standard erreichbar sein.

Franz A. Köttl

GSM AllianceSonstige MoU-MitgliederSonstige Nicht-MoU
Aerial Communications (APT)Airadigm Comm. Inc.Americall International
Bell South MobilityAmerican Personal Comm. (Sprint Spectrum)Northern Michigan PCS
OmnipointCentral Wireless PartnershipPCS 2000 L.P.
Pacific Bell Mobile ServicesCommunication Ventures Corp. (XX) 
Powertel PCS Partners (Intercel)Conestoga Wireless 
Voice Stream Wireless/Western WirelessDigiphone PCS Mobile (Mobile Tri-States L.P.) 
 NPI Wireless 
 PCS One Inc. 
 Pocket Communications/DCR PCS 
 South East Telephone Inc. 
 Third Kentucky Cellular 



MOBILE TIMES Home Letzte Überarbeitung: Montag, 3. Mai 2004
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